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ADB:Frankenberg, Abraham von

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Artikel „Franckenberg, Abraham von“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 243–244, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frankenberg,_Abraham_von&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 05:42 Uhr UTC)
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Franckenberg: Abraham v. F., einer der edelsten Mystiker, aus altem schlesischem Adel, geboren den 24. Juni 1593 auf dem väterlichen Stammgute Ludwigsdorf bei Oels, † den 25. Juni 1652, empfing seine Schulbildung auf dem Gymnasium in Brieg und wurde 1611, wie der damalige Rector Schickfus in der Matrikel ausdrücklich angemerkt hat, als sede hac dignissimus in den Schulsenat gewählt. Nach seiner Heimkunft von Universitäten lebte er auf dem väterlichen Gute, dessen Bewirthschaftung sein Bruder leitete, in stiller Zurückgezogenheit seinen Studien. Unbefriedigt durch den die Menschen nicht bessernden, sondern blos in Sicherheit einwiegenden Buchstabendienst der damaligen Theologen, brauchte er sein Recht, selbst in der Schrift zu suchen und was er fand, waren nicht Dogmen, sondern Christus; „daß Adam in uns sterben und [244] Christus in uns leben müsse“, war ihm von nun an „seligmachender Glaube und wahrhaftige Lehre“. Wie aus einem seiner Briefe hervorgeht, datirt seine mystische Geistesrichtung, in welcher ihn das Studium der Schriften Tauler’s, Thomas v. Kempis, Schwenckfeld’s, Weigel’s und namentlich der 1612 erschienenen Aurora Jakob Böhme’s noch mehr bestärkte, aus dem J. 1617. Wiederholte Aufforderungen des Herzogs von Oels, in seinen Dienst zu treten, lehnte er aus Besorgniß, in öffentlichen Bedienungen sich in allzuviel Sünde zu verwickeln, dankbar ab, dafür aber scheute er, wo es Gutes zu thun galt, eingedenk seines Symbols Antiqua Virtute Fideque, kein Opfer und keine Gefahr. Als die Pest 1634 in ganz Schlesien wüthete und auch in Ludwigsdorf Opfer auf Opfer forderte und alles floh, hielt er treulich bei seinen Unterthanen aus, besuchte die Kranken, versorgte sie mit Arznei und begrub die Gestorbenen. Aber nicht nach den Früchten des Glaubens fragte damals die orthodoxe Geistlichkeit, sondern nach der Formel des Glaubens und so konnte F. mit seiner auf der Wage der symbolischen Bücher zu leicht befundenen Mystik in ihren Augen keine Gnade finden, zumal er sich auch von Beichte und Abendmahl längst zurückgezogen hatte. Von der Kanzel und in Streitschriften von allen Seiten angegriffen, begab er sich, um sich von dem Hasse der Theologen zu „liberiren“ und den Wechselfällen des Krieges zu entziehen, 1645 nach Danzig, wo er im Hause des Bürgermeisters Hevelius, dessen astronomische Arbeiten er als tüchtiger Mathematiker theilte, ein friedliches Asyl fand. Nach Ludwigsdorf 1650 zurückgekehrt, wurde er 2 Jahre darauf zu seinen Vätern versammelt. „Jesus mea nobilitas“ und „mihi sufficit unum“, waren seine Leibsprüche. Seine zahlreichen Schriften sind theils unter dem angenommenen Namen Amadeus von Friedleben, theils anonym, einige erst nach seinem Tode in Amsterdam erschienen; ein Verzeichniß derselben findet sich in seinem Tractat „Nosce te ipsum“, Frankfurt 1675; einzelne, z. B. „Raphael“ oder „Medicina dei“ mit vielen Figuren, gehören zu den Seltenheiten. Verehrer Jakob Böhme’s, dessen Leben er auch beschrieben hat, wendet sich F. mehr dem praktischen Leben zu. Das Christenthum ist ihm Herzenssache, aber die Offenbarung des Geistes in den Aposteln nicht abgeschlossen; als er 1617 in innerlicher Anfechtung wegen Vielheit der Spaltungen und mancherlei Meinungen im Glauben und um die wahre Religion einst wachte und betete, wurde er nach seiner Versicherung in einen stillen Sabbath gezogen, hörte unaussprechliche Worte der Kraft und sah ein Licht über alle Lichter. Auf solchem Standpunkte mußten die Resultate, zu denen er gelangte, freilich andere sein, als die von den Theologen in den symbolischen Büchern formulirten. Mit den gelehrtesten Männern seiner Zeit stand F. in brieflichem Verkehr; vermählt ist er nicht gewesen.

Lieffmann, De fanaticis Siles. §. 18. Arnold, Kirchen- und Ketzerhistorie III. S. 94 ff. Theodor Crusius, Vergnügung müßiger Stunden IX. 49 ff. Walch, Religionsstreitigkeiten außer der luther. Kirche IV. 1105 ff.