Kapitel 109

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Selana (P.o.v)


Ich lief gerade durch den langen dunklen Flur, tapste durch die Dunkelheit. „Selana.", hörte ich eine bekannte Stimme und sofort überkam mich eine Gänsehaut. „Justin.", kam es leise über meine Lippen und ich drehte mich um. Sein Handylicht erleuchtete sein Gesicht ein wenig. „Was machst du hier?"

„Ich wollte mich umsehen.", antwortete ich ehrlich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Warum machst du kein Licht an?" „Ich wollte kein Licht anmachen." „Wie jetzt?", er klang überrascht und ich lächelte leicht. „Ich brauche kein Licht, ich bin genau wie du ein Werwolf und wir sehen auch im Dunkeln gut."

„Du überraschst mich jedes Mal aufs Neue." „Warum?", fragte ich leise und ging weiter. „Jeder würde das Licht anschalten, außer du."

Ich fuhr mit meiner Hand über die Tapete, sie war kalt und rau. „Ich bin anders."

„Es gefällt mir.", hörte ich seine Stimme und erneut überkam mich die Gänsehaut, nur viel intensiver.

Ich stieß kurz die Luft aus und überlegte, wie ich ihm antworten sollte, aber ich sagte doch nichts.

Dafür wurden meine Schritte schneller und ich hörte nur zu gut wie Justin mir nacheilte.

„Kleine Wölfin!"

Ich bog um die Ecke sah einen kurzen Schatten, er ähnelte David und ich blieb abrupt stehen.

„Nein!", schoss es aus meinem Mund und ich spürte, wie mein Körper sich anspannte.

Justin hatte Not zu stoppen, kam aber neben mir zum Stehen. „Alles gut?", fragte er sofort fürsorglich und nahm meine Hände in seine. Das Verlangen was bis vor kurzem noch in seiner Stimme lag, war verschwunden. „Selana?"

Ich schaute an ihn vorbei aber der Schatten war weg. „Selana?", wiederholte er sich, ließ meine Hände los und umfasste mein Kinn. „Du siehst aus als hättest du ein Geist gesehen!"

Jetzt spürte ich erst wie kalt seine Finger waren. „Was?", fragte ich leise und musste erstmal verdauen was ich eben gesehen hatte. „Ist alles in Ordnung?" „Ja!", sagte ich schnell, wahrscheinlich zu schnell, aber er akzeptierte es. „Ich gehe ins Bad und mache mich ein wenig frisch!"

Damit ging ich schnell und etwas wackelig los. „Warte doch!", rief er mir hinterher, aber da war ich schon um die Ecke verschwunden. Schnell ging ins Badezimmer und schloss die Tür hinter mir ab. Ich lehnte mich an die Tür und holte tief Luft.

Schnell tastete ich die Wand nach dem Lichtschalter ab, plötzlich fühlte ich mich so erdrückt von der Dunkelheit. „Bitte, bitte!", flüsterte ich und wurde panisch als ich den Lichtschalter nicht sofort fand. Ich spürte wie meine Tränen sich mit Augen füllten, mein Augenlied zuckte und mein Herz raste.

„Oh Himmel!", stieß ich laut aus, als ich den Lichtschalter fand. Es wurde hell und ich rutschte an die Wand herunter. Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. Meine Atmung kam stoßweise und ich schloss kurz die Augen, um mich zu beruhigen.

Du musst dich beruhigen, so kannst du den Neuanfang vergessen!

„Das tue ich!"

Atme durch die Nase ein und durch den Mund aus.

„Halte deine Klappe!", knurrte ich und stand mit wackligen Beinen auf. „Manchmal bist du ein richtiger Nichtsnutz!"

Und du bist armselig!

„Selana?" Es ruckelte an der Tür. „Ja?", fragte ich laut und hoffte das meine Stimme sich fest anhörte. „Wie geht es dir?" „Willst du eine ehrliche Antwort?" Ich öffnete die Tür und sah in Justin sein Gesicht. „Was ist los?", fragte er ernst und ich seufzte.

„Ich dachte ich habe David gesehen."

Er erstarrte kurz. „Was?" „Das war nicht das erste Mal.", sagte ich ehrlich und er sah aufgebracht aus. „Und du sagst mir nichts?" „Ich wollte keine Unsicherheit schnüren." „Ist das dein Ernst?", knurrte er und kam einen Schritt auf mich zu. „Ich mache mir die ganze Zeit sorgen um dich und du rückst nicht einmal mit der Sprache raus?"

„Ich wollte dich nicht verletzen!" „Du verletzt mich eher, wenn du nicht mit mir redest!", knurrte er und erneut wurde mein Herz schwer, erneut wurde mir bewusst das ich falsch gehandelt hatte. Justin war mein Seelenverwandter und das musste ich akzeptieren.

„Ich habe David abgelehnt!", sagte ich ernst und stellte mich gerade hin. „Mit der Zeit werde ich ihn, das Rudel und meinen alten Wohnort vergessen." „Du sagst das mit so einer Überzeugung in der Stimme und doch kann ich es dir kaum glauben."

„Du hast gesagt du gibst mir Zeit, also gib sie mir!"

Ich schaute in seine rehbraunen Augen und ich sah das er hin und her gerissen war. Er war genau so durcheinander wie ich. Ich schüttelte den Kopf, ich hatte David abgelehnt und doch hatte er so viel Macht über mich.

„Lass uns was unternehmen, so bekommen wir den Kopf frei!" Er schaute so verwirrt, also hätte er jetzt einen Geist gesehen.

„Jetzt?" „Ja! Los komm! Zieh dich an und wir erkunden die Stadt!", sagte ich ernst und nahm seine Hand, zog ihn hinter mir her. „Wirklich?" „Ja!"

SelanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt