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POV Kyran

Ich wusste nicht, wie oder wann ich aufgewacht war, wann weiss man sowas auch, aber was ich wusste, was dass Reagan friedlich schlummerte, mich eng umschlingend.
Die Sonne lugte gerade am Horizont hervor, streckte ihre sonnengeküssten Fühler in Form von Strahlen übers Land und brachte Licht in die Leben unserer Untertanen.
Die blonde Schönheit neben mir bewegte sich und rollte sich schliesslich zusammen, sodass ich frei war. Zum Abschied küsste ich sie auf die Stirn und kleidete mich dann in ein frisches Gewand.
Auf geht's zum Kerker. Mal sehen, wie es Erik im Verlies geht.
Leise schlich ich aus dem Zimmer und machte die Tür hinter mir zu. Erst als ich draussen war, ging ich forsch voran und eilte die zahlreichen Stufen hinab.

Sobald ich den Ansatz zu den Treppen erreicht hatte, die zum Verlies führten, begrüsste mich schon ein Wächter, «Eure Majestät», er verneigte sich.

«Irgendwas Neues? Hat er euch irgendetwas verraten?», fragte ich und bedröppelt schwenkten die Wachen ihre Köpfe. Dann musste ich wohl oder übel selbst an den Speck und die Informationen aus ihm herauspressen.

«Einer von euch kommt mit», orderte ich, meine eigene Sicherheit war mir mehr wert als mein Stolz.

So hatte ich sofort, auf Schritt und Tritt den stärksten meiner Wächter neben mir und als wir bei Eriks Zelle ankamen rückte er mir nicht mehr von der Seite, seine Augen auf meinen Grossvater gerichtet. Der Grauhaarige sass lustlos auf dem steinernen Boden, die Arme nach oben gekettet, sodass er nichts machen konnte. Er hatte also schon versucht auszubrechen, die Betonung lag auf versucht.

«Erik», sprach ich ihn an, er war nicht länger mein Grossvater.

Er räusperte sich und blickte auf, «Kyran», der Lykaner legte grinsend den Kopf schief, «Ich habe mich schon gewundert, wann du kommen würdest», trocken lachte er auf, «Dieses blöde Misverständnis, ich wollte dich doch nur vor unseren Feinden schützen. Wer weiss, was das Mädchen mit dir vorgehabt hätte. Wenn sie dich hintergangen hätte, wäre Rubinna die alleinherrschende Macht», schwafelte er vor sich hin.

«Misverständnis? So so, interessant, dass du denkst, dass jemand der sich gewehrt hätte zu seinem Ursprungsland zu gehen, wenn er denn gekonnt hätte. Sie wollte nicht zurück! Sie wollte bei mir bleiben!», schrie ich den Grauhaarigen an und sah wie die Lykanerseite meines Grossvaters sich zurückzog, die Lykaneraura wurde schwächer.
Nicht einmal sein eigener Lykaner ist mit seinem Gerede einverstanden, das sagt genug aus.

«Wie willst du wissen, dass sie dich nicht angelogen hat? Ihre Tante und ihre Mutter waren schliesslich nicht umsonst so froh ihre Tochter und Nichte wieder zu haben. Woher weisst du, dass das nicht alles ihr Plan war? Sie verlassen Rubinna für ein paar Tage und holen ihre Thronerbin aus Saphirna ab. Jetzt hat Saphirna Rubinnas verloren geglaubte Thronfolgerin entführt und Rubinna hat damit jedes Recht Saphirna anzugreifen.»

Ich konnte nur den Kopf schütteln, «Warum hätten sie dann Rubinna alleine gelassen und das ganze Land vorübergehend in Reagans Hände gelegt?», fragte ich, nur darauf wartend, dass er sich selbst verriet.

«Na damit du nur mit der Hälfte der Wachen und Soldaten bei Rubinna einmarschierst und Rubinna dich dann schneller umzingeln und besiegen kann», erklärte er.

