Daß Niemand noch bis jetzt dein Grab erspürte?““
Strömt vor der Archian, ein Fluß, entsprungen[1]
Beim Kloster oberhalb im Apennin.
Floh ich, durchbohrt den Hals, zu Fuße fort;
Und blutleer schon, von Todesfrost durchdrungen,
Um mit Maria’s Namen wohl zu enden,
Und fiel und ließ die leere Hülle dort.
Doch schreiend fuhr ein Teufel auch herzu:
„Wie, du vom Himmel willst mir den entwenden?
Nur durch ein Thränlein, das ihn mir entzogen;[3]
Doch gönn’ ich nun dem Andern keine Ruh’.“
Die Sonne hat, so stürzt er, wenn ihn dann
Die Kälte faßt, zurück in Regenwogen.
Fügt’ er Verstand, und Rauch und Sturm erregte
Die Kraft in ihm, die sie erregen kann.
Er Pratomagno’s Thal mit schwarzem Duft,
Der vom Gebirg sich drohend herbewegte.
Zum Strombett rann, was von den Regengüssen
- ↑ 95. Der Archiano verliert seinen Namen, indem er sich mit dem Arno vereinigt.
- ↑ [103 ff. Vgl. Hölle 27, 112 ff. dieselbe Scene bei Guido].
- ↑ 107. Hier, wie überall, spricht sich der Glaube aus, daß nur diejenigen verdammt werden, welche der Tod als verstockte Sünder ohne Reue überrrascht, Reue aber und Vertrauen auf Gnade, wenn auch nur im Augenblicke des Todes empfunden, den höchsten Richter versöhnt.
- ↑ 109. Der Dichter folgt hier der Physik des Aristoteles, nach welcher die Dünste, wenn sie bis zur Region der Kälte emporgekommen, sich verdichten und als Regen oder Schnee herabfallen.
- ↑ 112. Den bösen Geistern ist es, nach dem Volksglauben, gestattet, Stürme und andere Naturerscheinungen zu erregen. [Der Sturm an jenem Abend ist historisch.]
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Komödie_-_Streckfuß_-_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)