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ADB:Heinrich I. (Herzog von Brabant)

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Artikel „Heinrich I., Herzog von Brabant“ von Karl Theodor Wenzelburger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 480–481, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_I._(Herzog_von_Brabant)&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 10:48 Uhr UTC)
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Heinrich I., Herzog von Brabant, der Sohn Godevaert’s (1190–1235), folgte seinem Vater im J. 1190 und war einer der kriegerischsten und unruhigsten Herzoge von Brabant. Schon bei Lebzeiten seines Vaters war er mit den Grafen von Namur und Hennegau, sowie mit seinem Oheim, dem Herzog von Limburg in Fehden verwickelt gewesen, die aber durch Vermittelung des Erzbischofs Bruno von Köln beigelegt wurden. Als im J. 1191 der Bischof von Lüttich, Roel van Zeringen, gestorben war, wählte das Domcapitel den Bruder Heinrichs, Albert von Löwen, zum Bischof. Graf Balduin von Hennegau jedoch hatte auf die Wahl seines Neffen Albrecht von Rethel gehofft und that deshalb bei dem aus Italien zurückgekehrten Kaiser Heinrich VI. die nöthigen Schritte, um Alberts Wahl für ungültig erklären zu lassen. Aber H. ernannte auf dem Reichstage zu Worms (1192) Lothar van Hostade zum Bischof. Heinrichs Bruder Albert begab sich zwar nach Rom, wo der Papst Cölestin III. seine Wahl bestätigte und ihn sogar zum Cardinal ernannte, aber weder er noch sein Bruder konnten zu ihrem Ziel gelangen und Albert begab sich nach Rheims, wo er die Priesterweihe empfing, während der Kaiser den neuen Bischof Lothar in Lüttich einsetzte und gegen das widerspenstige Domcapitel kräftig handhabte; Albert wurde aber von drei deutschen Rittern, die dem Kaiser einen großen Dienst zu erweisen glaubten, am 24. Novbr. 1192 ermordet. H. sann jetzt auf Rache und fast alle Fürsten des Niederrheins sagten ihm ihre Hülfe zu. Zunächst wurde die Herrschaft Hostade, die dem Bruder des Bischofs Lothar gehörte, mit Feuer und Schwert verwüstet. H. ließ sich aber bald auf Unterhandlungen ein, die von dem Kaiser eingeleitet wurden, er begab sich nach Coblenz und es kam hier auch wirklich ein Friede zu Stande. Dagegen wandte er alsbald seine Waffen gegen den ihm verhaßten Grafen Balduin von Hennegau, aber das Kriegsglück war ihm nicht günstig; er wurde bei Noville-sur-Mehaigne geschlagen und sein Oheim, der Herzog von Limburg, sein Bundesgenosse, fiel mit seinem Sohne in hennegauische Gefangenschaft. Da er mit allen seinen Nachbarn nunmehr in Frieden lebte, beschloß er an dem eben in Vorbereitung begriffenen Kreuzzug Theil zu nehmen und half Beirut erobern. Indessen war Kaiser Heinrich VI. in Messina gestorben und bei dem in Deutschland ausgebrochenen Streit zwischen Hohenstaufen und Welfen hatte sich Heinrichs Gemahlin für Otto IV. erklärt, H. selbst trat nach seiner Rückkehr auf dessen Seite und verlobte seine zehnjährige Tochter mit dem eben in Aachen gekrönten Kaiser. Die folgenden Jahre benützte er zur Befestigung und Ausbreitung seiner Herrschaft, brachte verschiedene ansehnliche Lehen an sich und half dem von Geldern und Holland bedrängten Bischof von Utrecht, wobei die Grafen von Geldern und Holland in seine Gefangenschaft geriethen. Indessen hatte die ghibellinische Partei unter Philipp von Schwaben wieder ihr Haupt erhoben und H., der den Niedergang der welfischen Partei ziemlich deutlich ankommen sah, begab sich im November 1204 nach Coblenz, um sich von Philipp belehnen zu lassen, bei welcher [481] Gelegenheit er mit Ehren- und Gunstbezeugungen des Kaisers überladen wurde; Heinrichs ältester Sohn bekam die Hand von Maria, Philipps Tochter. Als aber Philipp am 22. Juni 1208 in Bamberg ermordet worden war, ohne männliche Erben zu hinterlassen, wurde Otto von Braunschweig zum zweiten Male zum Reichsoberhaupt gewählt (November 1208). Auch Herzog H. schlug sich auf dessen Seite, während Lüttich mit seinem Bischof Hugo von Pierrepont, den vom Papst auf den Schild erhobenen Friedrich II. von Hohenstaufen anerkannte. Otto beauftragte daher den brabantischen Herzog, Lüttich zu züchtigen und auf seine Seite zu bringen. Die Stadt wurde denn auch überfallen, geplündert und fast vollständig ausgemordet; von dem ihr vom Herzog zugedachten Schicksal, an vier Ecken in Brand gesteckt zu werden, wurde sie nur durch die Fürsprache des Kastellans von Brüssel gerettet. Vor der Rache des Bischofs bewahrte ihn der Einfluß des Königs Philipp August von Frankreich, dessen Tochter, die verwittwete Gräfin von Namur, er 1213 geheirathet hatte. Seinem Schwiegervater leistete er in dessen Kriege mit Flandern treffliche Dienste, wurde aber von den Lüttichern, die sich für die Behandlung ihrer Stadt rächen wollten, bei Steps in der Nähe von Montenaken vollständig geschlagen, worauf Brabant von den bischöflichen Banden gräulich verwüstet wurde, während auch der Graf von Flandern die Gelegenheit benützte und alles verwüstend und plündernd bis Brüssel vordrang. H. mußte nicht nur für die Behandlung Lüttichs Schadenersatz leisten und sich vor dem Bischof demüthigen, sondern war auch gezwungen, der Bundesgenosse Flanderns gegen seinen Schwiegervater Philipp August zu werden. Indessen war Otto von Braunschweig am 28. Juli 1214 in der Schlacht bei Bovines, an der auch H. Theil nahm, geschlagen worden, worauf sich der Herzog dem Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen unterwarf. Er starb am 5. Novbr. 1235. Während der letzten 21 Jahre seiner Regierung griff er nicht mehr zu den Waffen, sondern beschäftigte sich mit der Regierung seines Landes, er verlieh den Städten viele Privilegien und Keuren und war äußerst wohlthätig gegen Kirchen und Klöster.