Gänsbacher, Johann

Lebensdaten
1778 – 1844
Geburtsort
Sterzing (Südtirol)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Komponist ; Domkapellmeister ; Freiheitskämpfer ; Kapellmeister ; Freiheitskämpfer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118814044 | OGND | VIAF: 56796182
Namensvarianten

  • Gänsbacher, Johann Baptist Peter Josef
  • Gänsbacher, Johann Baptist
  • Gaensbacher, Johann Baptist
  • Gänsbacher, Johann
  • Gänsbacher, Johann Baptist Peter Josef
  • Gänsbacher, Johann Baptist
  • Gaensbacher, Johann Baptist
  • Gänsbacher, Johann Baptist
  • Gaensbacher, Giovanni
  • Gaensbacher, Giovanni Battista
  • Gaensbacher, J.
  • Gaensbacher, Jean
  • Gaensbacher, Johann B.
  • Gansbacher, Giovanni Battista
  • Gänsbacher, Giovanni
  • Gänsbacher, J.
  • Gänsbacher, J. B.
  • Gänsbacher, Jan Křt.
  • Gänsbacher, Joh.
  • Gänsbacher, Johann
  • Gänsbacher, Johann B.
  • Gänsbacher, Johann Baptist Peter Joseph
  • Geensbacher
  • Gänsbacher, Johann Baptist Peter Joseph
  • Gänsbacher, Johann Baptist Peter Josef

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Zitierweise

Gänsbacher, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118814044.html [14.12.2024].

CC0

  • Gänsbacher, Johann Baptist Peter Josef

    Komponist, Domkapellmeister, * 8.5.1778 Sterzing (Südtirol), 13.7.1844 Wien, 1911 Ehrengrab Wien, Zentralfriedhof. (katholisch)

  • Genealogie

    V Joh. Bapt. (ca. 1751–1806), seit 1775 Chorregent u. Lehrer in St., auch Kirchenkomp., S d. Peter, Bildschnitzer u. Tischler in Sarnthein b. Bozen; M Elisabeth (ca. 1747–1815), T d. Andreas Mayr in Bruneck;
    Innsbruck 1824 Maria Juliana (1793–1868), T d. Romedius Andr. Schandl (1752–1802), Richter u. Pfleger d. Herrschaft Thaur b. Innsbruck;
    S Josef (1829–1911), Dr. iur., Gesanglehrer, Prof. am Konservatorium d. Ges. d. Musikfreunde in Wien, Komp. (meist Lieder), galt um d. Jh.wende als „eine der markantesten Persönlichkeiten d. musikal. Wien“, war Mitbegr. d. Tonkünstlerver. u. Mitarb. an d. Gesamtausg. d. Werke Franz Schuberts (s. L);
    N Anton Gg. Mitterwurzer (1818–76), Schüler G.s, Bühnensänger (s. ADB 22);
    Groß-N Frdr. Mitterwurzer ( 1897), Schauspieler.

  • Biographie

    Bereits mit 6 Jahren sang G. im Kirchenchor von Sterzing, kam dann als Singknabe und zur weiteren Ausbildung nach Innsbruck, Hall und Bozen. 1795-1801 an der Universität Innsbruck (Philosophie, dann Jus), zog er mit einer Studentenkompanie viermal an die von Napoleon bedrohten Landesgrenzen (1796 bis 99). Zur Fortsetzung seiner Musikstudien begab er sich 1801 nach Wien; von A. Gyrowetz gefördert, bestritt er seinen Lebensunterhalt durch Musikunterricht, bis er in der Familie des Reichshofrates K. M. Graf Firmian ein zweites Elternhaus fand. 1803/04 war er Schüler von Abbé G. J. Vogler, bei dem er C. M. von Weber begegnete, und 1806 von G. Albrechtsberger. Obwohl seine Kompositionen mit großem Erfolg aufgenommen wurden und seit 1804 im Druck erschienen, ging er 1810 nochmals zu Vogler nach Darmstadt. Hier fand er unter seinen Mitschülern neuerdings Weber sowie Giacomo Meyerbeer; besonders Weber war ihm zeitlebens in inniger Freundschaft zugetan. Gemeinsam mit Gottfried Weber und Alexander von Dusch begründeten diese einen „Harmonischen Bund“, der vorwiegend publizistische Aufgaben erfüllen sollte. Zur Familie Firmian zurückgekehrt, hielt er sich dann meist in Böhmen auf. Hatte G., der „musikalische Körner“ (Weber), einer Erkrankung wegen an der Tiroler Volkserhebung des Jahres 1809 nicht teilnehmen können, so kämpfte er 1813 als Oberleutnant, dann Hauptmann einer Freiwilligenabteilung im Pustertal. Nach Beendigung des Krieges trat er als Oberleutnant in den aktiven Militärdienst, kam in oberitalienische Garnisonen und zog gegen Murat. In Mantua regte er als erster die Übertragung der Gebeine Andreas Hofers nach Tirol an. 1815 meldete er sich zu dem in Innsbruck neuerrichteten Kaiserjäger-Regiment, dessen Musikkapelle er aufstellte. Um das Musikleben der Stadt machte er sich als Konzert- und Kirchenchordirigent sowie als Mitbegründer des Musikvereins (1818) verdient. Eine durch Weber vermittelte Berufung als Musikdirektor in Dresden schlug G. aus und übernahm 1824 die Stelle|des Domkapellmeisters von Sankt Stephan in Wien; hier wirkte er, allseits hochgeschätzt, bis zu seinem Lebensende. – G.s Kompositionsstil ist der Frühklassik verpflichtet und leitet von hier in die beginnende Romantik über. Mit einem gediegenen technischen Können verstand es G., seine ansprechenden Kompositionen dem jeweiligen musikalischen Milieu anzupassen. Stand zunächst die weltliche Musik im Vordergrund, so komponierte er seit seiner Tätigkeit als Domkapellmeister fast nur mehr Werke für die Kirche, die sein übriges Schaffen weit überdauerten; einzelne sind bis zur Gegenwart lebendig geblieben.|

  • Auszeichnungen

    Gr. goldene Zivilverdienstmedaille.

  • Werke

    31 Messen, davon 2 im Auftrag d. Fürsten Esterházy in Eisenstadt, 1806, 1812, 1 f. d. Kg. v. Sachsen, 1823;
    7 Requiems;
    ca. 120 Offertorien, Gradualien u. a. kleinere Kirchenwerke;
    mehrere Kantaten, darunter „Große Fest-Cantate z. Erbhuldigung in Tirol“, 1838;
    Lieder mit Klavier f. 1-3 Stimmen, Chöre u. Kanons;
    Kompositionen f. Klavier, Kammermusik, Orch. (u. a. Sinfonie, 1807, Concertino f. Klarinette, 1819) u. Blasmuss (Kirchenmusik, Lieder, Klavier- u. Kammermusikwerke z. T. gedr., u. a. in Wien, Leipzig, Berlin, Bonn, London). – Hs. Autobiogr. Denkwürdigkeiten a. m. Leben, 2 Bde. (Innsbruck, Mus. Ferdinandeum). – Verz. s. A. Schmidt, Denksteine, 1848, S. 154-61, u. MGG.

  • Literatur

    ADB VIII;
    C. Fischnaler, J. G., 1878;
    J. G. Woerz, Zur Säcularfeier J. G.s, 1878;
    ders., J. G., 1894;
    Wurzbach V;
    Eitner IV;
    W. Senn, in: MGG IV, Sp. 1230-36 (W, L, P);
    Riemann (beide auch f. S Josef).

  • Porträts

    Lith. v. M. Trentsensky n. Zeichnung v. J. Bucher;
    2 Ölgem. (Innsbruck, Ferdinandeum, u. Wien, Ges. d. Musikfreunde);
    Fam.bild v. F. Stecher, 1837 (Wien, Hist. Mus.), Abb. b. M. Reinhardt, F. Stecher, 1957, Tafel 2.

  • Autor/in

    Walter Senn
  • Zitierweise

    Senn, Walter, "Gänsbacher, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 19-20 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118814044.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Gaensbacher, Johann Baptist

  • Biographie

    Gaensbacher: Johann Baptist G., Kapellmeister am St. Stephansdome zu Wien, wurde zu Sterzing in Tyrol am 8. Mai 1778 als der Sohn des dortigen Regens chori und Schulmeisters geboren. Der Vater suchte ihn frühzeitig soweit musikalisch auszubilden, daß er schon in seinem sechsten Jahre auf dem Chor mitsingen konnte. Kaum 8 Jahre alt, wurde er Sängerknabe in der Pfarrkirche St. Jakob zu Innsbruck, kam ein Jahr später nach Hall zu dem tüchtigen Organisten J. Holzmann, lernte hier Clavier- und Violinspiel, machte die ersten Gymnasialklassen durch und ging nach weiteren drei Jahren nach Botzen, wo er bei dem würdigen P. Reiner sich im Generalbaß und Orgelspiel noch vervollkommnete, so daß er bereits den Kirchendienst versehen konnte; Fendt und Musikdirector Neubaur sorgten für seine Ausbildung im Violoncell- und Violinspiel, während eine Hauslehrerstelle ihm sicheres Brot verschaffte. 1795 begann er in Innsbruck seine Universitätsstudien, übte sich auch schon im Componiren, seinen Unterhalt unterdessen als Musiklehrer gewinnend. Als 1796 der Landsturm organisirt wurde, diente er als Freiwilliger und Commandant einer Truppe und wurde beim Friedensschlusse mit der goldenen Tapferkeits-Medaille für Officiere ausgezeichnet. Die Sehnsucht, Abbe Vogler's Tonsystem kennen zu lernen, führte G. im Herbste 1801 nach Wien, wo sein Wunsch erfüllt wurde und wo er später auch bei Albrechtsberger seine contrapunktischen Studien betrieb. Seinen Unterhalt verschaffte er sich in dieser Zeit wiederum mit Musikunterricht, wobei ihm die Bekanntschaft mit Jos. Haydn, Reichshofrath Graf Firmian, Abbé Falk und Gyrowetz sehr förderlich war. Auf Einladung Abt Vogler's, der sich einige Zeit in Eisenstadt befand und dort eine Messe für den Fürsten Esterhazy componirte, ging G. dahin und war nahe daran Mitglied der fürstlichen Capelle zu werden. Vogler scheint dies gewünscht zu haben, denn er componirte eigens Lamentationen für G., die dieser in der Charwoche sang, wobei er dem Fürsten so gefiel, daß er ihn als Tenorist engagiren wollte. G.|aber dankte, nahm jedoch das Anerbieten an, für den Fürsten eine Messe zu schreiben, die auch in Eisenstadt aufgeführt wurde und sich des Fürsten wie Salieri's und Hummel's Beifall erfreute. (Auch eine zweite Messe, componirt 1808, nahm der Fürst entgegen und honorirte sie glänzend.) Mit der eng befreundeten Familie Firmian ging G. 1807 nach Prag, wo er sorgenfrei nur der Composition leben konnte und für die Gräfin Anna seine einzig gebliebene Symphonie schrieb, die auf dem Schlosse Brunnersdorf und später in Mannheim aufgeführt wurde. 1809 reiste G. über Dresden, Leipzig (wo er mehrere Compositionen an die Verleger verkaufte) und Augsburg nach Tyrol. Sein Wunsch, gegen den Feind zu dienen, blieb diesmal unerfüllt, G. begab sich daher nach Darmstadt, wo er im April 1810 anlangte und abermals unter Abt Vogler Contrapunkt und Composition studirte, diesmal in Gemeinschaft mit C. M. v. Weber und Meyerbeer, die als Freunde eng verbunden blieben; namentlich Weber blieb seinem „vielgeliebten Bruder“ G. in dauernder Herzlichkeit zugethan. In Darmstadt wollte es G. in gesellschaftlicher Beziehung gar nicht gefallen; weit besser behagte ihm Mannheim, wo er in Weber's Concerten mitwirkte und wo auch seine Messe in B und seine Symphonie aufgeführt wurden und beiden Künstern eine sehr herzliche Aufnahme zu Theil wurde. G. blieb bei Vogler bis Juli 1810 und kehrte wieder nach Prag zurück. Die Stellung jugendlicher Componisten zu verbessern, dem wahrhaft Guten auch ohne großen Namen Eingang zu verschaffen und besonders den ästhetischen Theil der Kunst zu pflegen, bewogen Gottfried und C. M. v. Weber, Meyerbeer, Alexander v. Dusch und G. einen „Harmonischen Verein“ zu gründen. Es wurden förmliche Statuten entworfen und erschienen in der nächsten Zeit in verschiedenen öffentlichen Blättern dahinzielende