54. Kapitel

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G E O R G I E



Mitten in der Nacht erreichten sie mich. Ich spürte die benebelte Kälte, die mich umschlang. Die flüsternden Stimmen, die meine Knochen hinaufkrochen und durch mich hindurchflossen, wie flüssiges Eis.

Verwandle dich, verwaaaaandle dich.

Du bist nuuuur Wolf. Kein Maaaaaaan.

Töten, du willst sie alle tööööten.

Mein Kopf schlug hin und her auf dem Kissen und ich kniff meine Augen zusammen. Sie klangen voller Wahnsinn, so voller Aggression und Blutdurst. Angst machte sich in mir breit und ich wollte schreien. Sie sollten aus meinem Kopf!

Wir wollen deinen Wolf! zeig uns deinen Wolf!

Zeig uns deine Krallen, deine Fangzähne und zerreisse ihre Kehlen.

Wir wollen Bluuuuuuuuut.

Dann überschütteten sich die Gefühle wie eine Lawine über mich. Rohe Tollwut, die Gier, Blut zu schmecken und zu zerstören füllte meine Adern und überflutete mich, während alles, was ich sah, schwarze Schatten vor mir waren, die mich hämisch auslachten.

Hilfe! Ein stummer Schrei entwich mir, dann schlug ich die Augen auf. Desorientiert suchte ich die Gegend ab, versuchte mich zu erinnern, wo ich war. Meine Augen gewöhnten sich augenblicklich an die Nachtsicht. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, während ich alles in Betracht nahm. Ich befand mich auf einem grossen Bett, weisse Vorhänge wehten bei dem Wind auf, und ich erhaschte einen Blick auf den Balkon.

Richtig, ich befand mich im Palast auf Minkaujin, den Feuer Inseln. Beruhigt blinzelte ich den Schrecken weg und wollte mich gerade aus dem Bett schälen, als ich eine harte Brust an meinem Rücken spürte, sowie der schwere schützende Arm, der um mich geschlungen war und meine Haut berührte. Mir wurde warm ums Herz. Beau. Es war, als würde ein Teil von ihm sogar im Schlaf versuchen, mich zu beschützen.

Ich versuchte mich unter seinem Arm aus dem Bett zu stählen. Augenblicklich zog er mich an sich. »Bleib.« brummte er.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich drehte mich zu ihm um. »Ich muss nur kurz auf die Toilette.«

Seine Hand packte zu und hielt mich fest an sich gepresst, seine Augen immer noch geschlossen. »Nein.«

»Beau!« Ein kleines Lachen entschlüpfte meinen Lippen, wobei der Schrecken des Albtraums immer noch in meinen Gliedern sass. »Ich mach mir gleich in die Hose!«

Mit einem Grummeln aber zuckenden Mundwinkeln liess er mich widerwillig los. Ich hüpfte aus dem Bett und tappte über den Reisteppich ins Bad. Hastig spritzte ich mir Wasser ins Gesicht und versuchte klar zu denken.

Okay, Georgie, beruhig dich. Nichts ist passiert.

War es doch wirklich nicht, oder? Meine Hände krampften um das Becken und ich musste mich zwingen, mich auf meinen zitternden Beinen zu halten. Denn ich wusste, von wem diese Stimmen stammten, ich würde sie überall wiedererkennen. Es waren die Schatten, die Schatten hinter dem Spiegel in den Katakomben. Aber wie konnten sie mich im Schlaf finden? War das irgendein Zauber? Magie? Oder hatten wir eine Verbindung?

Es schien, als wäre ich die Einzige, die sie am Spiegel gehört zu haben schien, Hades tat es nämlich nicht, sonst hätte er mich entdeckt, als sie mich gerufen haben. Aber was hatte das alles zu bedeuten?

Was sie mir heute gesagt haben, die Gefühle, die sie mir geschickt hatten ... So viel Aggression und Wildheit. Ich war mir sicher, dass wenn ich meine Wölfin spüren würde, sie ausgerastet wäre und es sie an den Rand des Wahnsinns getrieben hätte. Sie hätte sich gezwungen gefühlt, sich zu verwandeln. Die Frage war, ob sie sich hätte zurückverwandeln können.

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