Kapitel 39

1.4K 81 5
                                    

Nach einer Woche hatte sich die Situation zwischen uns immer noch nicht verändert. Er war zwar nicht die ganze Zeit kalt mir gegenüber, hielt allerdings immer seine abweisende Haltung aufrecht. Er ließ es nie auch nur eine Sekunde zu, dass wir uns näherkamen. Auch nach meinen Anfällen verschwand er meist, ohne ein Wort zu sagen, aber sichtlich rasend vor Wut. Und so begann ich mich immer mehr nach diesen Anfällen zu sehnen, denn so war er mir nah und überaus zärtlich, auch wenn es mein Herz danach jedes Mal aufs Neue in tausend kleine Teile zerfetzte. Das war doch krank!

Ich vermisste Gin, denn sie hätte mir mit Sicherheit einen guten Rat geben können. Warum eigentlich nicht? Gut! Ich würde ihr schreiben. Dann können wir mal wieder einen Mädelsabend machen und feiern gehen. Immerhin schuldete sie mir noch mehr Details zu ihrer Verlobung und so richtig feiern konnten wir diese ja auch nicht. Also zumindest nicht zu zweit, so wie es sich für beste Freundinnen gehört. Ja klar, heiraten war nicht so mein Ding und ich könnte mir niemals vorstellen, jetzt schon zu heiraten, geschweige denn Kinder zu bekommen. Früher konnte ich mir das ganze besser vorstellen, jedoch hatte sich seit dem Krieg irgendetwas verändert und nun wusste ich nicht mal, ob ich überhaupt Kinder wollte. Aber das hieß ja nicht, dass jeder nach meiner Ansicht leben musste. Deswegen freute ich mich auch ehrlich und aufrichtig für Harry und Ginny.

Da eine Eule mir aber zu lange dauern würde, benutzte ich den Kamin in meinem Zimmer, um mit ihr zu reden. Ich kniete mich also davor hin und schon bald erschien mein Kopf im Kamin im Grimmauldplatz. „Ginny?!" rief ich. Ich hörte Schritte und schon bald kam sie in den Raum gerannt. „Mione! Was machst du – oder viel mehr dein Kopf – denn hier? Ist alles Okay?" fragte sie. „Naja wie mans eben nimmt. Ich glaub ich brauch eine Pause und ich habe mir gedacht, da wir beide noch keine wirkliche Gelegenheit hatten so richtig auf deine Verlobung abzufeiern, könnten wir doch heute Abend mal wieder weggehen." Sie grinste mir entgegen und ich wusste, dass ich sie überzeugt hatte. Wir beschlossen uns am Abend in der Winkelgasse zu treffen und von dort aus gemeinsam in einen, oder vielleicht auch mehrere, Clubs zu gehen. Ich verabschiedete mich wieder und zog meinen Kopf aus dem Kamin. Super! Jetzt konnte ich erstmal duschen. Das war mit Sicherheit nicht mein liebster Weg der Kommunikation, aber immerhin einer der Schnellsten. Merlin wie sehr ich telefonieren doch manchmal vermisste.

Frisch geduscht machte ich mich auf zum Mittagessen. Dort musste ich selbstverständlich pünktlich erscheinen, denn es fand immer zur selben Zeit statt. Severus wollte scheinbar auch in den Ferien einen Zeitplan einhalten. Mir war klar, dass ich ihn über meine Pläne informieren sollte, weshalb ich etwas nervös war, wie er reagieren würde. Was nicht hieß, dass ich bereit war, mich von ihm davon abbringen zu lassen.

Als er aufgegessen hatte, nahm ich meinen Mut zusammen. Er war eigentlich relativ gut gelaunt und irgendwie wollte ich das nicht kaputt machen, aber es half ja nichts. „Severus, ich wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass ich heute Abend mit Ginny weggehen werde", sagte ich vorsichtig. „Kommt nicht in Frage. Das wirst du nicht tun", seine Stimmung war von einem auf den anderen Moment komplett gekippt und der Raum fühlte sich plötzlich eisig an. Wut kochte in mir hoch. „Ach ja und wieso bitte nicht?! Ich hatte dich nicht um deine Erlaubnis gebeten! Ich kann machen was ich will, ich dachte mir, ich sollte dich lediglich darüber informieren!", schnaubte ich. „Du könntest jeder Zeit einen Anfall bekommen! Du bleibst hier!"

Schnell sprang ich auf, mein Stuhl kippte dabei um, „Du wirst mir nichts verbieten!", schrie ich nun fast. „Hermione beruhig dich! Es geht nicht! Was willst du machen, wenn du einen Anfall bekommst. Weasley hat doch keine Ahnung was sie tun sollte" knurrte er. Ich musste mir eingestehen, dass er recht hatte, aber das würde ich niemals zugeben. Ich verengte meine Augen und sagte giftig und vor Sarkasmus triefend, „Na gut, wenn du dir so große Sorgen" - bei diesem Wort malte ich Anführungszeichen in die Luft – „um mich machst, dann musst du eben mitkommen." Das würde er niemals tun und das war mir klar. Er warf mir einen vernichtenden Blick zu. Schwungvoll drehte ich mich um und lief in mein Zimmer. Ich sollte mir jetzt lieber Gedanken um mein Outfit machen!

Danach aßen wir schweigend zu Abend und als er wieder meinte mir vorschreiben zu müssen, was ich tun und lassen sollte, ließ ich ihn einfach stehen und zog mich in mein Zimmer zurück, um noch etwas zu lesen. Immerhin würden Gin und ich uns erst recht spät treffen, denn in den Clubs war ja erst spät nachts richtig was los.

Das Outfit, welches ich mir aussuchte, war recht knapp und aufreizend, denn der kindische Teil in mir wollte ihn provozieren. Das er mich körperlich zumindest anziehend fand, war mir klar. Leichte Enttäuschung überkam mich, als er mir auf dem Weg nach draußen nicht begegnete. Ich hatte zumindest mit etwas mehr Widerstand gerechnet. Draußen war es bereits dunkel und gerade, als ich apparieren wollte, trat eine Gestalt zwischen den Bäumen hervor. Severus. „Gut dann können wir ja endlich los", sagte er emotionslos. „Was?", fragte ich perplex. „Du hast mich eingeladen, schon vergessen? Du hast gesagt ich soll mitkommen, also hier bin ich. Dann los. Ich nehme an wir müssen in die Winkelgasse", und bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er mich am Arm gepackt und wir apparierten.

Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen, denn ich geriet ins Wanken und musste mich erst einmal kurz bei ihm abstützen. Dann, als er sicher war, dass ich stehen konnte, ließ er von mir ab und trat einen Schritt zurück. Ich wollte ihn gerade anschnauzen, was das ganze sollte, als mein Blick an ihm runterglitt, und mir entging keinesfalls, dass er mich genauso musterte. Er sah so verdammt gut aus! Er trug eine enge schwarze Jeans und – man glaubte es kaum – ein dunkelgrünes kurzes Hemd, bei dem auch noch die obersten Knöpfe offen waren und den Blick auf seine Brust freimachten. Ich war sprachlos und mein Ärger vergessen, ihm schien es ähnlich zu gehen. Mir stockte der Atem. Sprachlos starrten wir uns gefühlt Minuten lang an, die Augen voller Lust und Verlangen. Ich kam auch nicht umhin seine Haare zu bestaunen, wie sie sein Gesicht umspielten und sein Outfit damit vervollständigten. Ich bemerkte, wie er gerade einen Schritt auf mich zumachte und seine Hand hob, als wolle er sie mir an die Wange legen, doch dann ließ uns ein lauter Knall zusammenfahren und er trat wieder gefasst zurück.

Ginny war da und sie hatte gesehen, wie wir zusammengezuckt waren. Sie warf Severus einen skeptischen Blick zu, also erklärte ich bemüht genervt „Wie es aussieht haben wir einen Babysitter dabei!" Um ganz ehrlich zu sein fand ich es gar nicht schlimm, dass er dabei war, im Gegenteil. Mein Körper fühlte sich unglaublich kribbelig an. „Super! Schön Sie zu sehen Professor", sagte sie ehrlich fröhlich und zog mich in eine feste Umarmung. „Das wird ja langsam was!", flüsterte sie mir aufgeregt ins Ohr, löste sich von mir, packte mich am Handgelenk und schliff mich hinter sich her. Mich beschlich das ungute Gefühl, dass sie damit gerechnet hatte, das er mitkommen würde.

----------------------------
Voten nicht vergessen!

don't tell anyoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt