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Den restlichen Abend setzte ich mich an meine Hausaufgaben und die zusätzlichen Aufgaben, die Kookie mir geschickt hatte, damit ich beim Stoff in der Schule nicht auf der Strecke blieb. Doch gerade die Bio-Aufgaben, machten mir ohne eine Erklärung zu dem Inhalt wirklich zu schaffen.

Schließlich schrieben wir in wenigen Monaten unsere Abschlussprüfungen.

Zwischendurch kochte ich mir eine Packung Instant Nudeln. Eigentlich hatte ich mich riesig auf die Pfannkuchen gefreut, die Hoseok mir versprochen hatte, aber daraus wurde wohl nichts.

Zu dumm, dass meine Eltern früher gekommen waren.



Morgen war Freitag und inzwischen war ich wieder gesund... also konnte ich auch zur Schule gehen und immerhin die Bio-Stunden morgen nutzen.

Dann müsste ich meine Eltern auch nicht darein einweihen, dass ich zuhause geblieben war. Jetzt wo sie dachten, dass ich heimlich Wein getrunken hatte, konnten ich wohl kaum erzählen, dass ich die letzten Tage Fieber gehabt hatte.



Seufzend lehnte ich mich auf dem Stuhl zurück. Meine Gedanken huschten immer wieder zu Hobi.

Zu gerne wollte ich ihn wiedersehen. Schade, dass ich morgen noch keine Schicht im Crestmond hatte. Vielleicht würde er mich dann direkt besuchen kommen.

Meine nächste Schicht war Samstag, also hoffte ich einfach, dass er dann vorbeischauen würde.



Meine Mundwinkel schoben sich vor Vorfreude bereits höher, als ich mein Handy heraus kramte und das Bild anklickte, das wir heute mittag zusammen gemacht hatten.

Wir beide lächelten in die Kamera, auch wenn meine Augen total verweint waren. Ich mochte das Bild. Immerhin war es das einzige, was ich von dem Rothaarigen hatte.

Und das gelbe Fläschchen mit den Sonnen, welches ich vorhin noch schnell in einer Box in meinem Kleiderschrank versteckt hatte.



Leider hatten sich meine Eltern die ganze Woche auf der Arbeit freigenommen, weswegen sie vermutlich auch morgen Nachmittag zuhause sein würden...

Ich frustriertes Seufzen entkam mir.

... dann konnte ich nichtmal in meinen Little Space nach der Schule. Och Mann... mit Hobi war es wirklich besser gewesen.



***




Am Samstag radelte ich hastig zum Crestmond. Mein Fahrrad hatte ich am Kino total vergessen gehabt, weswegen Mama mich gestern mit dem Auto zur Schule hatte fahren müssen. Nach Schulschluss war ich es dann abholen gegangen.

Natürlich hatte sie wissen wollen, warum ich es am Kino hatte stehen lassen... jetzt glaubte sie, dass ich vielleicht eine Freundin hatte, mit der ich mich heimlich traf.


Weit gefehlt.

Viel mehr war ich im Kino aus Versehen zum Little geworden, war auf dem Boden mit meinem Daumen im Mund eingeschlafen und dort dann von Hobi gefunden worden.



Aber lieber sie glaubte ihre Version, als die Wahrheit zu kennen.

Alleine das Leuchten in ihren Augen, als sie ihren Verdacht laut ausgesprochen hatte, machte mir klar, dass sie die Wahrheit niemals verkraften würde.




Am Crestmond angekommen, musste ich erstmal einige Male tief schnaufen. Ich hatte mir förmlich die Beine abgestrampelt und dabei war ich vollkommen pünktlich.

Vermutlich war es die Aufregung, Hoseok endlich wiederzusehen.


Als ich in den Eingang trat, stand ein Mädchen hinter der Theke. Ich kannte sie nicht, aber sie musste im selben Alter sein wie ich.

„Willkommen im Crestmond, welcher Film darf's sein?", fragte sie.

„Ich arbeite hier", erklärte ich. Ihre Augen wurden größer. „Oh freut mich, bin neu hier und heiße Jessi!", lächelte sie und hielt mir die Hand hin. Ich erwiderte die Begrüßung.



„Gut, dann kannst du jetzt gehen", stammelte ich, als sie mich bloß wie ein Auto ansah und nichts tat. „Ich übernehme dann jetzt."

Verwirrt legte sie die Stirn in Falten, ehe sich ihre Lippen zu einem runden Kreis öffneten.

„Oooh warte!", rief sie. „Bist du Park Jimin?"



Zögernd nickte ich, als ich den mitleidigen Ausdruck auf ihrem Gesicht erkannte. „Aber hat dich der Chef denn nicht angerufen?", fragte sie vorsichtig.

Verwirrt schüttelte ich den Kopf.

„Oh wie blöd...", seufzte sie, „also... mir wurde gesagt, du seist gekündigt... weil du zu schüchtern im Umgang mit den Kunden bist... deswegen hab ich jetzt deine Stelle."



Überrascht wich ich einen Schritt zurück. Das Mädchen fummelte sich nervös am Fingernagel herum. Man merkte ihr an, wie ungerne sie mir diese Nachrichten überbrachte. „Tut mir leid Jimin", flüsterte sie noch leise.

Ich nickte bloß mechanisch und trat vom Tresen weg. „D-danke", stammelte ich.

Wofür genau ich mich bedankte, wusste ich selbst nicht.



Erst als ich wieder vor der Eingangstür stand, realisierte ich, dass ich wirklich gefeuert worden war. Es hatte Ewigkeiten gedauert, einen Job zu finden und jetzt war ich nach nur wenigen Monaten wieder raus?!

Das konnte doch nicht sein! Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Ich brauchte diesen Job. Meine Eltern würden mich nach der Schule sonst nicht finanziell unterstützen... das hatten sie klar und deutlich gesagt...

Und wie verdammt sollte ich studieren und mir gleichzeitig eine Wohnung leisten? Ich wollte ja auch nicht für alle Ewigkeiten bei meinen Eltern bleiben.



„Shit, shit, shit", fluchte ich und griff nach meinem Fahrrad. Ich war schon im Begriff loszufahren, als mir ein anderer Gedanke kam.

Hobi.



Was, wenn er mich heute besuchen würde und ich nicht da war? Das durfte ich auf keinen Fall zulassen...

Eilig lehnte ich das Bike wieder an die Wand und lief zurück in den Eingangsbereich des Kinos. Das Mädchen war gerade dabei, Popcorn nachzufüllen.


„Ähm", rief ich und brach gleich wieder ab. Was wollte ich denn überhaupt sagen?

„Ja?", fragte sie und kam zu mir an die Theke. Nervös knabberte ich auf meiner Unterlippe.

„Kann ich vielleicht hier bleiben und...", mein Blick ging zu der kleinen Ledercouch an der Wand gegenüber, „... also ich erwarte jemanden... und..."



Sie sah ebenfalls zur Couch und nickte verstehend. „Klar setz dich", lächelte sie, „möchtest du eine Packung Popcorn? Geht auch auf's Haus."

Ich nickte und setzte mich kurze Zeit später mit dem Popcorn auf die Couch. Etwas unangenehm sahen Jessi und ich uns immer wieder an.

Wieso musste dieses Sofa auch direkt parallel zur Theke stehen?!



Doch irgendwann fuhr sie damit fort, alle möglichen Tätigkeiten hinter der Theke zu tun, von denen ich genau wusste, dass sie nicht notwendig waren.

Ich selbst würde schon längst auf dem Boden sitzen und Nintendo spielen. Vermutlich war genau das der Grund, weswegen sie jetzt meinen Job hatte.

Seufzend zog ich meinen Nintendo aus der Tasche und spielte Mario Kart. Irgendwie musste ich die Zeit ja rum bekommen...




Wann immer die Tür bimmelte und ein Gast hereinkam, schaute ich hoffnungsvoll auf. Doch sie alle kamen bloß, um einen Film zu sehen.

Die meisten guckten bescheuert, wenn sie mich nach ihrem Film immer noch hier sitzen sahen, doch das ignorierte ich getrost.

Dafür ging mein Blick immer häufiger zur Uhr. Es war bereits nach 22 Uhr und Hobi hatte sich immer noch nicht blicken lassen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend bemerkbar.




Hatte er mich vielleicht schon... vergessen?



🐥🐥🐥

☼ 𝐋𝐢𝐭𝐭𝐥𝐞 𝐁𝐫𝐞𝐚𝐤 | ʲⁱʰᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt