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Nutzen der Elektrizität für das Christenthum

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Jean Paul
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Titel: Nutzen der Elektrizität für das Christenthum
Untertitel:
aus: Jean Paul. Sämtliche Werke, Abteilung II, Zweiter Band. S. 367-369
Herausgeber: Norbert Miller und Wilhelm Schmidt-Biggemann
Auflage:
Entstehungsdatum: 1789
Erscheinungsdatum: 1976, 2000 (Nachdruck)
Verlag: Carl Hanser Verlag, Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft
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Erscheinungsort: München und Wien, Darmstadt (Nachdruck)
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Literarische Auseinandersetzung mit der Entdeckung der Elektrizität
Siehe auch Blitzableiter
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[367]

Nutzen der Elektrizität für das Christenthum

Ich merkt’ es oft nicht im Vertrauen an, sondern vor vielen Personen: ich wünschte, es gereiche der unsichtbaren Kirche nicht zum Schaden, daß man iezt die stärksten Gewitter entkräftet, allein die Welt werd es sicher noch bedauern, daß Franklin und [368] seine Gewitterableiter nicht zu Hause nämlich in Amerika geblieben. Denn vor der Auspflanzung der Gewitterableiter konnten wir alle noch hoffen, vor einem Gewitter zu erschrecken und uns hernach in einer oder mehr Minuten ein wenig zu bekehren: der Regen war dabei so gut als Weihwasser aber wohlfeiles und der Donner brachte iedem den Berg Sinai in den Kopf, der aber wie ieder Berg ietzt immer kleiner werden muß: eine Art von schneller Bekerung im Ganzen, wobei man Missionarien und Schiffe und Propaganda’s am ersten erspart. Ich muß indessen am besten wissen, was ich will, wenn ich glaube, noch Rettungsmittel dagegen in Bereitschaft zu halten.

Mein hauptsächlichster Trost ist nämlich, daß ein belesener Mann mit der elektrischen Materie Heilige so wol als Hühner auszubrüten weis; und beide fallen vielleicht schwarza aus. Denn in unsern Tagen kann ein Experimentalphysiker gut ein Donnerwetter machen, wie sonst die Hexen und der Teufel, hätt’ ich nun einen oder ein Paar schlechte Hofleute zu bekehren, so würd’ ich in der Hofkirche an der Decke ein künstliches Donnerwetter anrichten. Zum Exordium würden vorläufige Funken geschlagen werden, die 3, 4 Zolle lang wären, um einen gewissen Schrecken in der Hofkirche auszubreiten, ohne den nichts zu thun wäre. In den Theilen aber würd’ ich heftiger werden und mit dem Hammer des Gesetzes stark auf die Kanzel schlagen; und in der Nutzanwendung würd’ ich gar mit meinem Donner des Gesetzes, mit dem Gewitter einen und den andern Hofmann zum Spaße wirklich erschlagenb. Ich hoffe, aus denen, die ich nicht erschlüge, würden dann eine Art von Christen werden; viele würden nicht ohne Vergnügen über die wichtigsten [369] Artickeln einige Gewisheit und einiges (elecktrische) Licht bekommen und ich stehe eben nicht dafür, ob nicht mancher dächte, es gäbe gar einen Gott; ein paar würden zu weit dringen und ausser dem Hofe noch eine andere Hölle annehmen, und denkende Hofdamen würden noch von einem andern Himmel reden als von dem, den sie selber geben können; und ich hoffe im Ganzen, diesmal sollte der Teufel so aufgebracht aus der Hofkirche fahren als ers noch niemals war. Und wenn ich vor einigen Jahren das Fenster eines Hotels damit verdarb und darauf einkratzte, ich würde, wenn ich ein Geistlicher wäre, die sündigende Materie durch die elecktrische mehr als zu gut zu bekämpfen wissen: was hatt’ ich dabei im Kopfe? Blos diesen zweiten launigten Absatz.

Anmerkungen der Vorlage

a Die durch die Elecktrizität ausgebrüteten Hühner haben, wie Achard behauptet, ein schwarzes Gefieder. Dieses bewiese den Vorzug der elecktrischen Wärme vor der mütterlichen.

b Gegen das Ende der elektrischen Predigt müste man mit einer getauften Glocke läuten; erstlich ihr Schall würde wie gewöhnlich das Gewitter zertheilen und zweitens würd’ es das bekannte Zeichen sein, daß die Predigt aus sei.