22. Kapitel

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Niemanden hatte ich von meiner Befürchtung erzählt. Denn niemand könnte mir helfen bei dem mysteriösen Zustand, der mich immer wieder in den Raum der Wünsche zog und dass nicht, weil ich mich mit Draco manchmal noch dort traf. Ich fühlte seit ein paar Wochen eine starke Verbundenheit mit dem Diadem meiner Vorfahrin Rowena Ravenclaw.

Warum ich mich so verbunden damit fühlte, dass ich alle paar Tage genau nachsah, ob das Diadem noch an Ort und Stelle lag. Es lag dort immer. Die Kette, die ich um den Hals trug, könnte damit zu tun haben. Aber anstatt die Kette abzulegen, trug ich fast durchgehend. Auch damit fühlte ich mich verbunden. Es erschien mir fast, als würden mich diese Erbstücke der Hogwarts Gründerin besitzen. Ernie würde sich bloß Sorgen um mich machen und verlangen, dass ich ihm die Kette geben würde. Aber ich konnte das nicht. So erzählte ich ihm nichts. Niemanden erzählte ich ein Sterbenswörtchen. Eventuell setzte ich mich jeglicher Gefahr aus, aber ich merkte, dass es nicht anders ging.

Die einzige Möglichkeit, die mir wenige Wochen vor dem Ende des Schuljahres aufkeimte, war die Graue Dame zu befragen. Sie könnte Bescheid wissen. Schließlich war sie es gewesen, die die Kette und das Diadem für eine lange Zeit versteckt hatte. Erst mit meiner Ururgroßmutter waren beide Erbstücke wieder in unseren Besitz gelangt,
jedenfalls so, dass wir wussten wo. Die Graue Dame war meine Vorfahrin, die Helena Ravenclaw und somit die Tochter von Rowena Ravenclaw.

Suchend hielt ich nach ihr Ausschau. Zwei Schülerinnen meines Hauses liefen an mir vorbei und betraten etwas weiter entfernt den Gemeinschaftsraum. Die Graue Dame war der Hausgeist von Ravenclaw. Nur wenige Schüler wussten über ihre wahre Existenz Bescheid. Sie war sehr scheu. Doch gegenüber ihren Nachfahren nicht. Sie suchte bei uns den Kontakt. Aber nur, wenn es ihr passte.

Scheinbar passte es ihr gerade nicht. Nirgendwo entdeckte ich sie und überlegte, ob ich es einfach sein lassen sollte. Wahrscheinlich wollte Helena nicht gefunden werden. Drei Schüler kamen aus dem Gemeinschaftsraum. Ein anderer Schüler ging hingegen in den Gemeinschaftsraum. Die Graue Dame aber zeigte sich nicht.

Dann eben nicht. Gefrustet stieß ich den Weg in den Gemeinschaftsraum an. Dann sollte sie sich eben versteckt halten. Dann musste ich eine andere Lösung finden.

Beinahe an der Tür zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws angekommen, zuckte ich zusammen, als sie doch noch auftauchte. Und das mitten vor meiner Nase.

Ich zog die Luft ein.

"Du scheinst nach mir gesucht zu haben, Tochter meiner Tochter.", sprach sie mich wie immer mit ihrer seltsamen Bezeichnung an.

Ernie war somit Sohn ihrer Tochter. Aber den hatte sie ewig nicht mehr gesehen. In seinem zweiten Schuljahr hatte sich mein Zwillngsbruder geschworen nie wieder einen Fuß in den Gang des Turms der Ravenclaws zu setzen. Nachdem Helena Ravenclaw erkannt hatte, dass ich alles andere als interessiert an meinem Erbe wäre, hatte sie beschlossen mich zu hassen und Ernie zu lieben. Etwas zu sehr zu lieben, sodass sie ihn irgendwann nur noch genervt hatte mit ihrer Vergötterung für ihn.

"Habe ich.", hielt ich mich kurz in weiser Voraussicht, dass ich sie verschrecken könnte.

"Was begehrst du?"

Ich holte die Kette unter meinem Pullover hervor. Der Saphir funkelte im Sonnenlicht, welches durch das große Fenster fiel.

Scharf zog die Graue Dame die Luft ein und flog etwas höher, und kam dann plötzlich so nahe, sodass ich ein paar Schritte zurückwich.

"Du", zischte sie. "Du trägst meine Kette."

"Deine? Ich dachte, es sei die Kette deiner Mutter."

"Nein, es ist meine Kette. Sie hat mir die Kette geschenkt."

Midnight RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt