Zum Inhalt springen

aufblühen

Aus Wiktionary, dem freien Wörterbuch

aufblühen (Deutsch)

[Bearbeiten]
Person Wortform
Präsens ich blühe auf
du blühst auf
er, sie, es blüht auf
Präteritum ich blühte auf
Konjunktiv II ich blühte auf
Imperativ Singular blüh auf!
blühe auf!
Plural blüht auf!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
aufgeblüht sein
Alle weiteren Formen: Flexion:aufblühen

Worttrennung:

auf·blü·hen, Präteritum: blüh·te auf, Partizip II: auf·ge·blüht

Aussprache:

IPA: [ˈaʊ̯fˌblyːən]; spontansprachlich: [ˈaʊ̯fˌblyːn][1]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild aufblühen (Info)

Bedeutungen:

[1] intransitiv: sich blühend öffnen, die Blüten (langsam) auseinanderfalten; anfangen, sich zu voller Blüte zu entfalten, allmählich in Blüte kommen
[2] intransitiv; übertragen: (von Gegenden, Orten) mit Pflanzen übersät sein, deren Blüten (gerade anfangen) sich blühend (zu) entfalten
[3] intransitiv; übertragen gehoben: eine rosige Hautfarbe annehmen
[4] intransitiv; übertragen: (vom Gesicht) freundliche, heitere Züge bekommen
[5] intransitiv; übertragen gehoben: (zumeist von jungen Menschen) eine Entwicklungsstufe erreichen, in dem vorhandene Anlagen zur vollen Entfaltung kommen
[6] intransitiv; übertragen: zur Entfaltung kommen; eine bestimmte (zumeist als positiv angesehene) Entwicklung nehmen; Aufschwung gewinnen
[7] intransitiv; übertragen: neue Lebenskraft spüren, eine lebensbejahende Haltung oder positive Stimmung gewinnen und dies auch erkennen lassen

Herkunft:

Partikelverb (Präverbgefüge) aus dem Adverb (Präverb, Verbpartikel, Verbzusatz) auf und dem Verb blühen

Sinnverwandte Wörter:

[1, 2, 5] erblühen, gedeihen
[2] ergrünen, grünen
[3] erröten, röten
[4] aufhellen, aufklären, sich erhellen, erstrahlen, strahlen
[5] sich herausmachen
[6] florieren, prosperieren
[7] aufleben

Gegenwörter:

[1] abblühen, ausblühen, verblühen
[1, 2, 5–7] dahinwelken, verwelken, welken
[3] erblassen, erbleichen
[4] verdüstern, verziehen

Oberbegriffe:

[1, 2, 5, 6] sich entfalten

Beispiele:

[1] „Eines Tages, über den ich in der Gegenwartsform nicht schreiben kann, werden die Kirschbäume aufgeblüht gewesen sein.[2]
[1] „Der Blütenstand der Sonnenblume blüht von außen nach innen auf – und ändert dabei ständig sein ‚Gesicht‘.“[3]
[1] „In semiariden Regionen mit Baumbewuchs blühe die Natur nach starkem Regen regelrecht auf – die Dürre kehre aber zurück, sobald die Regenwolken verschwunden seien.“[4]
[1] «Während eine schmale Schneedecke die Thurgauer Felder und Wiesen bedeckt, blühen die Krokusse auf der Insel Mainau nun auf.»[5]
[2] „Regenschauer sind selten, doch wenn es einmal regnet, dann meist sehr heftig. Danach blüht die Wüste auf: Es wachsen farbenprächtige Wüstenpflanzen, die aber wegen des fehlenden Wassers nicht lange überleben.“[6]
[2] „Mitten in Deutschland blüht die Region Gera-Ronneburg in allen Farben auf. Die Bundesgartenschau in Thüringen ist das größte touristische Ereignis des kleinen Bundeslandes.“[7]
[2] „In freier Wildbahn gehen die Tiere sich eigentlich aus dem Weg. Doch wenn nach einem Regenguss die Wüste aufblüht, vermehren sie sich explosionsartig.“[8]
[2] „In dem Felsengarten wachsen Stauden, Zwiebelgewächse sowie Wildformen von Tulpen, die vor allem aus der kasachischen Steppe stammten. Die Eröffnung sei ganz bewusst in diese Jahreszeit gelegt worden. ‚Im Frühjahr blüht die Steppe auf‘, sagte Kotzan weiter.“[9]
[2] „Zigtausende Buschfeuer vernichten jedes Jahr große Flächen Wald und Buschland - und viele Landschaften blühen nach einem Feuer erst richtig auf. Samen keimen nach Bränden, Nährstoffe werden freigesetzt.“[10]
[3] „Die Kranke blühte sichtlich auf, bekam Farbe und Frische.“[11]
[3] „Ein Schauer erhitzte ihre Haut, die jetzt rot aufblühte.[12]
[4] „Vor allem Boris Jelzin hat derlei Zuspruch bitter nötig. Als der Amerikaner ihm bescheinigte, er sei ‚hart wie russisches Schwarzbrot‘, blühte Jelzins Gesicht auf wie im ganzen Krisensommer nicht. Solche Komplimente macht ihm in Rußland niemand mehr.“[13]
[4] „Das alles aber interessiert die Landwirtschaftsministerin nicht. Ganz oben im Regal hat sie eine Packung Dinzler Kaffee entdeckt. Ihr Gesicht blüht auf.[14]
[4] „Als sie von diesen sechs Wochen erzählt, blüht ihr Gesicht auf, wie bei Besuchen bei ihrem Bruder Olaf. Sie erzählt von riesigen Termitenhügeln, vom roten Ayers Rock, von Kletterabenteuern.“[15]
[4] „Kinder würden neugierig ‚ich, ich, ich‘ schreien, diese alten Menschen dagegen trauen der Welt nicht. Vorsichtig halten sie sich zurück, weil sie nicht mehr einschätzen können, was ihnen widerfährt. Herr Kayser ringt sich schließlich durch und greift zaghaft in diesen bedrohlichen Kasten, in dem doch eigentlich nur schlichtes Konfetti steckt. Er fühlt und fühlt - und plötzlich blüht sein müdes, altes Gesicht auf. Stolz strahlt er und sagt sehr entschieden: ‚Das ist der Abfall von gedroschenem Getreide.‘“[16]
[4] „Sie biegt die Wimpern mit Zangen, epiliert ihre Beine, zupft die Augenbrauen. Überall im Land blühen erschöpfte Gesichter auf.[17]
[5] „Während sie sich so unterhielten, fiel es Herrn und Frau Samsa im Anblick ihrer immer lebhafter werdenden Tochter fast gleichzeitig ein, wie sie in der letzten Zeit trotz aller Plage, die ihre Wangen bleich gemacht hatte, zu einem schönen und üppigen Mädchen aufgeblüht war.[18]
[6] „Im Gefolge der Konjunktur blühten die Künste auf: in Ateliers und Galerien, Theater und Konzertsälen.“[19]
[6] „So ließ er also seinen Zorn aufblühen, […].“[20]
[6] „Durch die Landgewinnung, die 1763 ihren Abschluß fand, blühte die Region auf.[21]
[6] „Immerhin blühen in der Region Technologie- und Gründerzentren auf.[22]
[6] „Louise hatte mit ihrer Siedlungs- und Landwirtschaftspolitik und der Förderung des Handwerks dafür gesorgt, daß der Landstrich um Oranienburg aufblühte.[23]
[6] „Besonders aber in zwei europäischen Regionen blühten die Städte auf und wurden zu modernen Ministaaten mit entwickelter Kultur und einer rationalen Verwaltung: In Norditalien (Venedig, Verona, Mailand, Florenz, Genua) und in Flandern (Brügge, Gent, Antwerpen).“[24]
[6] „Der Obersalzberg verändert jetzt zum vierten Mal sein Gesicht: Vor hundert Jahren blühte der Tourismus auf, dann nahmen die Nationalsozialisten den Obersalzberg in Beschlag, nach dem Krieg kamen die Amerikaner und verliehen dem einstigen Bergdorf ein neues Gesicht.“[25]
[6] „In einigen Regionen blühen auch die Korallenriffe wieder auf.[26]
[6] „Die Sommersprossen in seinem Gesicht blühten im Frühlingslicht auf.[27]
[7] „Der jetzt ſelige Ehemann hätte gewiß ſeine Frau erſchlagen und ihr Töchterchen zur Waiſe und Bettlerin gemacht, wenn er nur noch ein paar Wochen im Säuferwahnſinn weitergelebt hätte. Nach ſeinem plötzlichen und ſchrecklichen Ende blühte ſeine Wittwe förmlich auf und kam jetzt erſt zu dem vollen Gefühl ihrer Mutterfreude.“[28]
[7] „Kutzner blühte auf, vergaß die Schlappe vom Frühjahr.“[29]
[7] „Er strahlt, das Gesicht glänzt fast, ein Mann blüht auf.[30]

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] eine Blume, Knospe blüht auf
[2] Felder, Wiesen, Wüsten blühen auf
[3] ein Gesicht blüht auf; jemandes Haut blüht auf; jemandes Wangen blühen auf
[4] jemandes Gesicht blüht auf
[5] ein Junge, Kind, Mädchen blüht auf
[6] das Glück blüht (in jemandes Herzen) auf
[6] die Hoffnung, Liebe blüht auf
[6] die Künste blühen auf
[6] ein Geschäft blüht auf; Handel und Gewerbe blühen auf
[6] ein Industriegebiet blüht auf
[6] Missmut, Zorn blüht auf
[7] jemand blüht auf
[7] förmlich, geradezu, regelrecht (wieder) aufblühen

Wortbildungen:

[1] Aufblüte

Übersetzungen

[Bearbeiten]
[1, 3, 5, 6] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „aufblühen
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „aufblühen
[1, (5), 6, 7] Duden online „aufblühen
[1, 6, 7] PONS – Deutsche Rechtschreibung „aufblühen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalaufblühen
[1, 6, 7] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Neubearbeitung (A–F), 9. Bände. Göttingen/Berlin 1980–2016 „aufblühen“ (digitalisierte Fassung)
[1, (2), 3, (5), 6, 7] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0, Stichwort »aufblühen«.

Quellen:

  1. Stefan Kleiner, Ralf Knöbl und Dudenredaktion: Duden Aussprachewörterbuch. In: Der Duden in zwölf Bänden. 7., komplett überarbeitete und aktualisierte Auflage. Band 6, Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-04067-4, DNB 1070833770, Hinweiskasten »sehen«, Seite 775.
  2. Christa Wolf: Störfall. Nachrichten eines Tages. Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1987, ISBN 3-351-00878-3.
  3. Viele Blüten in einem Korb vereint - Hochspezialisiert: Aster und Co. In: Nürnberger Nachrichten. 31. August 2002, Seite 5.
  4. Hans-Ulrich Dillmann: Wenn der Natur wieder Haare wachsen. In: taz.die tageszeitung. Nummer 8071, 11. September 2006, ISSN 1434-4459, Seite 10 (taz Print Archiv-URL, abgerufen am 8. Dezember 2021).
  5. Krokus blüht. In: St. Galler Tagblatt. Nummer 63, 16. März 2013, Seite 45.
  6. Ministerium veranstaltet den Wüstentag. In: Rhein-Zeitung. 29. Mai 2006.
  7. Thüringens farbigste Seiten. In: Hamburger Morgenpost. 10. März 2007.
  8. Tinka Wolf: Glückshormon lässt Heuschrecken schwärmen. In: Die Welt. 30. Januar 2009, ISSN 0173-8437, Seite 31.
  9. dpa: Steppengarten neue Attraktion. In: Leipziger Volkszeitung. 12. April 2011, ISSN 0232-3222, Seite 4.
  10. Axel Bojanowski mit Material von dapd: Zyanid lässt verbrannte Landschaften blühen. In: Spiegel Online. 22. Juni 2011, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 8. Dezember 2021).
  11. Otto Buchinger: Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden als biologischer Weg. 3.[,] verbesserte und erweiterte Auflage. Hippokrates-Verlag Marquardt & Cie., Stuttgart 1938, Seite 183 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe 1935).
  12. Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Roman. In: Adolf Frise (Herausgeber): Robert Musil, Gesammelte Werke in Einzelausgaben. 12.–16. Tausend, Rowohlt Verlag, Hamburg 1957, Seite 1443 (Zitiert nach Internet Archive).
  13. Michael Thumann: Die Zarenpose mag niemand mehr. In: DIE ZEIT. Nummer 37, 3. September 1998, ISSN 0044-2070, Seite 11 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 8. Dezember 2021).
  14. Ilse allein in München. In: Abendzeitung. 20. August 2013, ISSN 0177-5367, Seite 3.
  15. Sören Kittel: Eine, die sich kümmert. In: Berliner Morgenpost. 22. September 2013, Seite 4.
  16. Kunst für Kranke. In: Stuttgarter Zeitung. 28. März 2014, Seite 26.
  17. Alice Bota: Warum liebt sie ihn? In: DIE ZEIT. Nummer 11, 8. März 2018, ISSN 0044-2070, Seite 13 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 8. Dezember 2021).
  18. Franz Kafka: Die Verwandlung. In: René Schickele (Herausgeber): Die Weißen Blätter. Eine Monatsschrift. 2. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1915, Seite 1230 (Zitiert nach Wikisource-Quellentext „Seite:De_Kafka_Die_Verwandlung_1230.jpg“).
  19. Klaus Harpprecht: „Wir haben die Furcht aus unseren Herzen verbannt“. In: DIE ZEIT. Nummer 01/1997, 27. Dezember 1996, ISSN 0044-2070, Seite 3 (DIE ZEIT Archiv-URL, abgerufen am 8. Dezember 2021).
  20. Martin Walser: Halbzeit. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1997 (Suhrkamp-Taschenbuch ; 2657), ISBN 3-518-39157-7, Seite 278 (Erstausgabe 1960).
  21. Wolfgang Bayer, Stefan Berg, Nana Brink: Die Schlacht an der Oder. In: DER SPIEGEL. Nummer 31, 27. Juli 1997, ISSN 0038-7452, Seite 30 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 8. Dezember 2021).
  22. Jörg Feuck: Studie deckt Schwächen Starkenburgs auf. In: Frankfurter Rundschau. 3. Juli 1998, ISSN 0940-6980, Seite 30.
  23. Hajo Eckert: Louise Henriette kehrt zurück. In: Berliner Morgenpost. 17. Juni 1999, Seite 19.
  24. Dietrich Schwanitz: Bildung. Alles, was man wissen muß. Eichborn, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-8218-0818-7, Seite 88.
  25. Heiner Effern: Die Nazi-Vergangenheit wird zubetoniert. In: Süddeutsche Zeitung. 12. Oktober 2002, ISSN 0174-4917, Seite 40.
  26. MNZ (Interview), Claudio Richter (Interviewter): Verhaltener Optimismus. In: taz.die tageszeitung. Nummer 8080, 21. September 2006, ISSN 1434-4459, Seite 28 (taz Print Archiv-URL, abgerufen am 8. Dezember 2021).
  27. Die Leben der Elena Silber. In: Freie Presse. 27. November 2019, Seite 3.
  28. Marie von Ebner-Eſchenbach: Die Unverſtandene auf dem Dorfe. In: Neue Dorf- und Schloßgeſchichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1886, Seite 1 (Zitiert nach Digitalisat der ÖNB).
  29. Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Erster Band, Querido Verlag, Amsterdam 1934, Seite 745 (Zitiert nach Google Books; Erstausgabe bei Gustav Kiepenheuer, Berlin 1930).
  30. Das Strahlen des neuen Gress. In: Tages-Anzeiger. Nummer 1, 25. März 1998, ISSN 1424-0262, Seite 53.