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Sonntag. Müsli. Staubsauger. Mateball.
So löffelte ich, mit einem Fuss noch im Halbschlaf, mein Müsli und schaute Ethan zu, wie er staubsaugte und Darwin die Zeitung las.

«Andrea, liebes. Gehst du eigentlich zum Mateball?», fragte mich Darwin und trank einen Schluck von seinem Kaffee.

Ich wiegte den Kopf hin und her, «Ich weiss es noch nicht. Was wenn ich zurück gehe und meine Tante mich erkennt?», ich musste ihm nicht sagen, wohin und wer meine Tante war. Denn er wusste all das bereits.

Sein Blick traf meinen und seine Züge wurden sanft, «Du musst nirgends hin und ich bezweifle, dass deine Tante dich erkennen würde», meinte er und hielt mir zur Überzeugung eine Strähne meines schwarzen Haares vors Gesicht.

«Ich frage mal Nicole, ob sie so etwas wie einen Unsichtbarkeitsmantel hat», murmelte er vor sich hin und ich war überrascht von der Idee.

«Dad? Wenn ich doch hinmüsste, was wäre dann?», bei meiner Frage schüttelte er den Kopf.

«Nein, nein. Wenn du wirklich gehen musst, dann überlegen wir uns was, wenn es dazu kommt. Und wenn du dann von dort wegläufst, kannst du jederzeit zu uns zurück kommen», versprach er mir, ehe er mir einen Kuss auf den Scheitel drückte, seine Zeitung zusammenfaltete und in sein Büro zurückzog.

Seufzend nickte ich, ass mein Müsli weiter und sah Ethan dabei zu, wie er den Boden staubsaugte.
Es klingelte.
Immer noch im Pyjama schlurfte ich zur Tür und öffnete diese, vor mir stand ein aufgedrehter und aufgeregter James.

«Rise and shine, Sunshine!», schrie er mir förmlich ins Ohr und trat ein.

«Guten Morgen», grüsste ich ihn noch etwas träge.

«Morgen? Schätzchen, es ist schon nach Mittag», korrigierte der Grünhaarige mich empört.

«Na schön, dann eben Nachmittag. Aber warum bist du eigentlich hier?»

«Du meintest, ich solle vor der Tür auf dich warten, dabei habt ihr mich nicht zum Meeting mitgenommen, also habe ich kurz vor dieser Tür gewartet», er zeigte auf die Haustür, auf seinem Gesicht liegt ein Grinsen.

«Witzbold. Ich geh jetzt mein Müsli weiter essen», damit trottete ich wieder zur Küche zu meiner Müslischüssel und er mir hinterher.

Auf einem der hohen Stühle an unserem hochgelegenen Tisch liess ich mich nieder und ass mein Frühstück weiter, James setzte sich mir gegenüber, «Und?», er sah mich erwartungsvoll an.

«Waf ung?», fragte ich mit vollem Mund zurück.

«Gehst du nun zum Ball oder kommst du mit mir mit?», fragte er und meinem müden Hirn entging die Fangfrage, daher bekam er, «Ich komme mit dir», als Antwort.

«Super! Dann wollen wir dich doch mal herrichten», damit schnappte er sich meine Schüssel, da ich inzwischen fertig war, und holte mich auf die Beine.

«Los komm», er schob mich regelrecht die Treppe hoch, «Zähneputzen und auf geht's!»

Murrend folgte ich seinem Befehl und liess ihn danach machen.
Er setzte mich auf einen Stuhl und fing an mir die Haare hochzustecken, nun er probierte viele Frisuren aus und versuchte wohl die Perfekte zu finden.
Eine Weile zählte ich noch mit, bei der fünften oder sechsten verzählte ich mich jedoch und driftete dann mit meinen Gedanken ab, sodass ich am Ende keinen blassen Schimmer hatte, die wievielte Frisur das jetzt war.

Irgendwann jedoch hielt er inne und nahm seine Hände von meinen Haaren, drückte mit einem Handspiel in die Hand und gab ein stolzes, «Tada!», von sich.

