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«Ein Kuchenstück vom 'Juwel', mit zwei Gabeln?», fragte der Kellner in einem fröhlichen Ton und Kyran nickte darauf nur.

«Gut, dann bin ich gleich wieder da!», schon war er verschwunden, Kyran sah zu mir und ich lächelte ihn nur ruhig an, schliesslich hatte ich keine Ahnung, was gerade ablief.

«Was ist das für ein Kuchen?», fragte ich mit der Hoffnung, dass er mir etwas mehr erzählen würde.

«Das kann ich dir noch nicht sagen. Der Kuchen ist die letzte Überraschung des Tages», meinte er und half mir damit nicht gross weiter.
Was soll das denn bitte heissen?

«Das heisst, ich muss jetzt einfach abwarten», sagte ich mehr zu mir selbst und sah meinen Erasthai nervös an, ich wusste nicht im geringsten, was mich erwartete.

Eine Weile sassen wir still da, warteten auf das Kuchenstück, doch dann wurde der Lykaner in mir zunehmend nervös, «Ich geh' kurz auf die Toilette, ich bin gleich wieder da», damit erhob ich mich von meinem Stuhl und eilte zu den Toiletten, die ich nur dank der Ausschilderung fand.

Kaum im Bad angekommen entspannte ich mich und mein Lykaner atmete auf, es war ihr zu viel gewesen. Verwandeln konnte ich mich hier nicht gut, doch was blieb mir anderes übrig? Also stolperte ich in die hinterste Kabine und liess los. Unterdrückte die Verwandlung nicht, sondern liess meinem Lykaner freien Lauf, Luft zum Atmen. Ich spürte die Stärke, die durch meine Adern pulsieren.
Wie lange habe ich mich nicht mehr verwandelt?
Mich überkam eine Ruhe, meine Lykanerin beruhigte sich wieder und so sass ich in Lykanerform in dieser Toilettenkabine und ruhte mich aus, schliesslich war die Verwandlung kein Kinderspiel.
Als sich mein Körper an meine Form gewöhnt und mein Puls sich beruhigt hatte, fing ich an zu mir selbst zu reden. Innerlich natürlich.
Welches verrückte Huhn redet auch laut mit sich selbst? Ich, genau.

«Wir können später noch durch Wälder laufen, wirklich, aber solange Kyran so nah bei uns ist, wird das schwierig», meine Stimme war ruhig und nur ein Flüstern.

Meine Lykanerin schien zu verstehen und so fand ich mich nur knappe fünf Minuten später in Menschenform auf den Fliesen der kleinen Kabine.

❥︎ ❥ ❥︎

Sobald der Tisch, an dem Kyran immer noch sass, in Sicht kam, schluckte ich schwer. Ein Kuchenstück mit einer Wunderkerze war serviert worden. Als ich schliesslich nah genug war, dass er mich einerseits sehen, andererseits wittern konnte und somit seinen Kopf hob und mich anstrahlte, wurde mir ganz warm ums Herz.

«Alles in Ordnung?», fragte er gleich, während ich mich setzte.

Ich nickte, «Alles bestens», mein Blick wanderte zu dem Kuchen, «Der sieht hübsch aus.»

Kyran grinste bei meinen Worten, «Weisst du, ich wollte nie einer von den kitschigen Leuten sein, aber das hier ist ein Juwel für einen Juwel», er prustete fast los bei seinem eigenen Witz und ich konnte fürs erste nur lächeln, ich wollte ihn nicht in seiner kleinen Rede unterbrechen.

«Ich muss zugeben, anfangs konnte ich dich nicht gut leiden. Aber das hat sich geändert und ich wollte eigentlich fragen, ob sich das nur bei mir geändert hat, oder auch bei dir», er war nervös, unheimlich nervös und so holte er tief Luft, «Andrea Whitetree, willst du, nicht meine Frau, wie bei Heiratsanträgen, sondern meine Freundin sein?»

Wir sollen Freunde sein? Warum nicht! Wenn wir anfangs das Königreich zu zweit führen sollen, dann sollten wir doch gut miteinander auskommen.
Also nickte ich leicht und freute mich als er bis über beide Ohren grinste, «Gut, dann können wir ja jetzt die Wunderkerze anmachen, das Wunder ist geschehen, und den Kuchen essen!»

Wie ein kleines Kind freute er sich, als der Kellner die Wunderkerze anzündete und er nach dem Erlöschen das Kuchenstück in zwei Hälften teilte. Die Wahl, welches Stück ich haben wollte, überliess er mir und ich entschied mich mit Freude für das grössere Stück.
Wie der alte Mathelehrer von Papa immer gesagt hat: Hälften sind immer gleich gross, aber die grössere Hälfte von euch wird das nie verstehen.
Der Erdbeerkuchen war schnell verputzt und so bezahlte Kyran die Rechnung, ehe wir das wunderschöne Lokal verliessen.

«So, und jetzt?», ich sass etwas ratlos im Auto, wusste nicht, ob Kyran noch etwas vorhatte oder ob er nur noch nach Hause fahren wollte.

«Jetzt gehen wir nach Hause und lassen Georgia zu uns kommen, damit sie dir ein schickes Kleid für die Krönungszeremonie entwerfen und schneidern kann», meinte er, sein Ton voller Stolz und Begeisterung.

«Jetzt noch? Kyran es ist Nacht», ich zeigte demonstrativ aus dem Fenster, wo man nur Dunkelheit erblicken konnte, allein die Sterne leuchteten, mal abgesehen von den Strassenlaternen.

«Meinst du nicht eher morgen?», fragte ich also und er seufzte, er hatte es ernst gemeint, «Also gut, dann eben morgen», gab er sich dann drei Sekunden später geschlagen, «Aber dafür darf ich dann bei der Besprechung dabei sein», er bestand darauf, als würde sein Leben davon abhängen und da ich nichts dagegen hatte, nickte ich nur.

Warum will er so unbedingt dabei sein? Und warum um Gotteswillen denkt er, dass ich ihm das nicht gewähren würde? Ach, egal, der Mann ist ein Buch mit sieben Siegeln.
Schweigend sah ich aus dem Fenster, betrachtete die Sterne am Himmelszelt und suchte den Orion. Das Sternbild war neben dem grossen oder kleinen Wagen das einzige, das ich gut erkennen konnte. Meine Mutter hatte es mir damals gezeigt und gemeint, dass wenn ich sie vermissen sollte während ihrer Abwesenheit, ich mir einfach das Sternzeichen suchen sollte und schon würde sie mich geistig umarmen. Heute wusste ich, das dies zwar nicht der Fall war, dennoch überkam mich stets ein Gefühl der Wärme, wenn ich zum Orion emporblickte.
Ich frage mich, ob Kyrans Grosstante sehr böse sein wird, wenn wir plötzlich unseren geplanten 'Ehestreit' haben. Schliesslich will sie ja unbedingt, dass Kyran und ich zusammen sind, sonst lässt sie die Krönung nicht zu. Warum eigentlich, ach wer weiss, vielleicht ist das einfach eine Art Sicherung, dass Kyran einen 'würdigen' Erben bekommt.

Neben mir schnaubte mein Erasthai, «Du schläfst mir ja hier fast ein, wenn du willst, kannst du das auch gerne machen. Ich wecke dich dann, sobald wir angekommen sind.»

Lügner! Du hast mich nicht geweckt...

♡♡♡♡♡

Hiii, omg >v<
1. Danke für die vielen Reads! 💖
*führt kleinen Happy-Dance auf*

2. Es tut mir sooooo leid, dass es so lange gedauert hat, dieses Kapitel zu schreiben!

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt