du, als genauer Kenner des gesammten Atticismus, hast es ausgestrichen aus dem Griechischen und seine Aechtung ausgesprochen. Daher natürlich dein Gelächter, als ich neulich, heraustretend aus der Attischen Grenze, ein so seltsames Kauderwelsch sprach. Doch nein – Leute, welche sich auf die Sprache besser verstehen, als du, werden dir sagen, daß es kein Wort gibt, das ächter Attisch wäre, als dieses, und daß es leichter wäre, zu behaupten, Erechtheus und Cecrops seyen Ausländer gewesen, als zu beweisen, Apophras sey kein Attischer, auf Attica’s Boden gleichsam gewachsener Ausdruck.
12. Es gibt sehr viele Gegenstände, welche sie mit keinen andern Ausdrücken, als alle übrigen Griechen benennen; aber eigenthümlich ist ihnen das Wort Apophras, womit sie einen schwarzen, verwünschten, Unsegen drohenden, zu keinem Geschäfte räthlichen Tag, kurz einen Tag bezeichnen, der gerade ist, wie du. Siehst du, so hast du denn gelegentlich gelernt, was man in Athen eine Apophras Hemera (verrufener Tag) nennt: an einem solchen Tag ruhen die Verhandlungen aller öffentlichen Behörden, man führt keine Rechtssache, verrichtet keine heilige Handlung, und nimmt überhaupt Nichts vor, was unter guten Auspicien, gethan seyn will.
13. Dazu können verschiedene Ursachen die Veranlassung gegeben haben. So kann man z. B. die Jahrestage, an welchen man große Verluste im Kriege erlitten hatte, für Unglücktage erklärt haben, an welchen keine gesetzlich gültige Handlung sollte verrichtet werden dürfen; oder man hat – doch es ist wahrlich nicht mehr an der Zeit, einen so bejahrten
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1467.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)