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POV Kyran

Vier Stunden. Vier lange Stunden waren wir in der Luft, reisten mit 10 unserer Kampfhubschrauber an, damit es nicht allzu komisch aussah.

«Wir sind noch 10 Minuten von der Grenze entfernt, Eure Hoheit. Noch 15 Minuten bis zum Schloss, nach Sir Felix' Anweisungen», gab mir mein Co-Pilot Auskunft, nie hätte ich je gedacht, dass es sich lohnen würde einen Hubschrauber-Flugausweis zu haben.

«Felix, Sheila! Ihr beiden macht die Wächter bereit, wir sind in 10 Minuten da!», kommandierte ich und mein Co-Pilot sah mich verwirrt an, «Wir fliegen jetzt auf Höchstgeschwindigkeit», meinte ich dazu nur grinsend und legte auf unsere ohnehin schon hohe Geschwindigkeit noch einen Zahn zu.

Nicht nur Reagan war der Grund für meinen Wunsch so schnell am Schloss anzukommen wie möglich, die grosse, schwarze Regenwolke über uns trug auch seinen Teil dazu bei.
Bald fing es an zu regnen, als hätte es seit Jahrzehnten nicht mehr geregnet.
Ach du scheisse! Wenn wir jetzt landen müssen, dann verlieren wir Zeit! Hoffen wir mal, dass wir es durchschaffen.
Hagel fing an auf uns niederzuprasseln und ich betete nur zu allen Göttern, dass wir es noch bis zum Schloss schaffen würden.

POV Reagan

Ein Sturm wütete um unser Schloss und mir wurde bewusst warum. Ich sass auf dem Thron. Meine Emotionen waren ein einziges Chaos. Und somit hatte ich aus Versehen einen Sturm hervor beschworen.
Ach was soll's? Wenn es einen Sturm gibt, wird es vielleicht schwieriger uns anzugreifen.
Dennoch wollte ich nicht, dass meine Wachen vor dem Schloss ertranken, dementsprechend zwang ich mich zur Ruhe. Regnen tat es weiterhin, der Hagel hatte jedoch aufgehört, was heissen musste, dass der Regen nicht mein Verdienst war. Ein wirklich grosses Gewitter war demnach im Anmarsch.

«Eure Hoheit, Kronprinzessin Reagan, 10 Kampfhubschrauber sind im Anflug», kam eine Wache zu mir gerannt und sah mich leicht panisch an, «Alle Wachen angriffsbereit machen», gab ich dem Haupmann den Befehl und damit die Erlaubnis alle in ihre Ausgangsposition zu bringen.

Er salutierte, bevor er sich umdrehte und sowohl per Mind-Link als auch äusserlich aus vollem Halse schrie, «Alle Mann in Position! Die Flieger von Nord-West! Flugeinheit bereit!»

'Reagan! Wo bist du?', kam Azrael plötzlich zu mir durch.

'Im Thronsaal, bereit Kyran zu besiegen', mein Ton war kühl, eisig gar, so kalt hatte selbst ich mich selbst noch nicht erlebt.

'Bist du sicher, dass du ihn besiegen kannst? Er ist dein Erasthai!', fragte er, 'Jedenfalls, darf ich die Wächter kurz übernehmen? Ich erkläre ihnen nur die Kriegsstrategie, welche mir zugeflogen ist, mit der wir dich so lange wie möglich in Sicherheit wissen können', bat er mich dann um Erlaubnis, welche ich ihm nur zu gerne gab.

Gerade wollte ich aufstehen, um nachzusehen wie es mit dem Wetter aussah, doch der plötzlich stechende Schmerz in meiner Brust brachte mich kurz aus der Balance.
Die berühmten Schmerzen. Das ist also die physische Konsequenz, wenn man von seinem Erasthai zu lange getrennt ist und ihn nicht abgelehnt hat.
Wenn ich gerade noch gestanden hatte, dann tat ich das jetzt definitiv nicht mehr. Das stechende Ziehen in meiner Brust wurde schlimmer und so krümmte ich mich am Boden auf allen Vieren, betete zu unserer Sonnengöttin, hoffte auf Linderung des Schmerzes. Gleichzeitig jedoch wünschte ich mir auch, dass der Schmerz bleiben würde, da dies bedeutete, dass Kyran nicht da war und ich somit nicht gegen ihn kämpfen musste.

Rosen, der Schmerz war wie eine Rose, die Dornen stachen und die Schönheit der Blüte verwelkte. Unser Band welkte.
Angestrengt atmete ich stossweise ein und aus, ich wollte schreien, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken. Niemand durfte mich so sehen, die Wachen nicht, Azrael nicht, meine Mutter nicht, Felix nicht, niemand. Besonders nicht Kyran und schon gar nicht meine Tante. Ich musste Ruhe bewahren. Denn wenn ich jetzt in Panik verfiel, dann war alles verloren.
Mühsam stand ich auf, ging festen Schrittes voran, zurück zum Thron.

'Eure Majestät', meldete sich mein Hauptmann, 'Die Hubschrauber sind gelandet. Bitte bringen Sie sich in Sicherheit.'

Mir wurde mehr und mehr bewusst, wie ernst die Situation war, 'Wachen! Ihr habt mein volles Vertrauen', kontaktierte ich die 30 Wächter vor meiner Tür, 'Wir werden Sie mit unseren Leben beschützen', ihr Versprechen löste bei mir einen Klos in meinem Hals aus.
Sie würden wortwörtlich für mich sterben, ich darf sie nicht sterben lassen.

Ein Blitz zuckte über den Himmel, suchte das andere Ende des Horizonts. Der Sturm nahm Fahrt auf, Regen war nur noch der Vorname von dem, was auf unser Land niederprasselte. Hagelkörner fielen zu Tausenden, nein sogar Millionen, vom Himmel und nahmen von Minute zu Minute an Grösse zu. Die Wolken waren pechschwarz und eine bedrohliche Atmosphäre breitete sich aus. Ich würde mit allem was ich hatte dieses Land und den Thron beschützen.

Ich konnte sie hören. Die Schritte der feindlichen Seite kamen näher. Sie kämpften sich wohl vor, durch die wenigen 100 Wachen, die an jeder Ecke positioniert waren. Aber es gab da noch etwas anderes. Ein Geräusch, welches ich nicht zuordnen konnte. Angespannt sah ich in meine Hand, in der ich den Ring hielt, welcher mit der Kriegserklärung gekommen war.
Der Silberring, der auch an Kyrans Schlüsselbund gehangen hatte. Traurig erinnerte ich mich zurück an den Moment, in dem mich der braunhaarige Lykaner bis auf den kleinen Rand an der Schlossmauer gejagt und sich schliesslich mit mir zusammen hinabgestürzt hatte. Wie wir in dem unsichtbaren Sicherheitsnetz eng umschlungen geschlafen hatten und wie ich zur Weihnachtszeit Kekse gebacken hatte.

Ich erinnerte mich an die Zeit in der ich geglaubt hatte, in Sheila eine neue Freundin und Verbündete zu sehen. Wie wir gemeinsam gelacht und Spass gehabt hatten, wie sie auf meiner Seite gestanden hatte und ich geglaubt hatte, dass sie Kyran und mich wirklich zusammen sehen wollte.
Schritte näherten sich der Tür des Thronsaals und ein kurzes Klopfen kündigte die Person dahinter an, ehe sie sich schwungvoll öffnete und ich nicht anders konnte, als dem braunhaarigen jungen Mann direkt in die Augen zu sehen.
Vor Schreck zog ich scharf die Luft ein.
Warum war er hier?

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt