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ADB:Posthius, Johannes

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Artikel „Posthius, Johannes“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 473–477, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Posthius,_Johannes&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 14:11 Uhr UTC)
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Posthius: Johannes P. (Post), Dichter und Arzt. Am 15. October 1537 in der damals kurpfälzischen Stadt Germersheim von bürgerlichen Eltern geboren, sah er sich, früh verwaist, der Unredlichkeit seines Vormundes und der Lieblosigkeit einer Stiefmutter preisgegeben. Doch verhinderte dieses nicht, daß seiner Zukunft nichts in den Weg gelegt wurde, nachdem der Schulmeister des Städtchens nachdrücklich auf seine besondere Begabung aufmerksam gemacht hatte. So schickte man ihn denn nach Heidelberg, wo er am 1. Mai 1554 in das Album der Universität eingeschrieben wurde, vielleicht aber schon vorher im sogen. Contubernium pauperum Aufnahme gefunden hatte. In eben diese Zeit (Sept. 1555) fiel die Gründung des sogen. Sapienzcollegiums durch den Kurfürsten Friedrich II., einer Anstalt, deren Bestimmung war, einer Anzahl dürftiger aber talentvoller junger Leute, die sich zunächst durch humanistische Studien für eine Fachwissenschaft vorbereiten sollten, eine Stätte zu bereiten und sie mit allem nöthigen zu versehen. Der Tod des Kurfürsten (am 26. Febr. 1556) änderte an der Verwirklichung seiner Stiftung nichts. Sein Nachfolger, Kurfürst Otto Heinrich (1556–1589), hielt daran fest und sorgte für die Durchführung seines Planes mit verständnißreicher Sorgfalt. Unter den ersten zwanzig jungen Studirenden, die nach besonderer Prüfung der Aufnahme für würdig befunden wurden, stand P. obenan. Er hatte demnach offenbar seine Zeit gut benutzt und die Empfehlung des Schulmeisters seiner Vaterstadt genügend gerechtfertigt. Die Hochschule, mit welcher das ged. Collegium in engem Verbande stand, befand sich eben jetzt, Dank der Fürsorge des Kurfürsten, im Aufblühen und gerade die Facultäten, welchen sich P. zuwandte, die philosophische und weiterhin die medicinische, zählten jede in ihren Reihen wenigstens je einen ausgezeichneten Lehrer, die letztere den auch als Theologen bekannten Thomas Craft, die erstere den als (lateinischen) Dichter berühmten Petrus Lotichius Secundus, und dieser insbesondere hat auf den Entwickelungsgang und die ganze Zukunft Posthius’ den maßgebenden Einfluß ausgeübt. Er erweckte offenbar die poetische Ader in ihm, die im Verlauf der Zeit so reichlich und glücklich floß, daß P. nicht bloß von seinen Freunden als einer der besten lateinischen Dichter gepriesen wurde. Auch Jakob Micyllus († 1558), einer der gefeiertsten Humanisten der Zeit, lebte und lehrte noch und ist sein Beispiel gewiß nicht spurlos an P. vorübergegangen. Wie hoch seine Lehrer ihn vor den übrigen seiner Altersgenossen schätzten, mag wohl aus der Thatsache hervorgehen, daß, als Melanchthon im J. 1557 nach Heidelberg kam und u. a. auch das Sapienzcollegium besuchte, P. auserwählt wurde, den Lehrer Deutschlands feierlich mit einem (lateinischen) Gedichte zu begrüßen. Bereits im J. 1556 hatte P. die Würde des Baccalaureats erworben, auf welches zwei Jahre darauf die eines Magisters der Philosophie gefolgt ist. Rasch nahte aber die Zeit, in welcher er aus der Reihe der Lernenden in die der Lehrenden übergehen sollte. Der Nachfolger [474] Otto Heinrichs war Kurfürst Friedrich III., der thatkräftige Beschützer der reformirten Kirche, der sich jedoch in seiner Art zugleich gründlich des höheren wie niederen Unterrichtswesens annahm. Er gestaltete das Sapienzcollegium in eine Art Predigerseminar um und verpflanzte dafür die Pflege der classischen Studien in das sogen. Pädagogium, eine Art von Gymnasium, dessen Plan und Errichtung von den angesehensten Professoren der Hochschule sorgfältig erwogen worden war. Bereits im November 1560 wurde die neue Anstalt eröffnet. Unter den dafür ernannten ersten drei Lehrern treffen wir Joh. P. Die Stimmen Thomas Craft’s und N. Cisner’s, des berühmten Polyhistors, der z. Z. als Professor der[WS 1] Pandekten in Heidelberg wirkte und mit welchem ihn bald die engste Freundschaft verband, werden dabei den Ausschlag gegeben haben. P. zählte jetzt 23 Jahre, war aber nicht der Meinung, etwa auf seinen Lorbeern auszuruhen. Er empfand das Bedürfniß höherer Ausbildung namentlich in den Naturwissenschaften und der Medicin, und wünschte zugleich die Welt zu sehen, so angenehm seine Lage in Heidelberg sich auch gestaltet hatte. Es kam bloß darauf an, daß sich die Mittel fanden, jenes sein Verlangen zu befriedigen. P. Lotichius S. starb, von seinen Schülern und Verehrern tief betrauert, im J. 1560; das innigste Verhältniß zwischen ihm und P. hatte bis zu seinem Tode fortbestanden. Lotichius lebte seit längerer Zeit in enger Freundschaft mit Erasmus Neustetter gen. Stürmer, Domherr von Würzburg und Bamberg und Propst von Comburg am Kocher, in der Nähe von Schwäbisch Hall (s. A. D. B. XXIII, 575), einem bewährten, liberalen Gönner des Humanismus und seiner gelehrten Vertreter, zugleich selbst in hohem Grade gebildet und unterrichtet. Den letzten Brief, den Lotichius an Neustetter richtete, dictirte er von seinem Sterbebett aus seinem Jünger P. in die Feder (13. November 1560), und gab ihm den Auftrag, denselben an den Ort seiner Bestimmung zu besorgen. P. erfüllte diesen Auftrag und übersandte seines Meisters letzte Grüße nebst dem Brief an Neustetter, begleitete aber diese Sendung zugleich mit einer Elegie von seiner Hand auf den Heimgang des unvergeßlichen Freundes. Es steht zu vermuthen, daß P. dem Comburger Propste bereits früher eben durch die Vermittlung des beiderseitigen Freundes nicht ganz fremd geblieben war, gewiß ist aber, daß seitdem sich ein nachhaltiges enges Band zwischen beiden Ueberlebenden knüpfte, und daß Neustetter die Freundschaft, die ihn mit Lotichius verbunden hatte, nun auf dessen Schüler übertrug. Neustetter hatte sich in seinem Tusculum zu Comburg ein höchst behagliches Heim geschaffen, reiche Bücherschätze dort gesammelt und empfing hier seine Freunde mit unbegrenzter Gastfreiheit. P. war von nun an ein gern gesehener Gast in der Propstei am Kocher und weiß uns gelegentlich die Einrichtung derselben und den Aufenthalt daselbst recht anschaulich und anmuthend zu schildern. Was aber das wichtigste war, der edle, mit Glücksgütern gesegnete Mäcen machte es ihm nun möglich, seinen Wunsch, die Welt zu sehen und außerhalb Deutschlands, in Italien und Frankreich voran, die Stätten der Gelehrsamkeit und Wissenschaft, nach welchen sein Herz verlangte, auf längere Zeit zu besuchen, in die Wirklichkeit zu übersetzen. In die Jahre 1563–68 fallen diese seine Reisen, die er in erster Linie dazu benutzte, seine naturwissenschaftlichen und medicinischen Kenntnisse zu vervollkommnen. Sie führte ihn der Reihe nach nach Padua, Venedig, Bologna, Florenz, Siena, Rom, Monpellier, Paris und endlich nach Valence, wo er im Januar 1567 die Würde eines Doctors der Medicin erlangte. Ueberall suchte er den Unterricht und den Umgang mit den hervorragenden Vertretern vor allen der ihm jetzt zumeist am Herzen liegenden Wissenschaft auf und wurde Dank seiner Kenntnisse und seiner gefälligen Persönlichkeit auf das zuvorkommendste aufgenommen. In Paris machte er u. a. die Bekanntschaft des berühmten Gräcisten Heinrich Stephanus und erhielt dann [475] die Beziehungen zu ihm auch nach seiner Heimkehr lebendig. Mehrere Male gerieth in diesen Jahren seiner Wanderschaft aber auch sein Leben durch Krankheit oder andere Unfälle in hohe Gefahr; auf der Ueberfahrt nach Frankreich fehlte sogar wenig, daß er mit dem Schiffe, das ihn führte, türkischen Seeräubern in die Hände fiel. In seinen Gedichten, die den Stempel der gleichzeitigen Entstehung an sich tragen, kann man sich über diese seine Reise, seine Abenteuer und Unfälle, die Aufnahme, die er überall fand, den Eifer, mit welchem er die ihm gebotene Gelegenheit, sich weiter auszubilden, ausnützte, am besten selbst unterrichten. Von Frankreich wendete er sich nach Belgien und ließ sich für anderthalb Jahre in Antwerpen nieder, wo er eine ausgiebige ärztliche Praxis ausübte. Es war das die Zeit, in welcher Belgien durch innere heftige Unruhen erschüttert und von den spanischen Truppen als unwillkommenen Gästen heimgesucht war. P. ließ sich von der Gelegenheit verlocken und trat als Feldarzt in die Armee Alba’s ein, ohne sich viel um die Natur des Kampfes, dem es galt, zu bekümmern. Sein Ruf als tüchtiger Arzt hatte sich bereits weithin verbreitet, wie auf der andern Seite seine praktische Begabung und sein liebenswürdiger Charakter ihm überall Freunde zugeführt hatten. Aber auch die alten Freunde und Gönner hatten ihn nicht vergessen, am wenigsten der Propst von Comburg, der seit dem Jahre 1564 das wichtige Amt des Domdekans in Würzburg bekleidete. Als es sich darum handelte, hier die Stelle eines fürstbischöflichen Leibarztes, der zugleich in Diensten des Domcapitels stand, neu zu besetzen, erinnerte sich Neustetter seines Schützlings und bot ihm dieses Amt an. P. lehnte nicht ab, obwol sich ihm gerade jetzt die Aussicht eröffnet hatte, in Heidelberg eine lockende Verwendung zu finden. P. ist noch vor 1570 nach Würzburg übergesiedelt. Damit eröffnet sich ein neuer fruchtbarer Abschnitt in seinem Leben; über 15 Jahre, bis zum Jahre 1585, hat er in der fränkischen Metropole zugebracht; er fühlte sich hier rasch heimisch und behaglich; er gehörte offenbar zu den Naturen, die sich überall leicht zurecht finden und Freunde zu erwerben verstehen. Die kirchlichen und confessionellen Gegensätze die die Zeit bewegten, haben ihn offenbar wenig berührt. Er diente in Heidelberg Herren wie Otto Heinrich und Friedrich III., von streng ausgesprochenen protestantischen Grundsätzen, und fand sich in Würzburg zurecht, obwohl hier gerade in den Jahren seines Eintrittes eine exclusiv katholische Richtung, die sein Gönner Erasmus Neustetter freilich nicht theilte, siegreich zur Herrschaft emporstrebte. Im übrigen sei bemerkt, daß P. nach allen, auch nach seinen Aeußerungen in seinen Gedichten zu schließen, ein gutes christliches conservatives Gemüth in sich trug, aber durchaus kein Fanatiker war. Es kann aber auch sein, daß neben seinem verträglichen friedlichen Charakter zugleich seine Tüchtigkeit als Arzt ihm, soweit das nöthig war, jenes Maß der Duldung verschaffte, das einem anderen versagt geblieben wäre. Wie dem nun sein mag, Posthius’ Lage in Würzburg gestaltete sich ganz nach seinem Wunsche. Neben seiner dienstlichen Stellung zum Fürstbischof und zum Domcapitel wurde ihm später (1582) auch das Amt des Stadtarztes übertragen; seine Praxis umschrieb einen weiten Kreis und nahm seine volle Thätigkeit in Anspruch, so daß er selbst gelegentlich seinen Geschlechtsnamen mit der Errichtung der „Post“ in Verbindung brachte. Nach dem Genuße einer glücklichen Häuslichkeit hatte er seit langer Zeit gestrebt, und jetzt, wo die äußeren Verhältnisse diesem seinem Wunsche entgegenkamen, beeilte er sich, noch im J. 1570, die Auserwählte seines Herzens heimzuführen. Einem Sohn, der ihm im J. 1582 geboren wurde, gab er den Namen seines Gönners Erasmus N., der die Pathenstelle übernommen hatte. Der Tod des Fürstbischofs Friedrich von Wirsberg (1574) und die Nachfolge Julius Echter’s v. Mespelbrunn, änderte an der Stellung Posthius’ nichts, so groß und tiefgehend auch die sich freilich langsam [476] entwickelnden Folgen dieses Wechsels waren. P. wußte sich zu dem neuen Kirchenfürsten aufs beste zu stellen und ein Gedicht, das er an diesen, wohl bald nach seiner Erhöhung richtete, strömt über von huldigender Verehrung und Hingebung, obwohl Erasmus Neustetter bei der Wahl Julius’ Nebenbuhler gewesen war und seine Niederlage schwer empfunden hatte. Als Julius zu dem bekannten Reichstag des Jahres 1579 zu Köln einen längeren Aufenthalt nahm, ließ er sich von seinem Leibarzte P. begleiten. Als er den Gedanken der Gründung einer Hochschule faßte und ihn nicht ohne harte Kämpfe mit dem seiner kirchlichen Restaurationspolitik widerstrebenden Domcapitel siegreich durchführte, treffen wir bei der Eröffnungsfeier ausdrücklich auch P. unter den Aerzten, die als „Collegium medicorum“ aufgeführt werden; es läßt sich jedoch nicht nachweisen, daß er jemals unter die activen, lehrenden Mitglieder der Facultät gerechnet worden ist. Auch zu der Familie des Fürstbischofs, namentlich zu dessen Bruder Peter Echter stand P. in nahen Beziehungen. In näheren Verkehr trat er zu dem Domdecan Neidhart von Thüngen, dem späteren Bischof von Bamberg, zu Egenolf von Knöringen, dem späteren Bischof von Augsburg, zu Konrad Dinner, Michael Beuther, Franz Modius u. s. f. Aber auch weit über die nähere Umgebung und ihre Anregungen hinaus reichte sein Auge. Als Kaiser Max II. starb, richtete er an dessen Sohn Kaiser Rudolf II. ein Gedicht, in welchem er dem sterbenden Kaiser für den präsumtiven Nachfolger recht bezeichnende Ermahnungen in den Mund legte, deren Erfolg freilich ein zweifelhafter geblieben ist; Rudolf erwiederte indeß diese Ansprache anerkennend genug, indem er (1577) P. dafür zum poeta laureatus ernannte. Genug, Alles wohl erwogen, durfte P. mit seiner Stellung in Würzburg zufrieden sein, und es ist in seinen Bekenntnissen, wie er sie in seinen Gedichten niedergelegt hat, in der That auch nicht ein Ton des Gegentheils zu entdecken. Gleichwohl ließ er sich im J. 1585 bestimmen, einem Ruf nach Heidelberg als Leibarzt des Administrators Pfalzgraf Johann Kasimir und des unter seiner Vormundschaft stehenden Kurfürsten Friedrich IV. Folge zu leisten. Was P. bestimmt haben mag, einen ihm liebgewordenen Wirkungskreis zu verlassen, läßt sich mehr nur vermuthen. Die erwachende Kraft der Jugenderinnerungen, die Liebe zum Heimathlande, die Achtung vor dem Fürsten der ihn rief, vielleicht auch einige Scheu vor der immer kräftiger auftretenden ausschließlich kirchlichen Richtung in Würzburg u. dgl. mehr mag zusammen gewirkt haben, ihm das Scheiden zu erleichtern. Freilich ließ er seinen Freund und Gönner, Erasmus Neustetter dort in einiger Vereinsamung zurück, doch war ja die begründete Aussicht gegeben, denselben in seinem Lieblingsaufenthalt Comburg so oft er wollte, zu besuchen. So siedelte P. also im Herbst 1585 nach Heidelberg über, fand dort manch’ theuren alten Freund wieder, z. B. Paul Schede Melissus, mit dem er s. Z. schon in Würzburg verkehrt hatte, der aber im J. 1576 als Bibliothekar von dem Administrator angestellt wurde und hier so den Schlußpunkt seiner bekannten vielfachen Irrfahrten fand. Johann Kasimir selbst wußte Posthius’ Tüchtigkeit zu schätzen und ließ es an Beweisen seiner Achtung nicht fehlen; er zog ihn häufig zu Tische und erfreute sich an seinen belehrenden Gesprächen; zugleich ernannte er ihn zum Lehrer des jungen Kurfürsten in den Naturwissenschaften, und wir wissen, daß unter Gegenständen, in welchen P. den jungen Fürsten unterrichtete, sich auch die Anatomie besand. Der Verkehr mit seinen Freunden war ein höchst heiterer und geselliger, obwohl P. Gewicht darauf legte, stets Maß zu halten und des Guten nicht zu viel zu thun. Zwölf Jahre hat er auf diese Weise in Heidelberg zugebracht; aber die Tage die einem nicht gefallen wollen, sind eben auch für ihn, und zwar ziemlich bald, angebrochen; bei dem von Natur, wie er selbst gelegentlich sagt, nicht rüstigsten, meldeten sich Unpäßlichkeiten an, die jedoch nicht immer als Vorzeichen eines nahen Endes [477] gelten; das seinige ereilte ihn aber am 24. Juli 1597 zu Mosbach im Odenwalde, wohin bei dem Ausbruch der Pest der Hof geflüchtet war. Sein Leichnam wurde nach später Heidelberg gebracht und im Kirchhofe von St. Peter beerdigt. Posthius’ Heimgang wurde allgemein bedauert und es fehlt nicht an erhaltenen Zeugnissen, in welchen seine Freunde und Verehrer ihren Schmerz über seinen Hingang bekundeten. Sein Gönner, Erasmus Neustetter war ihm, hochbetagt, nur drei Jahre früher im Tode vorausgegangen. – Von Posthius’ Gedichten besitzen wir zwei Ausgaben („Parerga poëtica“) von seiner eigenen Hand; die erste vom Jahre 1580, die zweite, mit einem 2. Theil vermehrte, vom Jahre 1595. Es sind überwiegend Gelegenheitsgedichte und zeichnen sich durch Leichtigkeit des Verses und der Sprache, sowie durch die Natürlichkeit und Reinheit seiner Empfindungen und den Adel seiner Gesinnung aus; sie verrathen deutlich genug das emsige Studium der römischen Dichter, vor allem Tibull’s und Catull’s; an poetischem Werth sind sie freilich mit den Gedichten seines Meisters P. Lotichius Secundus nicht zu vergleichen. In das rein gelehrte, humanistische Gebiet fallen seine illustrirten Tetrasticha über das 15. Buch der Metamorphosen Ovids, wobei freilich, wie so oft in solchen Fällen, die hinzugefügte deutsche Uebertragung hinter den lateinischen Versen weit zurückbleibt. In ähnlicher Weise hat P. eine illustrirte Ausgabe der äsopischen Fabeln mit erläuternden Epigrammen begleitet, die er in die 2. Ausgabe seiner Gedichte mit aufgenommen hat. Ein anderes sind seine „Hymni super evangelica Domanicalia“, in deutscher Sprache abgefaßt und seinem Sohne dedicirt. Von medicinischen Schriften werden seine „Observationes anatomicae ad Realdi Colombi anatomiam“ und seine Ausgabe einer lateinischen Uebersetzung des ursprünglich arabisch geschriebenen „Thesaurus sanitatis“ des Isaak Judäus angeführt.[1]

Eine Hauptquelle für die Biographie des Posthius sind seine Gedichte. Außerdem zu vgl. Jan. Jac. Boissardus, Vesuntinus, Icones L. viror illust. II, p. 75 (Ausgabe von 1597), wo sich p. 17 eine poet. Zuschrift von Posthius selbst findet und der also an seiner darin enthaltenen Biographie wohl selbst einigen Antheil hat. – Melchior Adam in seinen Vitae Germanorum Medicorum, 3. Ausgabe, Frankfurt a. M. p. 146–151, wo sich auch über Posthius’ Sohn Erasmus P. die nöthigen Notizen finden. Von Adam sind die Angaben bei M. Freher, Abr. Merklinus und Brucker, Ehrentempel der deutschen Gelehrsamkeit, abhängig. Weiter zu vgl. die Matrikel der Universität Heidelberg (von G. Toepke) 2. Theil S. 1 und das Urkundenbuch der Universität Heidelberg (von Ed. Winkelmann) 2. Bd. p. 124 Nr. 1091. – Außerdem Hautz, Geschichte der Universität Heidelberg Bd. 1 u. 2. – Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz Bd. 1 u. 2, passim.Koch, Gesch. d. Kirchenliedes VI, 13. – A. Ruland’s Aufsatz über E. Neustetter im 12. Bd. des Archivs des hist. Vereines für Unterfranken und Aschaffenburg. – Endlich des Unterzeichneten Geschichte der Universität Würzburg. Bd. I, p. 79–291 und Bd. II, p. 128.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 477. Z. 25 v. o.: Posthius hat sich auch auf dramatischem Gebiete versucht, indem er, wie die Heidelberger Handschr. Nr. 387 (Wilken 460) ausweist, im Verein mit Johannes Mercurius aus Mosheim die lateinische Tragödie des Thomas Naogeorg „Hamanus“ in das Deutsche übertrug, und zwar, wie er sagt, „kurfürstliche Gnaden zu gefallen“, also in seiner Heidelberger Zeit. Schon früher hatte er sich an einem zu Frankfurt a. M. 1573 erschienenen Werk: Collegii Posthimolissaei votum h. e. Ebrietatis destestatio atque potationis saltationisque eiuratio“ betheiligt, in welchem neben anderen Curiosa seine und seiner Freunde poetische Mäßigkeitsgelübde niedergelegt sind. [Bd. 29, S. 776]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: oder