«Nun gut, soweit ergibt alles Sinn, aber wie wussten Königin Alexandra und deren Schwester Rina, dass Reagan hier ist?», mein fragender Unterton war eine perfekte Mischung aus Vertrauen und Neugierde.

«Man muss doch den Maulwurf verraten, solange man kann. Sonst vergiesst das eigene Blut, noch bevor man irgendwas gegen den Feind etwas machen konnte», da hatte ich es.

«Du hast Reagan also einfach verraten?», fragte ich und mein Grossvater nickte nur.
Er hätte ja sagen müssen, so ein Mist!

«Respekt», meinte ich nur und verliess die Kerker, ich hatte noch einen anderen Weg an seine Bestätigung heranzukommen.

❥︎ ❥ ❥︎

Seelenruhig beobachtete ich, wie Reagan ihr Frühstück verputzte und über meine Idee nachdachte. Mein Plan, der sie als hauptsächliche Spielfigur beinhaltete. Ich konnte förmlich sehen, wie sie in Gedanken alles abwägte und die Vor- und Nachteile überdachte.

«Also gut, er kann mit sowieso nichts anhaben. Wann fangen wir an?», fragte sie und ass dabei ihr Essen weiter.

«Wenn wir in der Nähe des Eingangs streiten, sollte es gehen. Du musst einfach deine Einstellung mir gegenüber immer im Kopf behalten», gab ich zu bedenken und die blonde Lykanerin nickte, meine Erasthai, meine Seelengefährtin.

Motivierter, als ich es für möglich gehalten hatte, machte sie sich mit mir im Schlepptau zum Eingang des Verlieses und sah mich an, «Wir finden einen anderen Weg, bitte», ich packte ihr Gesicht, «Ich will nicht mit dir streiten», nun sah ich sie flehend und traurig an, während sie mich zärtlich anlächelte.

«Wir schaffen das», und damit entfernte sie sich von mir, atmete tief ein und baute zu mir Blickkontakt auf.

Zittrig seufzte ich und nickte, mir war wohl bewusst, dass sie eine gute Portion meiner Trauer und meines Unwohlseins über unsere Verbindung spüren musste.

«Wie kannst du mir das nur antun! Ich habe dir vertraut, und jetzt finde ich heraus, dass du mich betrügst? Wachen!», schrie ich und meine Wächter sahen mich verwirrt an.

Ich richtete meinen Finger auf meine Erasthai, «Nehmt sie sofort fest!», befahl ich und schüttelte gleich danach heftig den Kopf.

«Jawohl, Eure Majestät», sie ergriffen Reagan zwar, jedoch nicht ganz so fest, wie sie es unter normalen Umständen tun würden.
Nicht, dass meine Wächter meine Erasthai normalerweise halten. Sie halten normalerweise andere Leute...
Von meinem eigenen Selbstgespräch enttäuscht, zwang ich mich wieder in die Realität.

«Bringt sie sofort in einen der Kerker, ich muss mich vorerst beruhigen und den ganzen Papierkram erledigen, den ich aufgeschoben habe», damit kehrte ich meiner Erasthai und den Wächtern den Rücken zu und konnte nur noch auf das Beste hoffen.

Kaum war ich um die Ecke gebogen, überflutete mich eine Unruhe, 'Azrael', kontaktierte ich den Leibwächter meiner geliebten Blondine.

'Bitte wirf dich in eine der Uniformen der Wachen, die für die Sicherung der Kerker zuständig sind und sieh zu, dass Erik Reagan nichts ernsthaftes antut', ich klang weinerlich und ich hasste den Unterton in meiner eigenen Stimme.

'Natürlich Eure Hoheit, ich werde auch zusehen, dass sie einigermassen gutes Essen bekommt', ich konnte sein Grinsen förmlich vor mir sehen.

'Mach dich lieber schnell an die Arbeit, du wirst mich und mein Gefühlschaos schon verstehen, wenn du deine eigene Erasthai findest.'

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Hellö, die Prüfungsphase ist endlich vorbei!
Kyrans und Reagans Geschichte neigt sich einem Ende zu, dafür gibt es am Schluss wieder Platz für neue Ideen. :D

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt