"Hat er? Hat Theo irgendetwas gemacht?", überwand ich mich die Frage zu stellen.

Zaghaft schüttelte Hermine den Kopf. Erleichtert stieß ich ein Seufzen aus. Das war gut. Er hatte diesen Fehler nicht ein zweites Mal begangen. Es klärte aber nicht damit, warum Hermine es elend ging.

"Ich weiß, wir sind nicht befreundet oder haben in irgendeiner Weise wirklich Kontakt zueinander. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du es mir nicht erzählen möchtest, was vorgefallen ist."

Ihr Mund öffnete sich und schloss sich alsbald wieder. Meine Hand zog ich zurück und wusste nicht wohin damit, sodass ich sie auf meinem Oberschenkel legte.

"Ich habe das Gefühl, dass alles, was sich angesammelt hat, raus will.", teilte sie mit und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.

Aber ich kannte dieses Gefühl, sodass ich verstehend nickte.

Hermine blickte nach unten. "Jeder redet über mich" Sie verstummte und blickte zu mir hoch, bevor sie weiterredete. "und Theo."

Was gestern Abend auf der Slugparty passiert hatte, war wie ein Lauffeuer in der ganzen Schule verbreitet worden. Verständlich nickte ich, aber nahm mir vor sie aufzumuntern. Sich deswegen so schlecht zu fühlen, sollte sie sich nicht.

"Auch wenn jeder über dich und Theo zu reden scheint, solltest du dir das nicht so zu Herzen nehmen. Die Blicke werden verfliegen. Nach den Ferien haben alle etwas anderes, worüber sie reden werden. Die meisten Menschen sind nur neidisch über das, was sie nicht haben. Und das, was du hast, ist etwas Schönes."

Verwirrt sah sie mich an und ich schmunzelte. "Ok, Theo mag manchmal schlechte Tage haben, aber er ist ein herzensguter Mensch. Vielleicht ist er etwas schüchtern, aber er steht zu den Menschen, die ihm etwas bedeuten. Er ist einer der Slytherins, der eigentlich auch gut in einem anderem Haus angehören könnte und ist nicht Draco. Sich mit dem herumschlagen zu müssen, ist bei Merlins Bart alles andere als leicht. Auch wenn sich deine eine Freundin sehr gut mit ihm herumschlägt. Woher sie die Kraft dafür nimmt, kann ich mir nicht vorstellen."

Meine Mundwinkel zuckten, als sich Hermines Gesicht erhellte.

"Ich weiß, es nicht die beste Lösung. Aber ich hätte den Vorschlag, dass du mich ins Abteil der Slytherins begleitest. Keiner von meinen Freunden redet dort sicher nicht über dich, die auch Theos Freunde sind. Sollte es doch einer wagen, den werde ich verhexen.", sagte ich, währenddessen ich aufstand und ihr eine Hand anbot, die sie ergriff.

"Klingt nicht unbedingt schlecht.", stimmte sie leise zu.

"Ophelia ist dort im Übrigen auch. Ich glaube, es ist ihr genauso zu viel geworden wie dir."

Die Abteiltür zog ich zur Seite und ging als Erste hinein, Hermine folgte mir. Gleich zu Anfang saßen meine Freunde in einem Grüppchen an den zwei Tischen auf den Seiten und sahen auf, als ihnen klar wurde, wer mich begleitete.

"Miles, steh auf und geh zu Graham.", sah ich ihn streng an.

"Ich geh nicht zu Montague.", empörte er sich, stand aber auf, sodass Hermine sich zu Theo setzen konnte.

Theo saß gegenüber von Draco und Ophelia.

"Ach komm kuscheln, Bletchley. Ich stinke auch nicht.", grinste Graham, der an Goyle heranrückte.

Miles setzte sich neben ihm auf die Bank. "Das will ich hoffen."

Mich von ihnen gegenüber niederlassend, tauschte ich einen Blick mit Pansy. Was sie genau dachte, schien ich in dieser Sekunde zu wissen und schüttelte den Kopf.

"Wir nehmen aber jetzt nicht noch wen auf, oder?", flüsterte sie.

"Nein, nur sie. Du hättest sie sehen müssen, ihr ging es überhaupt nicht gut.", erwiderte ich leise mit einem Blick auf Hermine zurück.

Sie schien neben Theo wohlzufühlen. Als würde sich ein Schimmer um sie herum gelegt haben, lächelte sie wieder.

"Habt ihr eigentlich jetzt auch was miteinander?", fragte Miles, dem ich empört gegen das Schienbein trat, der daraufhin aufjaulte.

"Fühlst du dich mit Klatsch und Tratsch unterversorgt?", nahm Graham die Möglichkeit darauf zu antworten.

"Nein. Aber ich will in kein Fettnäpfchen treten wie alle anderen, die irgendwelche Gerüchte verbreiten."

"Wie rücksichtsvoll von dir, Miles.", tätschelte ich ihm den Lockenkopf und verdrehte die Augen.

"Erstmal nicht.", sagte schließlich Theo, der Hermine ansah und sie nur ihn. Von wegen.

"Gut, aber ich glaube, es ist jedem recht, sollte es so kommen."

Alle, sogar Pansy, nickten. Uns auf dem falschen Fuß zu erwischen, konnte man schnell. Aber Theo schien wirklich Gefallen an ihr zu finden, der eng zu unserer Freundesgruppe dazu gehörte. Ebenso sollte Ophelia von uns aufgenommen werden, wie wir vorher ihr schon zugesagt hatten. Ungewöhnlich schweigsam seit diesem Schuljahr, hatte Draco nur genickt. Jetzt nickte er wieder nur und schien wieder in seinen Gedanken zu versinken, aber wenigstens sie schien ihn darin unterbrechen zu können.

Midnight RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt