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Christians P.O.V.

  Die Halle war nicht annähernd so stark gefüllt, wie an den Abendenden der legendären Hallenpartys, aber genug, um Spaß zu haben. In der einen Ecke hatten die Jungs wie üblich das Karaoke aufgebaut. Die Musik lief bereits, das Bierfass stand an seinem Platz und die meisten der Jungs hatten es nach der Dusche nicht nötig sich irgendwie groß anzuziehen. Ich lehnte mit einem Bier an einer Säule und betrachtete das wilde Treiben. Immer mehr Gäste kamen und verteilten sich. Es gab jedoch nur eine Gruppe, auf die ich wartete und scheinbar nicht nur ich, denn auch Bens Blick haftete an den Metalltüren des Eingangs. Wir hatten gewonnen, wenn auch knapp, aber ich konnte das Adrenalin immer noch in meinen Adern fühlen. Es gab nichts, was mich so sehr puschen konnte, wie ein gutes Spiel.

  »Hey Chris.« Charlotte legte ihre Hand auf meine Brust und lächelte mich verführerisch an.

  »Charlie, was gibt's?« Ich wusste schon genau, was in ihrem Kopf vor sich ging.

  »Ein gutes Spiel heute.« Ihre Fingerspitzen strichen über mein Shirt und verharrten kurz über meiner Jeans.

  Ich zog ihre Hand weg und legte den Kopf leicht schief. »Kein Interesse.«

  »Uh, wir hatten schon lange keinen Spaß mehr, Chris.« Sie zog einen Schmollmund. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuschte, dann war es vor dem Unfall gewesen, als ich sie das letzte Mal in mein Bett gelassen hatte und das war bereits ein Fehler gewesen. Zumal die Dinge jetzt sowieso anders waren und sie mich nicht interessierte. Es gab keinen Grund mehr, für diese Spiele.

  »Zeiten ändern sich, Charlie. Owen ist aktuell frei. Vielleicht hat er ja Lust.« Ich stieß mich ab, denn ich sah die Person, mit der ich jetzt lieber reden würde.

  »Babe!«, rief ich kurz und schon hatte ich sie hochgenommen und drehte mich mit ihr im Kreis. »Wir haben gewonnen!«

  Ein gewonnenes Spiel konnte eine berauschende Wirkung haben und ich diesen Move wollte ich so gerne bereits am Feldrand machen. Aber dafür würden sich sicher noch weitere Möglichkeiten in auftun.

  »Wenn du nicht willst, dass ich wieder auf deine Schuhe kotze...« Ich setzte sie lieber ab. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Ich wusste mittlerweile zu was sie fähig war. Die Szene aus dem Exorzisten war ein Scheiß gegen sie. Mein Blick traf kurz den von Charlotte, die abfällig den Kopf schüttelte und sich abwendete. Selbst wenn Jenna nicht wäre, es wäre keine gute Idee gewesen mit Charlotte zu schlafen. Sie wollte mehr. Aber sie war nicht der Mensch, den ich wollte.

  Ich reichte Jenna ein Bier. Sie trank gerne eines, wenn sie auf einer Party ankam, um dann danach direkt auf Wasser umzusteigen.

  »Jenna Martens hat es mal zu einem Spiel geschafft und dann kommt sie auch noch freiwillig in die Halle. Das ich das noch erleben darf«, meinte Ben und erneut prosteten sich alle zu. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern, lässig, wie ich es in letzter Zeit schon so oft getan hatte, während die Worte meiner Mutter mir durch den Kopf schossen. Wo standen wir beide? Freunde? Oder war da tatsächlich bereits mehr dahinter? Ich wusste es, nur war ich bereit dafür?

  Die Cheers übernahmen die Kontrolle über die Musik und die war absolut furchtbar. Ich bemerkte wie Jannas Blick immer wieder zwischen Ben und Fiona hin und her ging. Als würde sie versuchen die beiden mit ihrem Blick näher zueinander schieben zu wollen.

  »Wie bekommen wir die beiden dazu über ihren Schatten zu springen?«, flüsterte sie mir zu. Es war nicht zu übersehen, was für Blicke sie sich zuwarfen.

  »Wir werfen Fiona aus deinem Zimmer? Dann muss sie bei Ben schlafen...« lachte ich und kassierte direkt ihren Ellenbogen gegen meine Rippen. Gespielt keuchte ich auf, als könnte diese kleine zierliche Person mir tatsächlich wehtun. Ihrem Blick hingegen entnahm ich, dass sie es wirklich dachte. Ich konnte mir ein Lachen nicht mehr verkneifen. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, sie sorgte sich einfach viel zu sehr um mein Wohl. Unsere Welt war vollkommen auf den Kopf gestellt worden, als mein Motorrad über den Boden schlitterte, aber ich war dankbar dafür.

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