„Maddie." Er fährt sich verwegen durch die Haare. Sie sind zerzaust – er muss schon im Bett gelegen haben. Erst jetzt mustere ich sein Outfit flüchtig und bemerke, dass ich dieses Shirt ausgesucht habe.
Eliza hat mir vor einem knappen halben Jahr zwei Star Wars T-Shirts gezeigt: Eines mit Darth Vader, das andere mit Baby-Yoda. Sie mich gefragt, welches mir besser gefallen würde. Im Nachhinein hat sie dann erst erzählt, dass sie Clives schwarzes Star Wars Shirt eingeschrumpft hätte und er ein neues bekäme...
Und jetzt steht Baby-Yoda vor mir und erzählt mir, wie atemberaubend der Moment mit Maddie war.
„Sie hat immer den Anschein gemacht, als wäre sie so desinteressiert an mir. Also nicht desinteressiert, aber eben... du weißt schon und jetzt so was. Ich..." Clive hält einen Augenblick inne, seine Augen bohren sich in meine und ich kann nicht wegsehen, vielleicht will ich auch gar nicht... „Du zitterst ja total. Komm."
Er lässt mir keine Wahl, sondern schließt seine glühend heiße Hand um meine und zieht mich entschlossen ins Haus. In der Küche schließt er die Tür hinter mir. „Was ist los, Rosie?"
„Nichts... was soll sein? Du wolltest von Maddie erzählen." Mir ist bewusst, dass dieses „Nichts" viel zu schnell kam. Ich beiße mir auf die Zunge und bete, dass die Müdigkeit in ihm ein paar Details übersieht.
Sein Blick ist erdrückend, so sehr, dass ich Yoda anstarre.
„Rosie, du bist die letzten Wochen schon so komisch. Du weichst meinem Blick dauernd aus. Warum kannst du mich nicht ansehen?"
Die Besorgnis in seiner Stimme ist unüberhörbar.
„Ich kann dich ansehen." Diese Lüge kostet mich unendlich Kraft.
Ich spüre Clives Finger unter meinem Kinn und eine Sekunde später drückt er meinen Kopf sanft nach oben, sodass mir nichts anderes übrigbleibt, als ihn anzusehen. Wenn er nur wüsste, was er damit anstellt...
Mein Körper stöhnt unter dieser Berührung. Das schlechte Gewissen droht mich langsam, aber sicher aufzufressen.
„Rosie... bitte. Egal, was es ist, ich bin da. Okay? Wir sind Freunde und... wir helfen einander. Red mit mir, bitte."
Alles in mir möchte den Kopf wegdrehen, möchte ihn aus meinem Blickfeld verbannen. Wieso bin ich an dieses verfluchte Telefon gegangen? Wieso habe ich ihn nicht einfach weggedrückt? Ich hätte wissen müssen, dass diese späten Anrufe nie etwas Gutes bedeuten können.
„Wir wollten über dich und Maddie reden. Du wolltest was erzählen.", flüstere ich. Nicht aus Rücksicht vor den Schlafenden – meine Stimme gibt nicht mehr her.
„Das ist mir sowas von egal, wenn ich weiß, dass es dir nicht gut geht."
„Warum willst du das jetzt wissen?" Es ist mehr ein Flehen um Gnade.
Gnade, von der Clive nichts weiß. Er weiß nicht, dass ich sie von ihm ersuche. Natürlich hat Clive bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Wieso muss er das jetzt ansprechen? Wieso kann er mir nicht meinen Plan vergönnen?
Es war alles so schön arrangiert – in meinem Kopf. Wir bleiben vor dem Haus stehen, er schwärmt mir von Maddie vor, ich lächle erfreut darüber und leite dann mit einem „Ich hätte da auch was..." vorsichtig zu meinem Thema.
„Weil es irgendwann reicht..." Er hat meine Hand noch immer nicht losgelassen. „Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen, aber so wie du jetzt bist... irgendwas ist doch, Rosie, ich bin nicht blöd."
„Ich... ich..." Ich breche ab und starre auf unsere Hände.
Freunde... reden miteinander, sind ehrlich, lügen nicht.
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CLIVE | ✔
Teen FictionRosemary Adams führt eigentlich ein Bilderbuchleben. Eine glückliche Familie, zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden und eine Leidenschaft für Kunst, die ihre Welt in Farbe taucht. Es fehlt nur noch der Traumprinz, um das letz...
50 - Späte Stunde
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