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ADB:Ploennies, Luise von

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Artikel „Plönnies, Luise von“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 309–310, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ploennies,_Luise_von&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 20:22 Uhr UTC)
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Band 26 (1888), S. 309–310 (Quelle).
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Plönnies: Luise von P. wurde am 7. November 1803 zu Hanau als die Tochter des Obermedicinalrathes Dr. Johann Philipp Leisler geboren, der als Mensch, Arzt und Naturforscher gleich ausgezeichnet war, und der auch von Goethe in seiner Reise am Rhein, Main und Neckar als „geistvoller“ Mann bezeichnet ward. Ihre Mutter Sophie, eine Tochter des vormaligen Mainzer Professors und späteren großherzogl. hessischen Leibarztes Dr. Georg Wedekind in Darmstadt, starb bereits 1807; doch erhielt Luise durch die zweite Ehe des Vaters mit Julie Düpre, einer jungen Anverwandten, eine treue Stiefmutter, bei der sie auch verblieb, als ihr Vater 1813 infolge großherziger Aufopferung in seinem Berufe gestorben war. Vierzehn Jahre alt kam Luise zur Vollendung ihrer Erziehung in das Haus ihres mütterlichen Großvaters nach Darmstadt. Hier lernte sie den jungen Hofmedicus Dr. August von P. kennen, dem sie im Sommer 1824 ihre Hand reichte. Die ersten 15 Jahre ihrer Ehe, welche mit 9 Kindern gesegnet war, lebte sie nur ihren häuslichen und mütterlichen Pflichten, nur hin und wieder durch ein Lied bekundend, daß ihr die Gabe heiliger Poesie nicht fremd sei. Dann aber wandte sie dieser holden Muse mehr Zeit zu. Sie bildete ihre Sprache und ihr Talent an den Engländern, deren Dichtungen sie schon früher liebgewann und in Uebersetzungen nachdichtete. Der würdige Ernst, der begeisterte Schwung, die lichtvolle Klarheit, die Einfachheit der Form, die ihre eigenen Schöpfungen charakterisiren, sind zum Theil eine Frucht dieser Studien, die sie in mehreren Sammlungen veröffentlichte („Britannia. Eine Auswahl englischer Dichtungen“, 1843; „Ein fremder Strauß“, 1844; „Englische Lyriker des 19. Jahrhunderts“, 1864). „Durch diese Uebersetzungen, welche meist nur Vortreffliches mittheilen und die Urtexte mit großer Sprachgewandtheit und tiefem Verständniß wiedergeben, hat sich die Dichterin ein hochzuschätzendes Verdienst erworben.“ Einem längeren Aufenthalt in Belgien, wo sie sich dem Studium der vlämischen und niederländischen Sprache und Litteratur widmete, entsprangen die Uebersetzung von „Joost van den Vondels Luzifer“ (1845), „Die Sagen Belgiens“ (1846) und die „Reise-Erinnerungen aus Belgien“ (1845), worin besonders die Mittheilungen über die vlämischen Litteraturbestrebungen sehr interessant sind. In Anerkennung dieser Arbeiten wurde Luise von P. zum Mitgliede der königlichen Akademie von Brüssel und der litterarischen Akademieen von Gent und Antwerpen ernannt. Im J. 1847 hatte die Dichterin das Unglück, ihren Gatten durch den Tod zu verlieren. Sie zog nun auf eine kleine Besitzung in Jugenheim an der Bergstraße, um sich in stiller Landeinsamkeit ganz der Erziehung ihrer Kinder und der Poesie zu widmen. Leider wurden ihre Tage hier durch das lange Leiden und den Tod ihres als Gelehrten rühmlich bekannten Schwiegersohnes Dr. Johann Wilhelm Wolf bitter getrübt. Seit dem Jahre 1860 lebte sie wieder in Darmstadt, wo sie am 22. Januar 1872 starb, nachdem ihr ihr Sohn Wilhelm P. wenige Monate vorher im Tode vorangegangen war. – Die eigenen Poesien der Dichterin („Gedichte“, [310] 1844; „Ein Kranz den Kindern“, 1844; „Neue Gedichte“, 1851), so sehr sie auch von dem Geiste der englischen Poesie durchdrungen sind, tragen doch alle den Stempel der größten Selbstständigkeit. Von sinniger Naturanschauung, lebendiger und reiner Empfindung, Feinheit und Tiefe eines echt weiblichen Geistes zeugend, lenkten sie bald die Aufmerksamkeit auf die Dichterin hin. Ein ansprechendes beschreibendes Talent ist ihr eigen, das über die Sprache und Form mit großer Sicherheit gebietet; dies tritt besonders auch hervor in ihren Sonettenkränzen „Abälard und Heloise“ (1849) und „Oskar und Gianetta“ (1850). Zu ihren Romanzen und epischen Dichtungen („Maryken van Nimwegen“, 1853; „Sawitri“, 1862; „Die sieben Raben“, 1862) nimmt sie den Stoff gern aus der Mythen- und Sagenwelt, aber auch von der wirklichen Lebensbühne; ihr Interesse rankt sich selbst um Fragen der Zeit und Wünsche der Gegenwart. Ihre letzten poetischen Schöpfungen schlossen sich vorwiegend biblischen Stoffen an. Zuerst erschienen „Lilien auf dem Felde“ (1864), eine Reihe von religiösen Dichtungen, die bei ihrem tiefen Gehalt und ihrer wohllautenden Sprache zu den besten Erscheinungen auf diesem Gebiete gehören. Dann folgte eine Reihe epischer Gedichte „Ruth. Biblische Dichtung“ (1864); „Joseph und seine Brüder. Epische Dichtung“ (1866); „Maria von Bethanien. Neutestamentliches Gedicht“ (1867); „Die heilige Elisabeth. Episches Gedicht“ (1870) und als Nachlese aus ihrer Hinterlassenschaft „Sagen und Legenden, nebst einem Anhang vermischter Gedichte“ (1874). Selbst das dramatische Gebiet betrat sie mit „Maria Magdalena. Ein geistliches Drama in 5 A.“ (1870) und „David. Ein biblisches Drama in 5 A.“ (1874). Reinheit und Leichtigkeit der Sprache und des Versbaues zeichnen auch diese Dichtungen aus und sichern der Dichterin einen ehrenvollen Platz in der deutschen Litteratur.

Otto Kraus, Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert. Gütersloh 1879, S. 385. – H. Kurz, Geschichte der deutschen Nationallitteratur, IV. Bd., S. 218. – I. Hub, Deutschlands Balladen- und Romanzendichter, II. Bd., S. 357.