Ich begegnete seinem Blick, während mir zu Weinen zumute war. Harry saß Ron gegenüber und sah mich kurz darauf an. Aber ich blieb nicht weiter stehen, sondern begann zu rennen.
Die Tränen lösten sich aus meinen Augenwinkeln, die ich mir hastig mit dem Handrücken wegstrich. Es war ein einziges Chaos! Die Lösung, ja bloß einen Sinn schien ich nicht zu finden und ich fühlte mich zum ersten Mal hilflos. Auf eine Art, die ich mir nicht hatte vorstellen können. Die Stimmen in mir waren laut und hämmerten unvermittelt gegen meinen Kopf. Aber keine dieser Stimmen wurde leiser, sondern jede von ihnen nur noch lauter. So laut, dass ich spürte, wie weitere Tränen in mir hinaufstiegen und die Wangen nicht viel später hinunter kullerten. Mein Brustkorb zog sich zusammen, den ich mit meinen Armen heftig umklammerte. An der Wand hinab rutschend, zog ich meine Knie an mich heran und ließ nochmals los, wie beim letzten Mal als Ron auf der Siegesfeier Lavender geküsst hatte.
Daphne
Genervt verdrehte ich die Augen, als sich Ginny Weasley an mir in die Toilettenkabine vorbeidrückte. Warum sie nicht warten konnte, dass ich an wenigstens vorbei getreten wäre, erklärte sich mir nicht. Musste mit ihrem Stolz als Gryffindor zusammenhängen. Konnte nicht anders. Sogar auf der Toilette mussten Gryffindors zuerst und am schnellsten sein. Der Groll, den ich gegen dieses Haus hegte, war nicht einmal im Geringsten mit dem meiner Mitschüler aus meinem Haus zu vergleichen. Ich war nur genervt von den Gryffindor Schülern.
Den Weg zum Abteil der Slytherins ging ich zurück über den Gang des Flures und blickte auf meine Armbanduhr. Noch so lange musste ich hier ausharren. Sollte ich nochmal auf die Toilette müssen, sollte ich es so planen, dass mir keiner von den Gryffindors begegnen würde. Konnte man das überhaupt planen? Wahrscheinlich nicht. So akribisch veranlagt war ich nicht, dass ich meine Toilettengänge plante.
Jemanden von den Gryffindors begegnete ich wohl oder übel doch noch. Scheinbar. Außer die langen braunen Locken gehörten nicht zu Hermine Granger.
In sich zusammengesunken hockte sie auf dem Boden und hatte die Knie angezogen, versteckte ihren Kopf hinter einem dichten Schleier aus ihren Haaren. Leise erstickte Schluchzer ertönten. Zeitgleich verlangsamte ich meine Schritte und trat langsam auf sie zu. Wir mochten in unterschiedlichen Häusern sein, aber ich konnte kein Mädchen ertragen, das hemmungslos zu weinen schien. Es war egal aus welchem Haus sie stammte. Kein Mädchen sollte weinen.
Langsam kniete mich vor ihr hin und strich ihr ein paar Haare aus der Stirn. Was sollte man da sagen? Mir fiel nichts ein, sodass ich nur ihre Haare wegstrich und ihr die Schulter tätscheln konnte. Ich kam mir albern vor und zog meine Hand zurück.
Hermine blickte hoch. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, die Augen rot und geschwollen. Mir zerbrach es, obwohl ich keinen Kontakt mit ihr pflegte. Vielleicht war es die Verbindung zu Theo, die wir beide teilten. Ich hörte auf mir irgendetwas einzureden und suchte in meiner Jackentasche nach einem unbenutzten Taschentuch. Ich reichte ihr eines, welches sie dankbar entgegennahm. Schweigsam lächelte ich sie an und legte ihr eine Hand auf die Schulter, nachdem sie sich die Tränen getrocknet und die Nase geschnaubt hatte.
Für eine gefühlte Ewigkeit verblieben wir so und ich dachte darüber nach, was sie so unglücklich gemacht haben könnte. Einzig allein schwebte mir Theos Gesicht vor Augen. Was sollte er nach der gestrigen Slugparty getan haben? Er erschien mir heute morgen glücklich und hatte kein bisschen Trübsal geblasen. An die Fahrt nach Hogwarts nach den Sommerferien zurückerinnert, wurde mir ganz schwer ums Herz. Das hatte er doch nicht getan, oder doch? War mir dieses kleine Detail etwa entgangen? Theo hatte mich vor allen im Abteil bloßgestellt, als ich ihn auf unseren gemeinsamen Sommer bei meinen Verwandten meiner Mutter in Italien angesprochen hatte. Als hätte er alles vergessen, was wir miteinander geteilt hatten. Was geblieben war ein bitterer Geschmack auf meiner Zunge. Das würde er nicht nochmal machen, ich wollte es mir nicht vorstellen.
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Midnight Rain
FanfictionAls Erbin von Rowena Ravenclaw hat man es alles andere als leicht. Jeder glaubt Bescheid zu wissen, wie es sei. Und der Geist von Rowenas Tochter der Grauen Dame, die sonst so verschwiegen ist, findet nur bei Ophelia ihre Stimme wieder. Ophelia wird...
13. Kapitel
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