Epilog

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6 Jahre später
Lya

„Wann werden Elena und Victor eintreffen?" Emma prüfte noch einmal ihre Handtasche, während Jenny sich die Schuhe anzog.

„Vermutlich werden sie bereits mit den anderen im Restaurant auf uns warten. Blake hat ihnen die Adresse gegeben."

Die letzten Jahre waren die schönsten meines Lebens. Das Verhältnis zu meinem Dad hatte sich gebessert, auch wenn ich ihm wohl nie ganz verzeihen würde. Dafür war er für Ria ein großartiger Großvater.

Am Abend nach dem Aufeinandertreffen in der Kanzlei kam er zu Grandma und wir sprachen uns aus. Er war nicht wütend auf mich oder darauf, dass ich seine Firma verkauft hatte. Tatsächlich hatte er selbst seine verbliebenen zehn Prozent als Schenkung an Hailey abgetreten und genoss nun seinen Ruhestand, wie er es selbst nannte. Er meinte einfach, dass, als er Ria sah, sie ihn an mich erinnerte und er dort bereits die ersten Zweifel bekam, was seine Vaterschaft anging. Mit dem Geld wollte er einfach einen kleinen Teil seiner Fehler wieder gutmachen.

Seitdem war er regelmäßig zu Gast bei uns und auch heute, nachdem Ria ihren ersten Schultag hatte, würde er den Abend mit uns verbringen. Wir wollten uns alle gemeinsam in einem Restaurant treffen, während Ria uns allen von ihrem ersten Schultag erzählen konnte.

„Die Männer warten dann vermutlich schon auf uns. Wir sollten uns nicht noch mehr Zeit lassen", meinte Jenny, während Emma nur lachte.

„Wir dürfen ruhig zu spät kommen. Immerhin hat Lewis seinen Mageninhalt einmal quer über mein Outfit verteilt."

Liebevoll sah ich zu Emma. „Das ist das Privileg einer Grandma und wenn du genau überlegst, hat Ria es in seinem Alter auch einmal getan."

Lewis war unser Nesthäkchen und etwas über ein Jahr alt. Als wir damals verkündeten, dass er den Namen tragen würde, welcher ursprünglich für Blake vorgesehen war, war es Emma, die sich stundenlang nicht mehr beruhigte und ihren Enkel scheinbar gar nicht mehr aus den Händen geben wollte.

Wie in meinem Traum war es keine einfache Schwangerschaft. Ich musste viel liegen und Ria verstand nicht immer, dass ich nicht mehr so viel mit ihr machen konnte. Nur den Welpen hatten wir nicht. Die Idee war zwar da, doch durch meine fehlende Mobilität wäre ich alleine mit ihm und Ria überfordert gewesen. Doch Blake versprach, dass wir irgendwann einen Hund haben würden.

Als wir zwanzig Minuten später in dem Restaurant ankamen, waren, wie bereits vermutet, alle anwesend. Während ich Dad und Grandma begrüßte, steuerte Jenny direkt Mark und die Kinder an. Blake unterhielt sich mit Derek, während Ria freudestrahlend zwischen allen Anwesenden hin und her sah.

„Es war so cool, Nana", sprach sie zu meiner Grandma. „Die anderen Kinder sind ganz nett und ich hab schon zwei Freunde gefunden."

„Das freut mich für dich." Liebevoll strich sie meiner Miniversion über den Kopf. „Und morgen wirst du bestimmt noch mehr Freunde finden."

„Meinst du?"

Lächelnd nickte sie ihr zu. „Ganz bestimmt", bestätigte sie. „Aber nun sollen deine Eltern uns mal verraten, warum wir hier sind. Du bist doch nicht schon wieder schwanger?"

Ich verschluckte mich an meinem Wein und schüttelte direkt im Anschluss mit meinem Kopf. „Nein. Wir sind wegen Ria hier und ihrem ersten Schultag."

„Dafür, dass du damals ein Pokerface hattest, welches bis heute seinesgleichen sucht, lügst du nun sehr schlecht." Meinem Dad konnte man wirklich nichts vormachen.

Die Scheidung von meiner Mutter lag nun bereits einige Jahre zurück und er wirkte wie ausgewechselt. Er erfüllte seinen Enkelkindern jeden Wunsch und liebte die beiden abgöttisch.

„Na dann", begann Blake und sah mich mit demselben verliebten Blick an, mit dem er mich seit Jahren ansah. „Wir sind hier um euch mitzuteilen, dass wir dieses Wochenende heiraten werden."

Kurz war es still, doch dann beglückwünschten uns alle. Jeder kommentierte unser Vorhaben und am meisten durften wir uns anhören, dass es auch endlich Zeit war.

Wir wollten eine kleine Hochzeit und nur die hier anwesenden Personen sollten unsere Gäste sein. Eigentlich wollten wir es heimlich machen, so wie Jenny und Mark es getan hatten, doch das würde unsere Familie uns nie verzeihen.

„Ich bekomme ein ganz schönes Kleid", unterbrach Ria uns irgendwann. „Es sieht fast aus wie Mommys Kleid und ich sehe aus wie eine Prinzessin. Für Lewis haben sie einen kleinen Anzug, aber vermutlich macht er ihn nur dreckig."

Ria nahm wie immer kein Blatt vor den Mund und erinnerte mich einmal mehr an mich. Ich hoffte, dass es für sie niemals zum Problem werden würde. Irgendwann werden wir ihr erzählen müssen, dass Blake nicht ihr richtiger Dad war, doch das hatte noch Zeit.

Der Mann meiner Träume vergötterte sie nach wie vor und zeigte es ihr regelmäßig. Ihr Zimmer, welches er nach ihren eigenen Wünschen gestaltet hatte, ähnelte einem Märchenschloss und dort war sie die unangefochtene Herrscherin.

„Du wirst bestimmt großartig in deinem Kleid aussehen", sprach Dad.

„Es würde mir viel bedeuten, wenn du da bist. Ich weiß, dass es noch immer etwas schwierig zwischen uns ist, aber ich möchte dich wirklich dabei haben."

Er lachte und nahm mich in den Arm. „Das lasse ich mir doch nicht entgehen."

Bei meiner Hochzeit mit Earl glänzte er durch Abwesenheit. Doch das spielte keine Rolle mehr. Tatsächlich hatte mein Exmann meine Schwester noch in der Kanzlei abserviert. Er verdiene etwas Besseres und keine arme Schluckerin. Was Lindsay und meine Mutter heute machten, wusste ich nicht und ehrlich gesagt, war es mir auch egal. Sie hatten das bekommen, was die verdienten.

„Woran denkst du?" Blake unterbrach meine Gedanken.

Ich sah zu ihm und mein Herz machten einen Hüpfer, als ich sah wie er Lewis auf seinen Schoß auf und ab wippte. „Daran wie sehr ich dich liebe und wie dankbar ich für dich bin. Ohne dich wäre ich heute nicht hier."

Er beugte sich zu mir herüber und stahl sich einen Kuss. „Ich bin auch dankbar. Wenn es dich nicht gäbe, hätten wir nicht unsere großartige Familie oder die bezaubernden Kinder."

Liebevoll lächelte ich ihn an, bevor ich ihn etwas in sein Ohr flüsterte. „Ich glaube, wir sollten noch ein Kind bekommen."

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