Genauestens sah ich mir meine neue Frisur an. Es war eine edel geflochtene, kronenartige Frisur, bei der er mir die oberste Schicht der Haare an der Seite meines Kopfes zusammengeflochten hatte und meine Haarpracht mit über 20 edlen Haarnadeln verziert hatte. An jeder Haarnadel war eine weisse Perle, die in perfektem Kontrast zu meinen schwarzen Haaren zu leuchten schienen.

«Wow», entfuhr es mir und ich kam gar nicht mehr aus dem Staunen raus, «Ich wusste gar nicht, dass du so etwas kannst.»

«Äh, ja, also ich schon», bei seiner Erwiderung schlug ich ihn sanft, aber bestimmt auf den Arm.

«Und jetzt noch dein Kleid», er hielt das neuste Stück meiner Garderobe hoch, «Na komm, beeil dich. Ich hab noch ein Date, dass ich abholen soll», überrascht hob ich die Augenbrauen.

«Ach ja? Wen denn?»

«Erinnerst du dich an die Verkäuferin aus dem Schuhgeschäft?», gespielt enttäuscht schüttelte ich sachte den Kopf, schliesslich war ich mir nicht sicher, wie stabil meine Frisur war.

Er hielt mein Kleid hoch und setzte es dann so auf dem Boden ab, dass ich auch alleine hineinschlüpfen konnte, «Danke für die Vorbereitung, doch würde ich es vorziehen, wenn der Herr kurz draussen warten würde.»

«Aye, aye Captain», verabschiedete er sich mit einer Geste, bei der er zwei Finger von seinem Kopf weg winkte.

Sachte, fast als würde ich befürchten dieses Leben wäre bisher ein Traum gewesen, stieg ich in den Traum in Blau. Mein freigelegter oberer Rücken machte es mir einfacher, den Reissverschluss zu schliessen, da ich nicht bis ganz nach oben musste.

«Fertig», verkündete ich und öffnete die Tür, «Mascara? Lipgloss?», fragte er und hielt mir beides hin.

Kurz überlegte ich, dann griff ich zum Mascara, «Das hier ja, Lipgloss nein», antwortete die ihm und trug eine feine Schicht der Wimperntusche auf.

«So, jetzt bin ich fertig.»

«Gut, ich soll dir übrigens noch das hier geben. Ein Unsichtbarkeitsmantel, den hat mir Nicole gegeben. Sie meinte, du wärst vielleicht froh um ihn», er überreichte mir einen Umhang, der pechschwarz war. Doch als ich ihn mir umlegte, die Kapuze hochzog und anschliessend in den Spiegel blickte, sah ich nichts, nur mein Zimmer.

«Jap, du bist unsichtbar», bestätigte James meine Gedanken, «Und der Handspiegel, der bis eben noch auf dem Stuhl da lag, ist auch verschwunden. Ich nehme an, dass du den hast.»

Begeistert von dem Umhang nahm ich die Kapuze ab und James sah mich grinsend an, «Cool», mehr sagte er nicht.

Und so machten wir uns mit seinem Auto auf zu seinem Date und von da zum Ball. Die junge Verkäuferin namens Hanna erschien mir durchaus nett und erzählte fröhlich von ihrem Leben.

Als wir bei dem grossen Gebäude ankamen, in dem der Ball stattfinden sollte, wurde ich plötzlich nervös.
Ich fing an zu zittern und eine Art Schwindel packte mich. Die Welt stand aufrecht, doch mein Körper schien auf eine Seite zu schwanken, während mein Gehirn in meinem Kopf von links nach rechts zu schaukeln schien.

«Hey», nahm ich Hannas sanfte Stimme wahr, «Ich glaube sie fühlt sich gerade nicht so gut», sagte sie in Richtung James und fing an beruhigend meine Hand zu streicheln.

Dann riet sie mir, ich solle aussteigen und den Boden mit meinen Händen berühren, um mich wieder zu erden.
Tatsächlich beruhigte sich mein Körper nach drei Minuten und mein grünhaariger Freund und seine Begleitung gingen hinein. Ich wartete unsichtbar draussen.

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt