Stefan George: Der Krieg | |
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Weit minder wundert es dass soviel sterben
Als dass soviel zu leben wagt. Wer schritthielt
Mit dem Jahrhundert darf heut spuk nur sehn.
Alle und keiner – heisst das bündige urteil.
Der lügt sich · schelm und narr: ›Diesmal winkt sicher
Das Friedensreich.‹ Verstrich die frist: müsst wieder
Ihr waten bis zum knöchel bis zum knie
Ein nachwuchs auf · der hat kein heuchel-auge:
Er hat das schicksalsauge das der schreck
Des ehernen fugs gorgonisch nicht versteint.
In beiden lagern kein Gedanke – wittrung
Wo schon ein andrer krämert .. ganz zu werden
Was man am andren schmäht und sich zu leugnen
Ein volk ist tot wenn seine götter tot sind.
Drüben: ein pochen auf ehmaligen vorrang
Bequem veratmen will .. im schooss der hellsten
Einsicht kein schwacher blick · dass die Verpönten
Was fallreif war zerstören · dass vielleicht
Ein ›Hass und Abscheu menschlichen geschlechtes‹
Stefan George: Der Krieg. Bondi, Berlin 1917, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Krieg.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)