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MKL1888:Ameisenigel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ameisenigel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Ameisenigel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 454
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Ameisenigel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 454. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ameisenigel (Version vom 15.09.2022)

[454] Ameisenigel (Landschnabeltier, Echidna Cuv.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Kloakentiere, Tiere mit plumpem Körper, kurzem Hals, kleinem Kopf, langem, walzenförmigem Schnabel, sehr kleiner Mundöffnung, langer, dehnbarer, wurmartiger Zunge, zahnlosen Kiefern, kleinen Augen, ohne äußere Ohrmuschel und mit kurzen, fünfzehigen Füßen, welche mit starken, wenig gekrümmten Krallen bewaffnet sind; an den weit nach rück- und auswärts gekehrten Hinterbeinen besitzt das Männchen einen starken, spitzigen, durchbohrten Sporn, welcher mit einer Absonderungsdrüse in Verbindung steht; der Schwanz ist kurz, kaum sichtbar, der Körper oberhalb mit starken Stacheln und Haaren, unterhalb mit Borsten bedeckt. Die A. leben im südlichen Australien und auf Tasmania in Erdlöchern von Insekten, besonders Ameisen und Termiten, welche sie mit ihrer klebrigen Zunge auflecken. Am Tag sind sie in ihren Höhlen verborgen, gehen watschelnd und rollen sich zusammen, wenn sie schlafen oder sich verteidigen wollen. Die bekannteste Art, der stachelschweinartige A. (E. hystrix Cuv., s. Tafel „Kloakentiere“), 44 cm lang mit 1 cm langem Schwanz, ist auf dem Rücken mit weißgelblichen, schwarz gespitzten, fast 5 cm langen Stacheln, auf dem Kopf, an den Gliedmaßen und an der Unterseite mit schwarzbraunen, kurzen Haaren dazwischen bedeckt. Der A. bewohnt die gebirgigen Gegenden des südöstlichen Australien, gräbt unter Baumwurzeln Höhlen und Gänge, in denen er sich am Tag verborgen hält, und geht nachts auf Nahrung aus. Er frißt Insekten, Würmer, hauptsächlich Ameisen und Termiten, welche er mit der klebrigen Zunge aufnimmt. Er gräbt vortrefflich, versucht, angegriffen, gar keine Verteidigung, sondern schützt sich nur durch Zusammenkugeln oder Eingraben in die Erde. Von der Fortpflanzung dieses Tiers weiß man wenig. Man vermutet, daß es während der dürren Zeit einer periodischen Erstarrung unterworfen ist. Das Fleisch ist schmackhaft. Der langhaarige A. (E. setosa Geoffr.), bei welchem weiche, lange, rostbraune Haare die gelblichen Stacheln fast ganz verdecken, lebt in Neusüdwales, Victoria und auf Tasmania.