Jiang Cheng missfiel dieser Gedanke auf Anhieb.
"Nicht nötig", lehnte er brüskiert ab.
"Was ist los?" Verwirrt schnellte Wei Wuxians Blick hoch zu Jiang Chengs Gesicht und der Clanführer musste einen Moment schlucken, verwirrt über sein eigenes Verhalten.
Ja – warum eigentlich nicht?
"... Nichts." Er wandte den Blick ab. "Danke."
Trotzdem konnte er das Gefühl des Unwillens nicht abschütteln. Doch da er keine Erklärung dafür finden konnte, schluckte er sein Unwohlsein herunter, setzte sich mit Wei Wuxians Hilfe auf den Boden und zog den Saum seiner Hose so weit hoch, dass der zerschundene Stiefel darunter zum Vorschein kam. Wei Wuxian entfuhr ein erschrockenes Zischen. Sofort machte er sich daran, den Stiefel zu öffnen und abzustreifen. Jiang Cheng biss die Zähne zusammen, um sich den messerscharfen Schmerz nicht anmerken zu lassen.
"Was hat dich da gebissen?", fragte Wei Wuxian fassungslos.
"Eine Schlange", entgegnete Jiang Cheng gezwungen unbeteiligt, doch sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, als Wei Wuxian so über seiner Wunde aufragte.
"Ein Yao", erklärte der Yiling-Patriarch ihn, seine Augen leuchtend rot, "von derselben Energie, die auch Jin Ling und diesen Wolf befallen hat. Mächtig. Kein Wunder, dass du sogar gestürzt bist."
Was-?!
Wei Wuxians Hand schnellte vor, ergriff den verletzten Knöchel und eine eisige Kälte attackierte die berührte Stelle. Jiang Cheng wollte sein Bein wegziehen, doch Wuxians linke Hand schnellte ebenso hervor und packte seinen Oberschenkel.
"Halt still! Das Qi will sich bei dir einnisten."
!!!
Grauen packte ihn. Jiang Chengs Herz schlug immer wilder. Die eisige Energie kroch weiter, durch seinen Fuß, in seine Wade, feinste Ausläufer erstreckten sich in seinen Oberschenkel, seinen Bauch-
Ruckartig zog sie sich zurück und es fühlte sich an, als würde sie irgendetwas mit sich reißen. Einen Herzschlag später war die Kälte verschwunden und hatte ein Gefühl der Leere hinterlassen. Eine angenehme Leere. Wie das Fehlen eines Fremdkörpers, eines Splitters, der nach langem Stören endlich entfernt war.
"Geschafft."
Wei Wuxians rote Augen betrachteten besorgt wie fasziniert den winzigen grauen Nebel, der sich um seine Finger wand und sich langsam aufzulösen begann. Und Jiang Cheng bemerkte: Die extreme Abneigung und die Aufregung, die er gerade eben noch verspürt hatte, waren wie weggeblasen.
"... Das Zeug hat meine Emotionen manipuliert!", entfuhr es ihm schockiert.
Wei Wuxians Blick schnellte ebenso erschrocken zu ihm, dann zurück zu der Materie in seiner Hand. Er bewegte seine Finger, ließ den schwachen Rauch rotieren, schien auf seine eigene Art mit ihm zu interagieren.
"... Ich habe noch nie so ein seltsames Qi gesehen", murmelte er besorgt. Schließlich fischte er mit seiner linken Hand in seiner Brusttasche nach einem Geister-Beutel.
"Du willst dieses Zeug nicht ernsthaft mitnehmen?!" Jiang Cheng war fassungslos.
"Ich will wissen, womit wir es hier zu tun haben", entgegnete Wei Wuxian ernst, während er die Reste des dünnen Nebels in den Beutel dirigierte und ihn verschloss. "Vielleicht finde ich dann heraus, was mit Jin Ling passiert ist. Und diesem ... Wolf ..."
"Es ist genau dasselbe Qi?", hakte Jiang Cheng nach.
Wei Wuxian nickte.
"Und es verhält sich seltsam. Als hätte es ein Eigenleben, einen eigenen Willen. Aber noch kann ich es nicht richtig begreifen, deswegen will ich es mit Lan Zhan untersuchen, wenn wir zurück in der Wolkenschlucht sind."
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Bruder
FanfictionKnapp ein halbes Jahr war seit dem Kampf gegen Jin Guangyao im Guanyin-Tempel vergangen und noch immer waren viele Probleme der Vergangenheit nicht aufgearbeitet. Vor allem Jiang Cheng, eigenbrötlerisch und allein mit sich und seinen Gedanken am Lot...
Aufklärung
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