War das ein Fluch, der einem zum Rogue verdammte? War ich nun verflucht?

Ich griff nach dem weissen Baumwolltuch und wischte mir grob mein Gesicht ab. Es gab noch eine andere Variante. Ich hatte nicht mein Fluch gespürt, sondern Beaus.

Ich sah hoch in den runden Spiegel über dem Waschbecken und starrte direkt in mein Gesicht. Grosse, graulila Augen blicken mir entgegen. Waren das meine Heilkräfte? Flüche zu spüren? Mich mit Schatten zu verständigen? Oder war das wegen meinem ... Blut so?

Mein Magen drehte sich bei dem Gedanken um und ich könnte kotzen nur schon bei der Erinnerung daran, dass ich ein Schwarzblut war. 

Ich schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter und starrte auf meine Hände. Konzentrier dich! Ermahnte ich mich und versuchte, das warme, heilende Licht zu rufen, das meine Begabung sein sollte. Meine Handflächen flackerten auf, und erstrahlten in einem goldenen Licht. Nur für eine Sekunde, dann war der ganze Spuck vorbei und sie erloschen.

ARGH! Wieso funktionierte es nur nicht! Ich hätte auf den Spiegel einschlagen können, so sehr brodelte die Wut in mir. Hades bedrohte uns, es gab ein Tor zur Unterwelt und Beau war dabei, sich für immer seinem Wolf hinzugeben und was konnte ich dagegen tun??? Nichts und wieder nichts! Ich war so dumm, so nutzlos! Ich konnte ja nicht einmal die Kräfte entfesseln, die mir seit meiner Geburt zustanden, war das zu fassen?!

Das niederschmetternde Gefühl der Wertlosigkeit drückte sich auf mich und drohte mich zu ersticken.

Konzentrier dich nicht auf die oberflächlichen Wunden und Verletzungen, oder auf die Energiestränge, geh tiefer. Such den Schatten. Such den Abgrund.

Ich sah weiterhin auf meine Hände hinunter. Was hatte Reyna damit gemeint? Such den Schatten? Such den Abgrund?

»Das wird schon noch.« hörte ich Beaus Stimme hinter mir.

Mein Kopf schnellte in die Höhe und ich starrte auf den Spiegel in seine grünen Augen.

Er schlang seinen Arm um mich und drückte mich an seine nackte Brust. »Und auch wenn nicht, du bist trotzdem vollkommen.«

Ich spürte seinen stetigen Herzschlag an meinem Rücken, fühlte die geborgene Wärme, die von seinem Körper abstrahlte. Ich wollte die nächsten Worte nicht aussprechen, wollte die grausamen Schatten nicht zwischen uns bringen und ihm offenbaren, wie dunkel meine Seele doch tatsächlich war.

Ich hielt mir vor Augen, was ich ihm vor einigen wenigen Stunden zuvor noch versprochen hatte. Keine Geheimnisse mehr. Also riss ich mich zusammen, legte meine Hand auf sein Oberschenkel und flüsterte meine dunkelsten Befürchtungen: »Denkst du, ich bin böse?«

Seine Augenbrauen schossen hoch und er sah mich so an, als würde ich ihn auf den Arm nehmen. »Du fragst mich, ob du böse bist?«

Ich blieb ernst, kein Muskel meines Gesichts konnte sich rühren, während sich meine Finger in den Stoff seiner Jeans krallten. »Ja, das tue ich. Glaubst du, es gibt ein Teil von mir, der böse ist? Sei bitte ehrlich.«

»Hehe.« Er drehte mich um und hob sanft mein Kinn, damit ich ihn ansehen musste. »Was ist los, hm?«

Er hatte Recht, es sollte kein einziges Geheimnis zwischen uns geben, aber ihm zu verraten, was in meinen Adern floss, war schwerer als ich dachte. Ich senkte meinen Blich. Was, wenn in diesen grünen Augen, die mich immer so verlangend und besitzergreifend ansahen, plötzlich Ablehnung stand? Was wenn er sich vor mir fürchten würde? Oder gar ekeln? Oh ihr Monde, ich schämte mich so...

»Kleines, sieh mich an. Du kannst mir alles sagen.« Er rieb seine Nase an meiner. »Wir gehören einander, schon vergessen?«

Nein, das hatte ich nicht. Ich biss meine Zähne zusammen und hob meinen Blick, während ich versuchte, die Tränen, die in meinen Augen schwammen, zu unterdrücken. »Ich bin ein Schwarzblut.« platzte ich heraus.

Eine Steile Falte bildete sich zwischen seinen Brauen. »Was? Wie kommst du nur darauf?«

Ich schob mich zurück, benötigte den Abstand. Aber Beau liess mich gerade so weit zurückweichen, dass ich am Waschbecken ankam und somit in einer Falle sass. Ich schnappte frustriert nach Luft. »Malvera, sie hat es in der Kugel gelesen. Sie hat mir die Vergangenheit gezeigt, ich hab gesehen wie-« Ich erschauderte bei der Erinnerung, doch dann nahm ich einen tiefen Atemzug und erzählte ihm alles, was ich bei Malvera erfahren hatte. Beau hörte mir aufmerksam zu.

»Ich bin ein Wesen der Unterwelt, Beau. Dunkles, böses Blut fliesst in mir. Vielleicht kann ich deshalb nicht heilen, weil ich zu schlecht bin!«

Er verschränkte die Arme vor der Brust »Hey, hey, hey, langsam. Du bist weder böse, noch stammst du aus der Unterwelt.«

Ich sah ihn fassungslos an. »Hast du mir nicht zugehört?!«

»Doch, sehr deutlich. Und trotzdem bleib ich bei meiner Aussage. Deine Eltern waren Werwölfe. Hades hat vielleicht mit deinem Blut experimentiert, aber das ist nur ein kleiner Teil. Das heisst nicht, dass du böse oder schlecht bist. Du bist immer noch Georgie.« Jetzt kam er wieder näher. »Meine kleine, süsse Georgie, die mächtig viel Mut in ihrem verdammt grossen Herzen trägt.«

Mein Herz schlug mir bis in den Hals bei seinen Worten, dennoch konnte es nicht einfach so hinnehmen, so gern ich es auch würde. Die Angst hatte mich im Griff. »Das weisst du nicht. Du weisst nicht, was auch nur ein Tropfen schwarzen Blutes anrichtet.«

Seine Finger strichen mir über meine Lippen und sein intensiver Blick bohrte sich in meine Seele. »Oh doch, ich kenn dich besser als alle anderen. Und ich weiss ganz genau, wer du bist.«

Ich wollte an diesem Glauben festhalten, doch ich zwang mich dazu, abermals nachzufragen, wobei meine Stimme zitterte. »Du denkst also nicht ... dass ich böse bin?«

»Nein.« Pure Entschlossenheit.

»Aber ... aber meine Kräfte. Ich bin kein Heilerwerwolf, nicht wirklich. Sie hätte mir auch Hinweise über meine Kräfte geben sollen, doch da-da war nichts.« haspelte ich. »Dort am Spiegel, bei den Katakomben, das war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, etwas tun zu können. Es waren die Schatten, es war, als würden sie mich rufen, als gäbe es eine Verbindung.« Das gleiche Blut, hallte es in mir und mir wurde übel.

»Ganz egal, was es auch ist, welche Kräfte du auch hast, sie sind nicht schlecht, du bist nicht schlecht. Ich weigere mich das auch nur zu glauben.« Er nahm mein Gesicht fest zwischen die Hände, sah mich eindringlich an. »Sieh dich an, du bist so hell wie die Sonne, Georgie. Nie könntest du etwas anderes sein als gut.«

Ich starrte in seine leuchtenden Augen, fühlte das leichte Pulsieren unseres Bandes zwischen uns. Wie konnte ich ihm auch nicht glauben? Wenn auch nur aus dem Grund, es so sehr zu wollen. Es sollte die Wahrheit sein. »Okay.«

»Okay?«

Ich nickte. »Mehr als okay.«

Ich zog seinen Kopf zu mir herunter und streckte mich, um ihn zu küssen. Sobald unsere Lippen aufeinandertrafen, surrte mein Körper auf. Sein Geruch war überall, seine Hände auf mir, wie sie mich an ihn zogen, zu meinem Nacken wanderten und ihn umschlossen.

Ich schnappte nach Atem, als wir uns lösten. »Ich kann jetzt nicht wieder schlafen.«

»Na dann komm.« sagte er nur und führte mich hinaus auf den Balkon.

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xx raven

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