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Der Fall GraichenWar da was, liebe Union?

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Die Aufregung um Graichen ist aufgeblasen und unangemessen. Wenn Postenvergaben künftig aber kritischer beleuchtet werden, wäre etwas gewonnen.

Die CSU-Amigos Streibl und Stoiber im Jahr 1993 Foto: Wolfgang Maria Weber/imago

I st der Fall Graichen eine Affäre? Aber ja. Der inzwischen zurückgetretene Staatssekretär Patrick Graichen hat sich falsch verhalten, und seine Partei hat ringsherum Fehler gemacht. Natürlich war es falsch und unprofessionell von den Grünen, dass sie nicht daran gedacht haben, was es in Regierungsfunktionen für Folgen hat, wenn Graichen bei Posten- und Auftragsvergabe auf seine Familie trifft.

Aber die Affäre Graichen wird eben auch gnadenlos aufgeblasen. Das Spektakel, das Opposition (die FDP als Opposition innerhalb der Koalition kann inzwischen dazugerechnet werden) und andere darüber veranstalten, dass Graichen Berufliches und Privates nicht hinreichend getrennt hat, steht in keinem angemessenen Verhältnis zur sonstigen bundesrepublikanischen Realität.

Oder glaubt etwa jemand, all die Töchter und Schwiegersöhne von Unions-Granden seien ohne – auch verdeckten – väterlichen Einfluss auf ihre ersten Posten gekommen? Doch aktuell wirkt es, als sei Compliance etwas, das nur von Grünen verlangt werden könne, während dies etwa bei CDU und CSU den Ruch des Quatschig-Unrealistischen hätte – als wollte man die britische Thronfolge diskutieren. Für Graichens Nachfolge müsse jetzt jenseits der Kreise von Agora Energiewende und Öko-Institut gesucht werden, verlangen manche ernsthaft. Ob die Union schon mal die Forderung gehört hat, sie müsse ihre Drähte zum Mittelstandsverband endlich kappen?

Nun heißt es, die Grünen müssten sich aber an ihren eigenen Maßstäben messen lassen, und die lägen ja auch höher als etwa die der Union. Interessanterweise sagen das auch Grüne selbst. Sie scheinen entweder nicht zu merken, dass sie damit den Vorwurf nur bestärken, sie pflegten eine arrogant-akademische Wohlstandsmoral – oder sie nehmen das bewusst in Kauf. Schön blöd von den Grünen, wenn sie auf diese Weise das Geschäft ihrer Gegner betreiben.

Die Heuchelei der anderen

Es ist schließlich ein Unterschied, ob ich laut verkünde, keinen Bissen Wurst mehr essen zu wollen, um mich dann frohlockend am Industriefleisch-Grill einzufinden – oder ob ich Anstandsregeln breche, die grundsätzlich für alle gelten müssen. Rechts der politischen Mitte jedoch gibt es für moralisches Fehlverhalten eher noch Wohlwollendes: „A Hund is er scho.“

Sollte die Affäre Graichen zur Folge haben, dass ab sofort die Postenvergabe in allen Parteien gleichermaßen kritisch verhandelt wird, so wäre das doch etwas wert. Den Parteien, die sich selbst gern bürgerlich nennen, ihre Augenzwinkergeschäfte durchgehen zu lassen, während sich die komplette Republik gemeinsam über Verfehlungen der Grünen echauffiert – das ist genau die Heuchelei, die aktuell nur den Grünen vorgeworfen wird.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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61 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Okay, messen wir doch jeden an seinen eigenen Maßstäben -- die Grünen an ihren und die C-Parteien dann eben an christlichen Maßstäben -- an denen des Wanderpredigers aus Nazareth. Viel Spaß dabei.

  • Also wenn schon Korruption, dann bitte für alle gleichermaßen. Kann nicht sein, dass man Vetternwirtschaft bei den Grünen als politische Todsünde ansieht und bei der Union als Normalität, die man achselzuckend akzeptiert.

    • @Olli P.:

      Das wird auch nicht akzeptiert. Nur ist scheinbar im Moment kein aktueller Fall auf der Seite bekannt. Wer sich aber weit aus dem Fenster lehnt und derlei Mißstände zu recht anprangert, muß aber auch damit rechnen, dass bei eigenen Verfehlungen die gleichen Reaktionen zu Tage treten. Und das ist auch gut so!

  • Jenseits des Weißwurstäquators galten schon immer ganz andere Gesetze.

    Aber man sucht sich die Eltern ja nicht selber aus.



    Auch nicht, wenn man Hohlmeier heisst oder Strobl.

  • Die taz überschlägt sich aktuell in der Veröffentlichung die Habeck-Graichen-Causa relativierender Artikel. Die Argumentation der Relativierungen beruft sich Heuchelei, Doppelmoral und höherem Maßstäben, die angeblich an Grüne gelegt würden. Offen bleibt welche Familienfilzaffairen genau von der Union gerade so am laufen sind und von der Öffentlichkeit tragischerweise nicht wahrgenommen werden. Etwas mehr Info wäre da hilfreich.

  • Seit ich ein Kind bin - und das ist nun auch schon einige Monate her - wird die Union für Fetternwirtschaft und Korruption kritisiert, vollkommen zurecht. Dass das totgeschwiegen wird, wäre mir neu. Jetzt sind halt die Grünen dran, ebenfalls vollkommen zurecht.

    • @Dweezil:

      die Ausmaße sind in keinester Weise vergleichbar - und ganau da liegt das Problem!

      • @Grisch:

        Sind sie nicht? Nun, ich glaube die der Grünen sind weitreichender.

  • Das die anderen Heuchelei betreiben ist allen klar das die moralisten in grün sich nicht an sich selbst an ihren eigenen Aussagen messen lassen wollen ist die wahre Heuchelei.

  • Während der Fall Graichen hohe Wellen schlägt, bleibt unter dem Radar, dass sich die Finanzbranche gerade das Wohlwollen der deutschen Politik regelrecht kaufte, um ein EU-Gesetz zu verhindern, dass Finanzberatern Milliarden Euro an Provisionen in die Kassen spült, während die Verbraucher diese Milliarden meist unnötig zahlen müssen. Die Finanzindustrie hat am meisten Einfluss auf die Politik.

    Sehr bekannte Politiker werden zum Teil mit Tausenden von Euro für pro Monat für obskure Beiratsposten in der Finanzindustrie bezahlt.



    Diese schuff z. B. die DVAG (Klopp-Werbung), ein milliardenschwerer Großspender an alle Parteien.



    Parteichef Friedrich Merz soll einen Scheck der DVAG von 100.000 Euro persönlich entgegen genommen haben.



    Die CDU interessierte sich brennend dafür, was die Bundesregierung in dem Zusammenhang mit dem neuen EU-Gesetz plante und stellte deshalb eine Kleine Anfrage.

    www.abgeordnetenwa...hef-friedrich-merz

    Dass 100.000 Euro von Deutschlands größtem Finanzstrukturvertrieb an Friedrich Merz übergeben wurden, in einer Phase, in der es darum ging, dass die Finanzdienstleistungslobby unbedingt ein Provisionsverbot verhindern wollte, ist äußerst auffällig. Die SPD macht das nicht zum Skandal, weil eine bekannte SPD-Politikerin im Beirat der DVAG sitzt.

    In einer Pressemitteilung stellten die Finanzexperten der CDU den Sachverhalt regelrecht auf den Kopf, was den Einfluss der Lobby zeigt.

    Dass FDP-Parteichef Lindner Tausende von Euro für Vorträge in der Finanzindustrie kassierte, hat sicher nichts mit diesem Sacherverhalt zu tun.



    Im Jahr der Bundestagswahl spendete die DVAG 1. Million Euro an CDU und FDP.

    Die DVAG kassierte intransparente Kickback-Zahlungen von Fonds. Bekannte Politiker von CSU, SPD und FDP, die im BVAG-Beirat saßen, störten sich nicht daran.

    www.cducsu.de/pres...inanlegern-schaden

    • @Lindenberg:

      ...interessant in Kenntnis zu nehmen - soll so ein schlechtes, wie für mein Rechtsempfinden - sehr schlechtes Benehmen von Friedrich März - nun folgenlos bleiben - oder was unternehmen wir als Bürger und Wähler unseres demokratischen Staates gegen solche Regierenden ?

  • So ist das nun mal mit der Moral: wenn man sie immer wie ein Monstranz vor sich herträgt und sehr gerne andere aus eine moralischen Position heraus kritisiert, dann muss man sich genau daran messen lassen; ob es einem gefällt oder nicht und unabhängig davon was die anderen machen.

    Jetzt mimimimi zu rufen und auf andere zu zeigen macht das Ganze noch viel unangenehmer und erzeugt allenfalls Fremdscham. Entweder ich verzichte auf den moralischen Zeigefinger gegenüber anderen oder ich lasse mich an meiner eigenen Maßstäbe beurteilen.

    • @Fran Zose:

      Wer bei den Grünen zeigt denn auf andere?

  • Ach, und wenn es die Grünen machen ist es in Ordnung weil es andere ja auch getan haben, ja?



    Und immer schön mit dem Finger auf andere zeigen während man Wasser predigt und Wein säuft. Eine klasse Moralvorstellung wird hier an den Tag gelegt und mit welchen oder besser wie vielen Maßstäben hier gemessen wird. Gut, dass das jetzt geklärt ist.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Redet jemand so über das C der Union in dem Stil? Das ist eben der Schutz des Etiketts. ...

    Wo es um Staat geht, da gilt das Recht. Darin haben Massstäbe in solchen Angelegenheiten ihre Grundlage.Alles andere ist irgendwas anderes als verfassungsmässige Gleichheit.



    Gewohnheiten, Gepflogenheiten, Un-/Sitten.

  • Nein, Whataboutismus ist das ganz gewiss nicht. Wie sonst soll man die Vergleiche zu anderen Parteien darstellen? Und noch eins: diese Heuchelei von FCDSU wirkt doppelt: Graichen hat sich nicht der persönlichen Bereicherung schuldig gemacht, auch sonst niemend in diesem Zusammenhang. Aber die Affären der "Werte"orientierten Union/Liberalen zielen auf genau diesen persönlichen"Werterhalt". Die Maskenaffären auf vielen Ebenen in der Union sind nur ein Beispiel dafür. Herr Amthor kann auch etwas dazu sagen, die CSU sowieso. Und die Lobby der Öl- und Gasindustrie hat ja auch überheupt keinen Einfluss auf diese Parteien, oder? Achtung: diese Feststellungen sind kein Whataboutismus, sie sind Fakten.

  • "War da was, liebe Union?"

    Eine solche Frage unterstellt, dass Vetternwirtschaft Parteien angeboren ist und Grüne wie alle anderen Parteien auch ein Recht auf Vetternwirtschaft hätten. Eine solche Frage nagelt die Grünen auf Vetternwirtschaft fest und leistet den Grünen Bärendienste.

    Eine solche Frage ist weder analytisch (Wie sehr sind Parteien in DE korrupt?) noch irgendwie demokratiefördernd. Solche Fragen sind Abwehrhaltungen aus dem Umfeld des Populismus.

  • "Oder glaubt etwa jemand, all die Töchter und Schwiegersöhne von Unions-Granden seien ohne – auch verdeckten – väterlichen Einfluss auf ihre ersten Posten gekommen?"

    Ist das dieser "Whataboutism", von dem alle immer reden?

    Mal abgesehen davon: Wer sich besonders redlich gibt, wird auch umso mehr an seiner Redlichkeit gemessen. Darüber kann man sich aufregen, oder man kann einfach mal akzeptieren, dass der geliebte Habeck jemanden in einen Posten gehievt hat, der offensichtlich entweder korrupt oder inkompetent ist - und sich danach noch vor ihn gestellt hat, bis es gar nicht mehr anders ging. Welche CDU-Politiker*innen wann in welcher Situation ähnliches getan haben, ist für den Sachverhalt unerheblich.

    • @Agarack:

      Es handelt sich nicht um einen "Sachverhalt", dass Herr Graichen korrupt oder inkompetent sei und schon gar nicht um "Whataboutism".



      Die schreinende Doppelmoral der "Bild" und der temporären NGO €DU anzuprangern, die durch gezielte Medienkampagnen dem Wirtschaftsminister (und künftigen Kanzlerkandidaten) schaden wollen und sogar einzelne Mitarbeiter aus Ministerien entfernen können, ist m.M.n absolut gerechtfertigt.



      Unter einem €DU/€$U Minister wäre ein Rücktritt eines Staatssekretärs niemals in Frage gekommen. In deren Milieu ist das Anstellen von Amigos klare Absicht und Mittel zum Machterhalt.



      Bei Graichen war dies nicht der Fall.

      • @So,so:

        Herr Graichen hat sich an einer Stellenvergabe beteiligt, in der sein Trauzeuge ein Bewerber war, und hat sich an einer Mittelvergabe an ein Projekt beteiligt, in dem seine Schwester maßgeblich beteiligt ist. Das ist entweder ein Zeichen von Korruption oder eine Häufung grober Fehler. Die Häufung grober Fehler ist typischerweise ein Anzeichen von Inkompetenz.

        Und die Doppelmoral der CDU/CSU und der Bild steht außer Frage, aber: Die CDU ist nicht an der Regierung - aber: Falls sie es wäre, und die Grünen nicht, glauben Sie wirklich, die Grünen würden sich irgendwie anders verhalten? Die Grünen haben viele Jahre in der Opposition von einem Ehrlichkeitsimage und einem "wir konzentrieren uns auf die Inhalte"-Image profitiert. Jetzt, wo sie an der Regierung sind, machen sie (in der für sie günstigsten Ausleseart) grobe Fehler.

        Und, mal im Ernst: Sich jetzt noch ans Revers zu haften, die Grünen hätten Graichen wenigstens letzten Endes entlassen, ist albern, denn das Verhalten Habecks legt nahe, dass er dies nur getan hat, weil der öffentliche Druck zu groß wurde, sonst hätte er ihn nicht vor kurzem noch offen verteidigt.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Agarack:

      Es geht um Recht. Ist es poilitisch redlich rechtlich korrekt, die Redlichkeit zum Massstab für rechtlich zu bewertende Angelegenheiten zu machen?

  • Es wurde nie abgestritten, das was falsch gelaufen ist, der Fehler wurde sofort eingestanden. Nur die Dramatisierung hat sich zur Kampagne ausgeweitet. Die Journalisten haben unisono den Vertrauensbruch des Durchstechers als normal bezeichnet, die Falschberichterstattung der BILD teilweise ungeprüft übernommen, selten erwähnt, dass eine Einstellung noch von Altmeyer war, dass es klare complianceregeln bzgl Öko-Institut gab, Der Heizhammerschäffler von der FDP ein Ölgas-Lobbyist war. Bemerkenswert, wie alle den „ Trauzeugen“ nachgeplappert haben, weil guter Freund nicht soviel hergemacht hätte.

    • @Dr.med. Heinz de Moll:

      Nicht schon wieder Fakten!

  • "Nun heißt es, die Grünen müssten sich aber an ihren eigenen Maßstäben messen lassen, und die lägen ja auch höher als etwa die der Union."

    Sorry, aber das ist eine Verdrehung. Es sind nicht die Maßstäbe der Grünen, die hier angelegt werden, es sind allgemeingültige. Die Grünen kommunzieren nur gern den Anspruch, moralisch nicht so am Boden zu sein, wie Diejenigen, die grad am lautesten schreien.



    Dass man das dann im Zweifel hämisch um die Ohren kriegt mag billig sein, ändert aber nix daran, dass da offensichtliche Verstöße vorliegen.

  • In letzter Konsequenz heißt das: Der/die Vorsitzende der Bäckerinnung muss ein Schlosser sein.

  • Team Oettinger und die 'Ndrangheta: www.ardaudiothek.d...-mario-l/12566577/

    ODer auch das hier: www.n-tv.de/politi...ticle22422684.html

    Da geht es buchstäblich um ermordete Menschen.

  • Die Größe einzugestehen, dass da etwas schief gelaufen ist, ohne es mit allen möglichen anderen Fällen zu vergleichen, die ist der taz wohl nicht gegeben.

    • @Jim Hawkins:

      Etwas einzugestehen ohne es einzuordnen hieße sich an der konservativen Anti-Habeck Kampagne zu beteiligen - das wäre nicht seriös.

    • @Jim Hawkins:

      Haben Sie recht.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Enttäuschte Liebe. Empfehlung für alle Tage, incl. Monday:



      www.youtube.com/watch?v=zUr5_QVPCAI

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Wieso eigentlich muss ich so oft davon lesen, der Absturz der Grünen - ob es sich nun um Schwarz/Grün, Lützerath oder jetzt um die Graichen-Affäre handelt - sei besonders tief, weil gerade sie auf der politischen Ebene besonders hohe moralische Postulate verkünden?



        Tragen nicht die Unionsparteien das Hohe C im Parteinahmen?

        • @Abdurchdiemitte:

          Aber die CDU trägt nicht die Christlichkeit wie eine Monstranz vor sich her.

          Deshalb fühlen sich beispielsweise auch konservative Muslime dort durchaus wohl.

        • @Abdurchdiemitte:

          ...gerade das hohe " C " macht doch



          " regieren " so leicht und unbeschwert...



          Ab zur Beichte, ein paar Rosenkreuze und heiter geht es weiter...

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Enttäuschte Liebe? Daran dachte ich auch … die ist ja vielfach im Spiel, nicht nur in privaten, auch in politischen Beziehungen. Die enttäuschte Liebe schlägt dann meistens direkt in Verachtung, sogar Hass um.



        Das sehe ich in den Kommentaren in der taz auch immer, vor allem bei denjenigen mit Ex-Beziehungen zur Linken. Vielleicht einfach mal die Erwartungen nicht so hoch schrauben?



        Ich halte mich in der Beziehung ja an die gute alteTante SPD, da kann man zwangsläufig gar nicht enttäuscht werden (wem das trotzdem passiert, ist ein Narr) und die Erwartungen halten sich sowieso in Grenzen.😉

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Abdurchdiemitte:

          „Ich halte mich in der Beziehung ja an die gute alteTante SPD, da kann man zwangsläufig gar nicht enttäuscht werden (wem das trotzdem passiert, ist ein Narr) und die Erwartungen halten sich sowieso in Grenzen.“



          Da haben wir was gemeinsam. Als „Kind“ der Generation „Willy wählen“ habe ich damals mit Zweitstimme FDP gewählt. Die mit dem hohen „C“ der Zentrums-Folgeparteien waren für mich nie eine Option. Die FDP ist es seit Genscher 82 nicht mehr.



          Empfehlung an Robert Habeck: Wer an der Küste aufgewachsen ist, sollte wissen, woher der Wind weht. Vorsicht, wenn Kubicki pustet. Mit dem kumpelt man nicht:



          „Lass von Gefahr umdrängt, dich unerschrocken und standhaft sehn; Doch bei zu gutem Wind versäume nicht, die aufgeblähten Segel, aus kluger Vorsicht, einzuzieh´n“ (Horaz)

          • @95820 (Profil gelöscht):

            Ach, als Oberstufenschüler habe ich tatsächlich auch mit der FDP geliebäugelt, aber nur kurz, es war die Endphase der sozialliberalen Koalition. Habe mich halt als linksliberal verstanden. Damit war ich in meiner Familie jedoch ein absoluter Exot, da meine Altvorderen altem Arbeiteradel entstammten und somit die SPD eigentlich gesetzt war … bis auf eine gewisse biografische „Lücke“ von 12 Jahren bei meinem Opa und meinen Großonkeln. Man hat 1945 offenbar politisch einfach da weitergemacht, wo man 1933 aufgehört hat. Anders konnte ich mir als Schüler in den Achtzigerjahren deren Erzählungen über Nazi-Zeit und Krieg jedenfalls nicht erklären.

    • 6G
      655170 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Sorry, Hawkins:



      Themaverfehlung.



      Hier geht's nämlich nicht um den "Fall" Graichen, sondern um den Umgang, die Beurteilung/Kritik des Falls durch einschließlich der innerkoalitionären Oppositionspartei FDP.



      Und unter diesem Fokus ist der Begriff "Heuchelei" (1.) zwingend und (2.) sehr zurückhaltend formuliert.

    • @Jim Hawkins:

      Ich sehe hier schon das Recht, die Verfehlungen anderer auf's Tableau zu legen, da, wenn womöglich auch nicht in der Hauptsache, der Vorteil ja doch in dem Insinuieren dessen gesucht wird, man wäre selbst sauber.

      • @Gerhard Krause:

        Aber die Kritik an der Vetternwirtschaft kommt ja aus allen politischen Richtungen bis hin zur Linken.

        Wer da nur in der historischen Mottenkiste bei einer Partei herum kramt, macht sich vor allem verdächtig, damit den Fall Graichen schön reden zu wollen.

        • @Rudolf Fissner:

          Man könnte ja auch einmal auf die Idee kommen, dass zuzugeben wäre, dass "Politik" und/oder "Macht" ein Problem sind (Lippenbekenntnisse gibt es natürlich bereits) und generell über konkrete Gebote, Verbote und Transparenzen zu schreiben, anstatt - nur aufgrund der Aktualität: - Grün Grün Habeck. 👻

          • @Gerhard Krause:

            "anstatt - nur aufgrund der Aktualität:"

            Wann wollen Sie den darüber reden? In 10 Jahren, wenn Gras drüber gewachsen ist.

            Da sind alle Parteien von der Linkspartei, den Grünen bis zur CSU weiter und sehen die Notwendigkeit, dass so etwas aktuell aufgearbeitet wird.

    • @Jim Hawkins:

      Absoulte Zustimmung.

  • Es ist nicht aufgeblasen und unangemessen.



    Wenn andere Parteien mit Vorliebe, tricksen, lügen und noch mehr, sollte sich die immer hoch moralisch auftretenden Grüne Partei sich dies nicht zu eigen machen.



    Grüner Filz ist genau so verachtenswert wie andere Farben.



    Erschreckend peinlich und entlarbend idt die Reaktion der Nahestehenden dieder Partei.

    • @R.A.:

      wieviele Milliarden hat CSU-Scheuer in den Sand gesetzt - mit Ansage?

      Was hat den Steuerzahler die Affäre Graichen gekostet?

      Sie fordern also, die Grünen sollen ihren moralischen Anspruch ablegen, damit Sie wie die anderen auch ungestraft "vetterleswirtschaften" können...

      Hiflt uns das wirklich?

      • @Grisch:

        Unfähigkeit ist was anderes als Vetternwirtschaft.

        Unfähigkeit eines Ministeriums, vor allem schwere zeugt vor allem auch von der Unfähigkeit der Opposition als Korrektiv.

        Die Offenlegung von Vetternwirtschaft u d dass dan entsprechende Konsequenzen gezogen werden zeigt begrüßenswert, dass Prozesse funktionieren.

        • @Rudolf Fissner:

          ah ja, das waren also auch die Grünen, mit dem Mautdebakel - hab ich mir fast schon gedacht, die sind ja eh an allem schuld - so einfach kann man sichs machen...

          • @Grisch:

            Daraus lesen zu wollen, die Grünen seien an allem Schuld, ist ihr Ding. Das lesen weder die Grünen noch die anderen Parteien da hinein.

            • @Rudolf Fissner:

              Sie hatten doch behauptet die Opposition hätte Schuld am Mautdebakel gehabt...

    • @R.A.:

      »Wenn andere Parteien mit Vorliebe, tricksen, lügen und noch mehr, sollte sich die immer hoch moralisch auftretenden Grüne Partei sich dies nicht zu eigen machen.«



      Ist das wirklcih ernst gemeint?

      Genau diese Abkehr von früher grünen Vorsätzen und Idealen und die Zuwendung hin zu den konventionellen, harten Bandagen und Methoden der - damals™ noch als »etablierten Parteien« verbrämt - sog. bürgerlichen Parteien bei gleichzeitiger Heuchelei bei der Kür der Kanzerkandidatin, hat die Grünen meine Zweitstimme gekostet.

    • @R.A.:

      Filz ist die Beförderung ungeeigneter Leute.



      Hier wurde ein mutmaßlich guter Kandidat gewählt, nur hat sich dabei leider auch jemand mit persönlichen Bezügen eingebracht.



      Das ist ungeschickt, aber kein Skandal!



      Und es ist dumme Politikverweigerung, wenn die Grünen weiter Machtmechanismen verweigern und an die Kraft des besseren Arguments glauben. So kann man in Anstand zugrunde gehen, aber nichts politisch bewirken!

  • Was ist eigentlich aus dem Fall Monika Hohlmeier geworden?

    • @M. Stockl:

      Oder der Tochter Tandlers?

      • @Sonnenhaus:

        Sitzt in U-Haft.

    • @M. Stockl:

      Eine Multimillionärin.

  • In wirklichkeit zielt man auf die Energiewende.

    Heute sah ich wieder in der Bild-Zeitung, die mit den vielen Binde-Strichen irgendwas von "Hammer-Heizungsgesetz". Dafür werden die bezahlt.

    Alles bleibe wie es ist. Öl verbrennen, bis in Spanien [1] alles abgefackelt ist, bis in Pakistan [2] alle ersoffen sind (die schwächeren natürlich immer voran), und deren politisches System endgültig destabilisiert [3] ist, bis ganz Italien [4] wie Venedig aussieht.

    Die Reichen, die hinter diesen Kampagnen stecken meinen, sie würde es nicht erwischen. Ich denke, es erwischt sie auch. Irgendwann ist der Kipppunkt auch für eine Revolte gegeben.

    Glaubt mir, ich wünsche sie mir nicht herbei. Der Zynismus der Reichen wird sie erzwingen.

    [1] www.theguardian.co...-spain-extremadura



    [2] www.theguardian.co...sm-pakistan-floods



    [3] www.theguardian.co...st-affect-pakistan



    [4] www.theguardian.co...ated-emlia-romagna

    • @tomás zerolo:

      Die Reichen denken tatsächlich sie könnten die Klimakatastrophe irgendwo intakt aussitzen.



      Darauf bereiten sie sich bereits vor.

      Gruselige Leseempfehlung dazu: Douglas Rushkoff: Survival of the Richest.

      Tenor: “Most of these guys that we think are going to save us are actually wishing for the apocalypse. This is not just something that they fear. It’s something that at this point they’re ready to bring on.”

      Wir sollten sie nicht damit davonkommen lassen...!

      www.nprillinois.or...-of-the-tech-elite

    • @tomás zerolo:

      Sie haben mE völlig recht. 👍

    • @tomás zerolo:

      Da kann ich Ihnen leider nur zustimmen, denn der 1,5°-Kippunkt ist nicht mehr zu halten. Der Showdown beginnt und wir können nur hoffen, das einige unserer Nachkommen mit viel Glück und bei ausreichender Dezimierung der Menschheit und damit einer erzwungenen CO²-Reduktion, mit unserer Erde einen Neuanfang erleben werden.



      Das einzig gerechte an der Klimakatastophe ist, dass es uns alle, also auch die noch so Reichen erwischen wird. Alles eine Frage der Zeit.

      • @Sonnenhaus:

        Nein. Die Reichen wird es nicht erwischen. Es hat sie noch nie nennenswert erwischt, nicht mal durch Weltkriege. Selbst wenn ein paar von ihnen Einbußen haben werden, wird das ihre Zahl, ihr illegitimes Eigentum und ihren zerstörerischen Impact nicht verringern. Das könnten nur Gesetze.

    • @tomás zerolo:

      Normative Kraft des Faktischen halt. Gegen Windstärke 15 hat aller Diskurs und alle Sophisterei keine große Standkraft.

      "Es gibt keine Windstärke 15."



      "Noch nicht."