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ADB:Limburg-Styrum, Hermann Otto Graf von

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Artikel „Limburg-Styrum und Bronchorst, Hermann Otto Graf zu“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 99–101, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Limburg-Styrum,_Hermann_Otto_Graf_von&oldid=- (Version vom 2. Dezember 2024, 11:58 Uhr UTC)
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Styrum: Hermann Otto Graf zu Limburg-St. und Bronchorst, geboren 1645, † 1704, kaiserl. Generalfeldmarschall und Kämmerer, war ein Sohn des Adolphus, Herrn v. Gehmen, Graf zu St., welcher 1657 als dänischer Oberst auf Schonen in einem Treffen mit den Schweden geblieben. St. diente zuerst im Baireuthschen Dragonerregiment und erhielt, nachdem der Freiherr v. Wopping auf sein Dragonerregiment verzichtet hatte, mit kaiserlicher Bestallung (datirt Laxenburg, 5. Mai 1678) in Anerkennung seiner in verschiedenen Feldzügen erworbenen Verdienste dessen Regiment, bei gleichzeitiger Beförderung zum Obersten. Dies Regiment ging später an Sinzendorf über und St. errichtete nach kaiserlicher Bestallung vom 24. Juli 1682 ein neues Reiterregiment. Am 18. Oct. 1684 wurde St. Obristfeldwachtmeister (Generalmajor); er hatte in den Feldzügen gegen die Türken mitgekämpft und zeichnete [100] sich im folgenden Jahre bei Gran (16. Aug.) ganz besonders aus. 1688 (5. Oct.) wurde er zum kaiserl. Feldmarschalllieutenant ernannt. Am 19. Aug. 1691 war er in der Schlacht bei Slankamen an der Umgehung des rechten Flügels des Gegners hervorragend betheiligt, welche der Obercommandant Markgraf Ludwig von Baden mit ihm, den Generalen Dünewald, Castell und Hoffkirchen und 5 Reiterregimentern unternahm, während gleichzeitig mit dieser Bewegung die gesammte leichte Reiterei sich in ungestümer Attacke auf das feindliche Lager warf. Am 5. Mai 1696 wurde St. infolge der „in Kriegssachen erlangten Experienz auch von langen Jahren her sowohl im Königreich Hungarn wider den Erbfeind christlichen Namens, als im Römischen Reich wider die Kron Frankreich geleisteten und annoch continuirenden, ersprießlichen Kriegsdiensten und in denen vorgefallenen Occasionen jederzeit erwiesenen tapferen Valor“, zum Feldmarschall ernannt. Im J. 1701 ging FM. St. mit einer Specialmission, auf Befehl Kaiser Leopold’s, aus dem Reiche zum König von England, der sich damals in Holland befand, um demselben Vorschläge wegen der Operationen zu machen, den Stand der kaiserlichen Kriegsrüstungen am Ober-Rhein mitzutheilen, sowie die etwaige Sendung einiger kaiserlicher Regimenter zu der Armee in den Niederlanden in Aussicht zu stellen. Bei der alliirten Armee vor Landau im J. 1702 commandirte er im ersten Treffen. Im Herbst desselben Jahres führte er das Commando auf dem linken Rheinufer. Im J. 1703 bei der Campagne im Römischen Reiche befehligte St. die obere Postirung vom Frickthale, wurde jedoch schon in den ersten Tagen des Monats Januar von dort abberufen und nach Nördlingen versetzt, um den Befehl über die in den Quartieren zwischen Donau und Main in der Grafschaft Oettingen und Hohenlohe bis gegen Frankfurt befindlichen kaiserlichen und Kreistruppen zu übernehmen. Die Infanterie, die unter sein Commando trat, aus fränkischen Regimentern bestehend, zählte noch Ende Februar nicht viel über 4000 Mann, die Reiterei aus Commandirten von 13 kaiserlichen Regimentern zusammengesetzt, war etwa 3600 Mann stark. Am 4. März durchbrach er mit diesem Corps die von den schwachen Truppenabtheilungen der Generale Wolframsdorf und Maffei vertheidigten Schanzen zwischen Neumarkt und Dietfurth. St. führte, nachdem der Markgraf von Brandenburg-Baireuth für längere Zeit nach Berlin abgegangen war, den Befehl allein in der Oberpfalz, wo er infolge der mangelnden Dispositionsfreiheit über die Kreistruppen (die ganze Infanterie bestand aus fränkischen Bataillonen) unthätig bei Neumarkt stehen blieb und den Kurfürsten Max Emanuel dadurch Zeit gewinnen ließ, durch das Heranrücken der Armee Villars’ die absolute Ueberlegenheit an Streitern zu haben. Am 10. April brach St. gegen Amberg auf, mußte sich aber mit den aus der Oberpfalz eingetriebenen Contributionen begnügen und den Versuch, Amberg dauernd zu besetzen, aufgeben. Er stand am 23. April bei Hahnbach nördlich von Amberg, in Erwartung des Anrückens des zu seiner Verstärkung bestimmten sächsisch-polnischen Hülfscorps, um nach der Vereinigung mit demselben den Marsch nach Nördlingen fortzusetzen. Da traf die Nachricht ein, daß der Kurfürst von Baiern an der Donau starke Kräfte vereinige und es den Anschein habe, als ob er diesen Strom übersetzen wolle. Infolge dessen brach St. mit seinem Corps unverzüglich auf und führte einen Marsch aus, der zu den tüchtigsten Leistungen der Truppen in dem spanischen Erbfolgekriege gezählt werden muß. Vom Morgen des 24. bis in die Nacht zum 25. April in beiläufig 22 Stunden legte das 7–8000 Mann starke Corps die fast 53 Kilometer lange Strecke von Hahnbach über Sulzbach, Lauterhofen und Neumarkt bis Freystadt am Schwarzachbache zurück. Am 26. wurde der Marsch nach Nördlingen fortgesetzt, wo St. am 29. eintraf und das Lager bei Baldingen bezog, von wo er am 4. Mai aufbrach, um über Göppingen bis [101] Nürtingen zu rücken. Am 20. September commandirte er in der Schlacht bei Schwenningen und Höchstädt, und der unglückliche Ausgang dieser nöthigte ihn zum Rückzuge, der sich nur durch die heroische und energische Commandoführung des denselben deckenden preußischen Hülfscorps unter Generallieutenant Prinz Leopold von Anhalt nicht zu einer Katastrophe gestaltete.

Beim Jahreswechsel lag St. mit den kaiserlichen Cavallerieregimentern Hannover, Hohenzollern, Lehoczky und seinem Dragonerregiment in Franken und hatte sein Hauptquartier in Amberg. Am 8. Mai marschirte er mit der Cavallerie von Nördlingen nach Heidenheim und bezog am 9. bei Groß-Süssen das Lager. In der Gegend von Schömberg und Balingen wurden die verschiedenen Theile der Reichsarmee vereinigt; aber das alte Uebel dieser Armee, die Uneinigkeit der höheren Führer, trat auch hier wieder zu Tage. Zwischen dem FM. Markgrafen von Baireuth und St. waren über den Vorrang bereits solche Mißhelligkeiten ausgebrochen, daß jener den GLt. Markgrafen Ludwig von Baden ersuchte, St. abzuberufen. Der letztere war aber als älterer General umsomehr in einer mißlichen Lage gegenüber dem Reichsfürsten, als dieser äußerst unentschieden und langsam handelte. Im Treffen bei Donauwörth (Schellenberg) führte er die Reiterei, wurde tödlich verwundet und erlag diesen Wunden bereits am 9. Juli.

Feldmarschall St. galt als tapferer Degen und schneidiger Reiter. Als Obristlieutenant des Baireuthschen Regiments hatte er am 13. Februar 1678 einen Aufsehen erregenden Distanzritt unternommen, indem er die 42 Kilometer (sechs Meilen) lange Strecke zwischen Neustadt und Wien trotz des herrschenden Sturmes in 1 3/4 Stunden zurücklegte und dadurch eine Wette von 1000 Dukaten gewann. Während untadelhafte Bravour ihn auszeichnete, mangelte ihm für die Verhältnisse des großen Krieges häufig der richtige und umfassende Blick. Von seiner Gemahlin, einer Gräfin v. Vehlen, hinterließ er den im J. 1688 geborenen Sohn Otto Ernst, Grafen v. Styrum.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, herausg. von der kriegsgeschichtl. Abth. d. k. u. k. K.-A., Bd. III, IV, V, VI. – Gauhen, Des heil. Röm. Reichs genealogisch-histor. Adels-Lexikon II. – Fuhrmann, Alt- und Neues Wien (1739).