Eispapier
[768] Eispapier. Die „Gartenlaube“ ist bei ihrer großen Verbreitung jetzt das geeignetste Journal, einer gemeinnützigen Sache Geltung zu verschaffen. Die Nummer 26 der „Gartenlaube“ bespricht das Geheimmittelwesen und zeigt, daß dieses vielgelesene Blatt es besser mit dem großen Publicum als mit einer gewissen Classe desselben meint, welche die Leichtgläubigkeit und Unerfahrenheit auf das Gewissenloseste auszubeuten sucht. Man sieht seit einiger Zeit Visitenkarten, Hochzeitscarmina, Tanzordnungen etc. auf sogenanntem „Eispapier“ gedruckt, einem Papiere, das mit weißen, glänzenden Krystallen getränkt und überzogen, von hübschem, gefälligem Aeußeren ist und seinen Namen der Phantasie des Erfinders verdankt, welche die Krystalle denen des Wassers ähnlich fand. Daß dieser neue Industrie-Artikel mehr berechnet ist, dem Erfinder Capital zu schlagen, als der Menschheit nützlich zu sein, ergab die chemische Untersuchung desselben, die den schönen Krystallüberzug des Papiers als ein Bleisalz und zwar „zweidrittelessigsaures Bleioxyd“ constatirte. Dieses Salz ist stark giftig und darf in den Apotheken ohne Weiteres nicht verabfolgt werden. Das Schädliche und Gefährliche dieser neuen Spielerei liegt auf der Hand. Der Krystallüberzug haftet nicht fest an der Unterlage, blättert sich sehr leicht los und kann auf diese Weise sich dem Essen oder Trinken mittheilen. Bekommt ein Kind ein solches mit diesem Bleisalz getränktes Papier in die Hand, so führt es dasselbe an den Mund – es schmeckt süß und es ißt davon – und da dieses Bleisalz schon in kleinen Dosen giftig wirkt, so sind die Folgen der bedenklichsten Art.
Mögen diese Zeilen dazu beitragen, einerseits dem genannten Papiere den Eingang in das Publicum so sehr wie möglich zu erschweren, andererseits den Impuls zur Untersuchung und Veröffentlichung von dergleichen gefährlichen Industriezweigen gegeben zu haben.