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ADB:Tschesch, Johann Theodor von

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Artikel „Tschesch, Johann Theodor von“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 718–719, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tschesch,_Johann_Theodor_von&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 13:17 Uhr UTC)
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Tschesch: Johann Theodor v. T., Mystiker, geboren 1595 in Voigtsdorf bei Grottkau, † am 22. Februar 1649 in Elbing, wurde, nachdem er seine Studien in Marburg beendigt, wo 1618 ein discursus academicus de defensione extrajudiciali von ihm im Druck erschienen ist, Rath Friedrich’s V. von der Pfalz, welche Stelle er nach der Schlacht am weißen Berge mit einer gleichen bei Herzog Johann Christian von Brieg vertauschte. Mit Jacob Böhme’s und anderer Mystiker Schriften bekannt geworden und der herrschenden Orthodoxie wegen ihrer Verfolgungs- und Verdammungssucht entfremdet, trat er auf die Seite jener Stillen im Lande, welche, des geistigen Zankens und Streitens müde, vor allem auf Besserung des Lebens drangen. Mit A. v. Franckenberg (A. D. B. VII, 243) war er eng befreundet. Ihm war die in Gottes Wort verfaßte, von Christo und den Aposteln gelehrte Religion die vollkommene, wahre und seligmachende, was die Menschen daraus gemacht, bedürfe dagegen der Prüfung; die verschiedenen Confessionen hätten wohl einen größeren oder geringeren Theil der Wahrheit, voll und ganz aber habe sie keine, und daher müsse man Glauben und Leben auf Gottes und Christi Wort, aber nicht auf menschlicher Secten Lehre aufbauen, und treue Lehrer sollten Christum, nicht aber sich oder die Secten predigen und dadurch die Seelen von Christo weg- und den Secten zuführen. Für solche Ansichten hatte die damalige Zeit noch kein Verständniß. T., als Schwärmer gemieden und nach Herzog Johann Christian’s Tode seines Amtes entlassen, fand bei seinem Freunde, dem Freiherrn Johann Dietrich v. Saurma-Jeltsch, gastliche Aufnahme, sah sich aber nach kurzer Zeit, als dieser 1641 von einem kaiserlichen Soldaten auf dem Schlosse in Jeltsch erschossen worden war, aufs neue in die Welt hinausgestoßen. Unvermählt und durch keinerlei Familienbande zurückgehalten, verkaufte er jetzt alles, was er hatte, um den Schauplatz der Erlösung, das heilige Land mit eigenen Augen zu sehen. Er trat die Reise an und fand in Ragusa ein segelfertiges Schiff, mit dessen Patron er über die Mitreise rasch Eins wurde; leider war er in die Hände eines Schurken gerathen; als er nach Besichtigung der Stadt zum Hafen zurückkam, war das Schiff, an dessen Bord sich bereits sein Hab und Gut befand, abgesegelt und T. ein Bettler. Da er in Schlesien kaum Ruhe und Frieden zu finden hoffen durfte, so begab er sich nach Amsterdam, wo er sich durch Unterrichtertheilen nothdürftigen Unterhalt erwarb, 1645 nach Hamburg und von da nach Elbing; dort ist er, in That und Wahrheit ein „Gott ergebener schlesischer Edelmann“, wie er sich in seinen Schriften nennt, in größter Armuth, nach Abraham v. Franckenberg’s Aufzeichnung 1649 gestorben. Unter seinen Schriften ist vor allem zu nennen die „treuherzige Erinnerung an die evangelische Priesterschaft in Deutschland gestellet a. Chr. 1623, jetzt aber, da die schreckliche Zornflamme Gottes je länger je heftiger fortbrennt und bisher bei dem mehreren Theil wenig Buße gespüret, dieselbe zu ermuntern wohlmeinend im Druck verfertigt anno 1637.“ Sie wurde 1647 zu Amsterdam unter Herzog Johann Christian’s Namen und dem Titel: „Christfürstliches Bedenken und Ausschreiben von nothwendiger Ergreifung derjenigen Mittel, wodurch Gottes gerechtes Gericht erkennet, auch endlich, wo nicht abgewendet, doch etlicher Maßen vermindert werden möge“ von Amadeus v. Friedleben (Abraham v. Franckenberg) aufs neue herausgegeben. Als Vertheidiger Böhme’s trat T. 1641 mit zwei Briefen in laudem aurorae Boehmianae auf, gegen welche David Gilbert die admonitio adversus scripta Boehmiana, Ultrajecti 1643 veröffentlichte. [719] T. antwortete 1644 in der defensio Boehmiana, der Gilbert seine apologia admonitionis entgegensetzte.

Lichtstern, schlesische Fürstenkrone S. 109–111. – Lieffmann, de fanat. Siles. § 17. – Crusius, Vergnügung IX, 41–48. – Arnold, Kirchen- und Ketzerhistorie III, 95. – Walch, Streitigkeiten außer der lutherischen Kirche IV, 1109. – Leuschneri Spicileg. XII. – Ehrhardt, Presbyterol. II, 34.