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ADB:Mezger, Friedrich

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Artikel „Mezger, Friedrich“ von Friedrich Roth in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 371–372, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mezger,_Friedrich&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 04:38 Uhr UTC)
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Mezger: Friedrich M., der Sohn des Neuhumanisten und Gymnasialrectors Georg C. Mezger (s. A. D. B. XXI, 667) wurde geboren am 17. März 1832 zu Augsburg, besuchte erst das unter Leitung des Vaters stehende St. Anna-Gymnasium und bezog nach Absolvirung desselben 1850 die Universität Erlangen, wo er in die Uttenruthia eintrat, dann Leipzig, um sich dem Studium der Theologie und Philosophie zu widmen. Er unterzog sich zuerst dem theologischen Examen, fand dann 1854 Verwendung als Inspector des mit dem St. Anna-Gymnasium verbundenen „Collegiums“ und bestand im Jahre darauf mit vorzüglichem Erfolg die Staatsprüfung aus der Philologie. Im J. 1862 wurde er Gymnasiallehrer in Hof, 1871 kehrte er, zum Gymnasialprofessor befördert, nach Augsburg zurück und blieb in dieser Stellung bis zu seinem am 23. Januar 1893 erfolgten Tode. Die Ernennung zum Rector des Gymnasiums in Hof (1885) hatte er aus persönlichen Gründen rückgängig gemacht.

M. beherrschte nicht nur die classischen Sprachen mit seltener Gründlichkeit, sondern eignete sich auch im Hebräischen, im Sanskrit und in neueren indischen Idiomen, besonders im Tamulischen, hervorragende Kenntnisse an, so daß er sich, angeregt durch den Briefwechsel mit seinem Universitätsfreund Wilhelm Stählin, der damals Vorstand des evangelisch-lutherischen Seminars in Trankebar war, einige Zeit mit dem Gedanken trug, im Dienste der Leipziger Mission im Seminar zu Trankebar zu wirken oder einer an ihn ergangenen Aufforderung zur Uebernahme einer Professur an einem englischen Seminar in Kalkutta Folge zu leisten; doch ließ er sich durch Vorstellungen seines hochbetagten Vaters, der ihn nicht von seiner Seite lassen wollte, davon abbringen. Später wurden die Dichtungen Pindar’s der Hauptgegenstand seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, als deren reife Frucht im J. 1880 bei Teubner ein umfangreicher Commentar zu „Pindar’s Siegesliedern“ erschien. Das treffliche Werk fand allenthalben, besonders in Italien und England, die verdiente Würdigung, doch stieß Mezger’s Theorie, daß „Pindar in jedem Gedicht durch Wiederholung eines oder mehrerer bedeutsamer Wörter im gleichen Vers und Fuß der Strophe über die Grundgedanken des Gedichtes Aufschluß gebe“, auf Widerspruch.

Weist schon der Umstand, daß M. sich am liebsten und dauernd mit den Dichtungen des „alten, weisen Sehers von Hellas“ beschäftigte, auf seine ideale Geistesrichtung hin, so tritt diese auf das glänzendste hervor in der Auffassung und der Art der Ausübung seines Lehrerberufes, in seiner Bethätigung als [372] praktischer Pädagoge, an die man zunächst denkt, wenn sein Name genannt wird. Durch seltene Lehrgabe, stets gleichmäßige Frische, vielseitige Anregungen und verständige Vereinigung väterlichen Wohlwollens und heilsamer Strenge gelang es ihm nicht nur, seinen Schülern die lehrplanmäßigen Kenntnisse zu übermitteln und ihnen den Geist des Alterthums zu erschließen, sondern auch sie in vorbildlicher Weise erzieherisch zu fördern und zu heben, indem er sie zur Wahrheit, zur Selbstzucht, zur Freude an der Arbeit, kurz, zu allen Mannestugenden unverdrossen anleitete; und in der Erkenntniß, daß ein gesunder Geist nur in einem gesunden Körper gedeihen könne, mahnte er sie bei jeder Gelegenheit, auch für die Ausbildung ihres Körpers die nöthige Sorgfalt aufzuwenden, wie er zeitlebens ein begeisterter Freund und Förderer des Turnens war und auch selbst sich bis in die letzten Lebensjahre hierin fleißig übte. Die Liebe und Anhänglichkeit seiner zahlreichen Schüler, von denen viele später seine Freunde wurden, waren ihm ein süßer Lohn seiner Bemühungen.

Als Mann von echt vaterländischer Gesinnung trat M. auch auf politischem Gebiete energisch hervor, indem er, ausgestattet mit wirkungsvoller volksthümlicher Beredsamkeit, während seines Aufenthaltes in Hof für die Ziele der damaligen bairischen Fortschrittspartei in die Schranken trat und auch eine ihm angetragene Reichstagscandidatur annahm, mit der er freilich nicht durchdrang. In Augsburg, wo die liberale Sache in guten Händen lag, zog er sich von dem öffentlichen Parteileben mehr und mehr zurück, ohne jedoch in seinem Interesse für dasselbe zu erkalten.

Seine Schüler, die in ihm nicht nur den trefflichen Lehrer, sondern eine Persönlichkeit von lauterstem Charakter und ein leuchtendes Vorbild verehrten, stifteten ihm auf dem protestantischen Friedhof in Augsburg, wo er begraben ist, ein Denkmal, das am 28. Mai 1895 feierlich enthüllt wurde.

Friedrich Mezger’s ältester Bruder Moritz (geboren am 13. März 1829 zu Augsburg, † ebenda am 25. November 1870 als Gymnasialprofessor bei St. Anna) hat sich auf wissenschaftlichem Gebiete verdient gemacht durch seine Schrift „Die römischen Steindenkmäler, Inschriften und Gefäßstempel im Maximiliansmuseum zu Augsburg“; seinem jüngeren Bruder Dr. Georg M. (geboren am 24. April 1834 in Augsburg, † am 5. Mai 1880 als Gymnasialprofessor zu Landau in der Pfalz) verdankt man außer anderem die treffliche Biographie seines Vaters: „Schulrath Dr. Georg Caspar Mezger, weiland Rector des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg, Leben und Wirken eines evangelischen Schulmannes“ (Nördlingen, 1878).

S. über Friedrich Mezger den Aufsatz von O. Stählin in der Zeitschrift „Der Schwarzburgbund, Jahrgang 1893, Nr. 9, 10 und 11, dessen Inhalt übergegangen ist in das Schriftchen „Friedrich Mezger“, das gelegentlich der Enthüllung des erwähnten Denkmals an seine Freunde und Anhänger vertheilt wurde.