Aufsätze und Recensionen unter den Namen Melos (v. Weber), Giusto (Gottfried Weber), Philodikaios (Meyerbeer), Unknown man (Alex. v. Dusch) und Triole (Gaensbacher). Im Sommer 1812 besuchte G. auf Einladung des Clarinettisten Bärmann München, wo er wieder mit Vogler und Meyerbeer zusammentraf und als im December C. M. v. Weber die Direction an der Oper in Prag angetragen wurde, eilte auch G. dorthin, empfing seinen Freund und verlebte sonnige Tage. Die Kriegsereignisse des Jahres 1813 riefen G. wieder in sein Vaterland, wo er sich unter die Jäger einreihen ließ, sich in mehreren Kämpfen gegen Murat auszeichnete, in Kurzem zum Hauptmann befördert wurde und beim Abschiede die große goldene Ehrenmedaille erhielt. 1815 besuchte er Prag, um dort im Auftrag eine Musikbande zu organisiren; v. Weber schrieb damals seine Cantate „Kampf und Sieg“, wobei er G. mehreres zur Ausarbeitung überließ. Im nächstfolgenden Jahre besuchte G. Wien, wo er u. A. Beethoven's Bekanntschaft machte und nicht ahnte, daß er in Kurzem dort seinen bleibenden Aufenthalt nehmen sollte, denn während er, nach Innsbruck zurückgekehrt, nur für Composition lebte, überraschte ihn ein Vorschlag v. Weber's, um die erledigte Kapellmeisterstelle an der königl. Kapelle in Dresden zu concurriren. G. war umsomehr dazu geneigt, als es ihn drängte, sich endlich einen eigenen Heerd zu gründen. Da aber gleichzeitig in Wien durch den Tod des Domkapellmeisters Preindl ( am 26. October 1823) dessen Stelle zu besetzen war, bewarb sich G. um dieselbe mit Erfolg und bekleidete sie in Ehren bis zu seinem Tode am 13. Juli 1844. G. hat sich in seinen zahlreichen Compositionen der älteren Schule angeschlossen; seine Hauptkraft verlegte er auf die Kirchencomposition. Melodie fließend, einfach und herzlich, Harmonie, wenn auch nicht überreich, so doch voll und zweckdienlich, Contrapunkt der Schule Vogler's und Albrechtsberger's würdig: so wurden seine Arbeiten seiner Zeit beurtheilt. Es werden 216 Werke von G. namhaft gemacht, darunter 131 für die Kirche (17 Messen, 4 Requiem, Te Deum, Offertorien etc.); oben|erwähnte Symphonie, Märsche und Serenaden, und viele Harmoniestücke; Clavierwerke mit und ohne Begleitung, Cantaten und viele ein- und mehrstimmige Gesänge mit Orchester-, Clavier- oder Guitarrebegleitung; ferner die Musik zu Kotzebue's Schauspiel „Die Kreuzfahrer“ (aufgeführt 1813 in Prag), ein Liederspiel „Des Dichters Geburtsfest“. Im Druck erschienen: „Requiem op. 38“ (Spina), „Requiem op. 15“ (Haslinger); „Messe op. 32“ (Spina), „Messe op. 41“ (Haslinger); „Te Deum op. 45“ (Spina); „Offertorium op. 33“ (Spina), „Offertorium Baß-Solo, vierstimm. Chor u. Orch. op. 43“ (Haslinger); „Graduale op. 42“ (Haslinger); „Ecce sacerdos magnus op. 39"; „2 Ave Maria op. 34", 2 Salve Regina op. 35“, „1 Salve Regina op. 40“, „Ave Regina und Ave Maria op. 36", sämmtlich vierstimmig (Spina). — „Die Erwartung" (von Schiller) für Singstimme und Pianoforte (Simrock); „3 Canzonetten für Sopran mit Guitarre" (Gombart); „6 Lieder mit Guitarre“ (Kühnel); „4 Gesänge mit Clavier“ (Schlesinger); „3 Terzetti a 2 soprani e tenore op. 4“ (Schlesinger); „6 Hefte Variationen für Clavier“ (Steiner in Wien); „16 Hefte Sonaten etc. mit Begleitung und 6 do. zu 4 Händen" (verschiedene Verleger); „2 Sonaten für Violine und Guitarre“ (Breitkopf & Härtel); „Serenade für gemischte Instrumente“ (Haslinger). — Gaensbacher's Sohn, Dr. Jos. G., geb. zu Wien am 8. Mai 1829, ein sehr geschätzter Gesanglehrer, ist als Professor am Conservatorium für Musik und dramatische Darstellung zu Wien angestellt.

  • Autor/in

    C. F. Pohl.
  • Zitierweise

    Pohl, Carl Ferdinand, "Gänsbacher, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 363-365 unter Gaensbacher, Johann Baptist [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118814044.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA