Kapitel 14

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Stille. Luisas Augen weiteten sich und sahen mich entsetzt an. Sie sagte nichts. Vor einigen Sekunden hatte ich ihr gesagt, dass ich mich in meine Schülerin verliebt hatte. Gemischte Gefühle durchzogen meinen gesamten Körper. Mein Atem wurde immer unregelmäßiger und mein Herz raste wild. Fest hatte ich mit einer Ansage gerechnet. Doch dann sagte sie: »Nele, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Ich bin irgendwie... geschockt. Erst erzählst du mir, dass du dich in eine Frau verliebt hast. Und dann, dass sie deine Schülerin ist.« Ich guckte hoch. Direkt in ihre Augen. »Meinst du, ich habe mir das ausgesucht?«, fragte ich und meine Stimme zitterte. »Nein, natürlich nicht. So meinte ich das auch überhaupt nicht«, rechtfertigte sie sich. »Wer ist sie?« Nun konnte ich die Neugier in ihrem Gesicht entdecken. Sollte ich ihr von Julia erzählen? Aus meinem Mund kam kein einziges Wort. »Bist du ihre Klassenlehrerin?« Ich nickte nur. Erwartungsvoll sah sie mich an. »Nun erzähl schon. Ich bin deine beste Freundin und es wird auf jeden Fall bei mir bleiben. Das weißt du doch.« Ja, sie hatte recht. Ich wusste, dass es unter uns bleiben würde. Trotzdem überforderte die Situation mich.

Leise hörte ich mich sagen: »Es ist... Julia.« Wie würde Luisa damit umgehen? »Geschmack hast du auf jeden Fall, meine Liebe. Wie steht sie dazu?« Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich erzählte ihr alles. Wie wir zusammen auf dem Boot waren, einen schönen Abend bei meinen Eltern verbrachten und dann zögerte ich. »Weißt du, ich kenne sie doch eigentlich kaum. Wie schafft sie es, diese Gefühle in mir auszulösen? Mich in ihren Bann zu ziehen, dass ich sogar meine Grenzen überschreite und sie... ähm, egal«, lenkte ich schnell ab. Doch sie wusste ganz genau, dass mehr dahintersteckte. Also fragte sie weiter, bis ich mit der Sprache herausrückte. »Ich habe sie geküsst.« Luisa sah mich verwirrt an. »Du hast was? SIE GEKÜSST?«, fragte sie verblüfft und aufgeregt. »Ja, ich konnte es nicht zurückhalten. Und verrückt ist, dass sie mich nicht abgewiesen hat. Es war so, als würde sie es auch wollen.« Luisa schaute mich nun stirnrunzelnd an. »Vielleicht empfindet sie ja auch wie du. Das hört sich alles ganz danach an«, meinte sie langsam. Traurig schüttelte ich den Kopf. »Ich glaube nicht.« Sie antwortete: »Du glaubst nicht? Du weißt es also nicht. Finde es heraus!« Empört sah ich Luisa an. »Und dann? Das ändert doch gar nichts. Sie ist meine Schülerin. Verstehst du das?« Es tat gut, darüber zu sprechen. Auf der anderen Seite war ich total verunsichert. »Natürlich verstehe ich das. Rede mit ihr. Vielleicht hilft es dir. Gib dir etwas Zeit, Nele. Ihr auch.« Sie hatte recht. Ich sollte noch einmal mit Julia reden. Wir quatschten noch ein bisschen. Sie wollte alles wissen. Wirklich alles. Und dann sahen wir uns noch eine schöne Liebeskomödie an. Ich war so stolz und glücklich, dass ich sie meine beste Freundin nennen konnte. Ehrlich.

Als Luisa später nach Hause fuhr, schnappte ich mir mein Handy und tippte eine Nachricht an Julia. »Wir sollten noch einmal reden.« Sie schrieb: »Soll ich vorbeikommen?« Mist, was sollte ich tun? So schnell? Ich wollte nicht wieder mit ihr alleine sein. Also doch, eigentlich schon. Aber als sie das letzte Mal hier war, endete es mit einem Kuss. »Ja, bis gleich.« Dann legte ich mein Handy weg und sprintete ins Bad. Sie sollte nicht sehen, wie verheult ich aussah. Ich machte mich frisch und dann klingelte es auch schon. »Julia«, brachte ich hervor. »Danke, dass du gekommen bist.« Sie lächelte mich nervös an. Wir setzten uns auf die Couch. »Ich möchte keinen Abstand von dir gewinnen. Ich mag dich. Sehr gern sogar. Vielleicht auch zu gern«, gestand ich ihr ehrlich. Sie legte ihre Hand auf meine. »Ich mag dich auch. Das vielleicht auch zu gern.« Nun strich sie mit ihren Fingern über meinen Arm. Ihre sanften Berührungen machten mich verrückt. »Du weißt, dass wir das nicht dürfen?« Ein Grinsen breitete sich in ihrem Gesicht aus. »Ich weiß. Aber es tut einfach so gut, wenn du da bist«, hauchte sie mir zu. Ich schloss meine Augen. Wollte nur ihre Stimme hören und ihre Hand halten.

Plötzlich merkte ich ihren warmen Atem ganz nah an meinem Gesicht. Als ich die Augen öffnete, drückte sie ihre Lippen auf meine. Meine Augen waren nun wieder geschlossen. Ich konnte mich nicht wehren. Ich wollte es auch gar nicht. Diese wunderschönen Gefühle breiteten sich in meinem ganzen Körper aus. Voller Sehnsucht zog ich sie näher heran. Sie schien es zu genießen. Mir ging es auch so. Dann trennten unsere Lippen sich. »Nicht aufhören«, murmelte ich und wir küssten uns wieder. Ich spürte ihre Hände in meinem Gesicht. Dann schlichen sie immer weiter in Richtung Schultern. Ihre Hände landeten unter meinem Oberteil. Sie zog mit den Fingerspitzen ihre Kreise. Verdammt. Leise stöhnte ich auf. Sie kreisten weiter über meinen Bauch, über meinen Rücken und dann hielt sie mein Gesicht wieder fest in den Händen. Eine Ewigkeit saßen wir beide dort, bis sie sich auf meine Schulter legte und sich ankuschelte.

»Wie soll es weitergehen mit uns beiden?«, flüsterte sie mir fragend zu. Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr. »Ich habe absolut keine Ahnung. Was willst du denn?«, fragte ich sie. Sie hob ihren Kopf und überlegte kurz. Dann sagte sie ein Wort, welches mein Herz noch mehr zum Rasen brachte. »Dich.« Sie wollte mich? »Und was willst du?« Nun sah sie in meine Augen. »Ich weiß es nicht. Ich brauche Zeit. Verstehst du das?« Sie nickte und legte ihren Kopf wieder auf meine Schulter. »Das geht alles viel zu schnell. Und es ist so unrealistisch. Ich kann gar nicht glauben, dass ich jetzt hier bei dir bin. In deinen Armen.« Zwar war die Frage etwas unpassend, aber ich stellte sie trotzdem. »Bin ich nur deine Ablenkung?« Schockiert erhob sie sich und sah mich an. »Meine Ablenkung? Wie kommst du darauf?« Ihr Blick war forschend. »Du hast doch gesagt, dass du jemanden kennengelernt hast und sie dein Herz berührt hat.« Sie lachte auf. »Merkst du denn nicht, dass ich die ganze Zeit nur von dir spreche?« Oh, wow. Damit hatte ich nicht gerechnet. Sie zog mich dicht heran und wir küssten uns leidenschaftlich. So ging es den ganzen Abend, bis sie dann nach Hause musste. Ich wollte nicht, dass sie ging. Ich wollte, dass sie blieb. Zum Abschied umarmte ich sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr. »Julia? Ich habe dich nicht gesucht, aber gefunden. Dafür bin ich so dankbar.«

Sturzflug ins Herz || txsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt