1.Kapitel

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Kathrin:

Aufmerksam lauschte ich, was unser Geschichtslehrer uns erklärte. Meine Mitschüler hingegen starrten gelangweilt aus dem Fenster, oder unterhielten sich mit ihren Tischnachbarn. Andere wiederum starrten wie gebannt die Uhr an und zählten die Sekunden, bis es endlich zur großen Pause läutete. Mein Stift flog über die Seiten meines Notizbuches. Jede Stunde machte ich mir immer wieder eifrig Notizen. Es ist mir wichtig, dass ich gute Noten bekomme, denn dann schaffe ich es auf eine gute Universität. So könnte ich meinem kleinen Bruder eine schönere Zukunft sichern. Es läutete zum Stundenende und sofort sprangen meine Mitschüler auf und rasten aus dem Raum. Ohne Hast sammelte ich meine Bücher zusammen und schulterte meine Schultasche. Wie immer herrschte im Gang ein großes Gedränge. Mit gesenktem Kopf machte ich mich auf den Weg zu meinem Spind. Doch plötzlich teilte sich die Menge und die Schüler machten Platz für die „Beliebten". Sofort presste ich mich wie die anderen gegen die Spinde. Lässig schlenderten die „Badboys" der Schule durch den Gang. An der Spitze ging niemand anderes als James Black. Unser zukünftiger Alpha des Rudels. Seine rabenschwarzen Haare trug er wie immer kurz. Doch was besonders auffällig an ihm war sind seine strahlend grünen Augen, mit denen er herablassend die Schüler um ihn herum musterte. An seiner linken Seite ging sein bester Freund und Beta, Rayan. Rayan hat dunkelblonde Haare und strahlend blaue Augen. Der Beta ist ziemlich nett zu seinen Mitschülern, aber auch er hat jeden Tag ein anderes Mädchen an seinem Arm hängen. Hinter den beiden Anführern gingen Corner, David und Luke. Die drei Jungs waren sehr enge Freunde von James. Alle Jungs waren sehr muskulös und besaßen einen hohen Rang im Rudel. Die Mädchen der Schule starrten der Gruppe sabbernd nach. Angewidert verzog ich mein Gesicht. Wie konnte man nur so verzweifelt sein? Nachdem die Jungs an mir vorbeigegangen waren, atmete ich erleichtert aus und ging das letzte Stück zu meinem Spind. Ich öffnete mit meinem Schlüssel den blauen Kasten und verstaute meine Geschichtesachen darin. Da ich ziemlich klein war musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen, um an meine Englischsachen zu kommen. Ich presste meine Bücher und Hefte an meine Brust und schlängelte mich durch die Schülermasse in den Englischraum. Wie immer war ich die erste und setzte mich direkt in die erste Reihe. Ich legte die Bücher auf meinen Pult und schnappte mir den Stift, den ich mir hinter das Ohr geklemmt hatte. Nach und nach betraten auch die anderen Schüler den Klassenraum und setzten sich auf ihre Plätze. Als es läutete kam auch schon unser Englischprofessor herein und schloss die Türe hinter sich. „Guten Morgen. Bitte schlagt sofort eure Bücher auf Seite sechsundfünfzig auf. Wir haben noch einiges zum Nachholen!", befahl uns der Professor und stellte seine schwere Ledertasche auf das Lehrerpult. Ich gehorchte sofort, während die anderen murrend ihre Bücher aufschlugen. Da die Aufgaben sehr einfach waren löste ich sie innerhalb weniger Minuten. Herr Schwarz ging durch die Reihen und sah den Schülern über die Schultern. Als er bei mir ankam nickte er mir zufrieden zu. Ich war bei den Lehrern sehr beliebt, weshalb ich oft als Streber oder Nerd bezeichnet werde. Jedoch war mir das egal. Es ist mir gleich, was andere über mich denken. Das Öffnen der Türe riss mich aus meinen Gedanken und ich hob meinen Kopf. Gemütlich schlenderte James und Rayan in den Raum. Herr Schwarz sah die Jungs abwartend an. „Wir wurden aufgehalten.", entschuldigte James sich gelangweilt und die Zwei setzten sich auf ihren Stammplatz in der letzte Reihe. Unser Professor schimpfte leise vor sich hin, sagte jedoch nichts. Niemand wagte es gegen seinen zukünftigen Alpha die Stimme zu erheben und das wusste James. Er und seine Freunde nutzten das jeden Tag aufs Neue aus. Meine Mitschülerinnen schmachteten die beliebten Jungs an. Doch ich konzentrierte mich wieder auf den Unterricht.

Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug und es läutete endlich zur Mittagspause. Ich packte meine Sachen zusammen und verließ mit den anderen den Raum. Nachdem ich meine Sachen in meinem Spind verstaut hatte, machte ich mich mit einem Apfel und meinem geliebten Buch auf den Weg nach draußen zum Schulhof. Wie immer steuerte ich auf meinen Stammplatz zu. Unter der großen Weide stand eine kleine Bank. Ich machte es mir gemütlich und biss herzhaft in den Apfel, während ich mein Buch aufschlug. Gebannt las ich die nächsten Seiten und biss hin und wieder vom Apfel ab. Wie immer tauchte ich in die magische Fantasiewelt des Buches ein. Ich wollte gerade umblättern, als mir das Buch aus der Hand gerissen wurde. Erschrocken blickte ich auf. Vor mir stand niemand anderes als Amber Jonson und ihre beiden Freundinnen Jessica und Annabell. Amber warf achtlos mein Buch auf die Seite. „Ups.", meinte sie bloß gehässig. Wortlos erhob ich mich und hob mein Buch vom Boden auf. Vorsichtig wischte ich mit meinem Ärmel den Schmutz vom Buchrücken und ignorierte die drei Schlangen vor mir. „Wie geht es deiner Mum? Arbeitet sie noch immer in diesem Strippclub?", ärgerte mich Amber und warf schwungvoll ihre blonden Haare über die Schultern. „Ach ja! Sie ist ja arbeitslos!", fügte sie mit einen hinterhältigen Grinsen hinzu. Ich biss meine Zähne zusammen. „Wie armselig! Bestimmt macht sie sich gerade an den nächsten reichen Typen rann!", lästerte Amber weiter. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich konnte ihr nichts anhaben und das wusste Amber. Sie ist eine Werwölfin und könnte mich in wenigen Sekunden töten. Mein Erzeuger ließ mich und meine hochschwangere Mutter für Ambers Mutter sitzen. Er warf uns aus dem Haus und verlangte die Scheidung. Da Mum nicht genug Geld besaß mussten wir in eine kleine Wohnung ziehen. Da Mum schwanger war und nicht arbeiten konnte, musste ich das Geld für uns aufbringen. Amber setzten Gerüchte über meine Mutter in die Welt. Sie sei eine Prostituierte und mache sich an reiche Männer rann. „Ich rede mit dir! Du dreckige Schlampe!", kreischte Amber zornig. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich ihre Frage gar nicht gehört hatte. Als Amber bemerkte, dass ich ihr nicht zugehört hatte, wollte sie mich anbrüllen, aber zu meinem Glück klingelte in diesem Moment ihr Handy.

Please forgive me _ Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt