Sprach Er, „und wie man’s macht, ihr zu entgehen?
Der Himmel in des Königes Gebiet,
Des ew’gen, will dir andre Lockung weisen!
Doch dann nicht säumt, sich nach dem Ruf zu wenden,
Sich streckt, und fliegt, wohin die Beut’ ihn zieht;
Soweit der Weg sich hebt im engen Schlund,
Bis wo die Stiegen auf dem Vorsprung enden.
Da lagen Leute, die sich weinend plagten,[2]
Das Auge ganz hinabgewandt, am Grund.
Sie All’ und ihrer Seufzer laut Getön,
Es ließ mich kaum vernehmen, was sie sagten.
Gerechtigkeit und Hoffnung mild versüßen,
O sprecht, wo ist die Stiege zu den Höh’n?“
So nehmt nur, links den Felsen, euren Lauf,
Dann liegt der Eingang bald vor euren Füßen.“
Nicht weit von uns, und, schnell errathend, klärte
Ich, was drin sonst verborgen war, mir auf.
Stimm’ er mit frohem Winke gern mir bei,
Ich möge thun, was mein Gesicht begehrte.
So sucht’ ich ihn, deß Wort den Sinn verborgen:
- ↑ [61. Der Blick zum Himmel, dessen Kreise der ewige König rollen läßt, lenkt von irdischer Lockung am besten ab. – Ein schönes Wort, für jeden anwendbar.]
- ↑ [71. Die Geizigen. Die nähere Bezeichnung des Verhältnisses ihrer Buße zu ihrem Laster s. V. 118–126. In dieser Stelle ist die Art der Buße offenbar das Symbol und Abbild des Fehlers, der gebüßt werden soll, wie in der Hölle. Sonst z. B. im I. Kreis erscheint dieselbe als das dem Laster Entgegengesetzte. Es waltet hier keine genaue Consequenz, sondern offenbar nur die allgemeine Idee, daß alle Läuterungen ein entsprechendes Leiden sein müssen.]
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Komödie_-_Streckfuß_-_305.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)