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ADB:Francisci, Erasmus

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Artikel „Francisci, Erasmus“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 207, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Francisci,_Erasmus&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 14:13 Uhr UTC)
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Francisci: Erasmus F., ein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts außerordentlich beliebter und vielgelesener Polyhistor, wurde geb. 19. November 1627 zu Lübeck, wo sein Vater, aus adeligem Geschlechte stammend, Franciscus von Finx. Rechtsgelehrter war. Den Zunamen „Francisci“ erhielt er von dem Taufnamen seines Vaters, den er erwachsen annahm, und ein Irrthum ist es, daß „Erasmus Francisci“ ein erdichteter, und der eigentliche Vor- und Geschlechtsname „Christian Minsicht“ gewesen sei; vielmehr ist der letztere Name erdichtet, unter welchem F., wie er selbst in dem Verzeichniß seiner Schriften S. 31 eingesteht, sein „Christliches Spazier-Büchlein“ herausgegeben hatte. Nachdem er die Schule zu Lüneburg besucht hatte, studirte er auf verschiedenen Universitäten die Rechte und begleitete dann als Hofmeister einen Herrn von Wallenrod in fremde Länder. Zurückgekehrt lag er eine geraume Zeit eines doppelten Beinbruchs wegen in Nürnberg krank und schrieb während dieser Zeit auf Ansuchen der Endter’schen Buchhandlung daselbst einige Schriften, deren häufiger Abgang ihn bewog, für immer in Nürnberg zu bleiben und sich schriftstellerisch zu beschäftigen. Er verbat sich deshalb auch die Secretärsstelle bei einem Reichsfürsten, ebenso die Würde eines kurfürstl. brandenburgischen Rathes und andere Aemter mehr und nahm nur 1688, jedoch von Haus aus, die Rathsstelle bei dem Grafen Heinrich Friedrich zu Hohenlohe und Gleichen an. Er starb 20. October (nach Anderen December) 1694 zu Nürnberg, 68 Jahre alt, nachdem er fast eben so viele Schriften herausgegeben hatte. F. war der erste deutsche Büchermacher von Profession, aber so wie seine Schriften meist an der Tagesordnung waren, so sind sie jetzt fast alle vergessen und verschollen, weil er eben nur darauf ausging, Bücher zu machen und dabei vor allem darauf bedacht war, der neugierigen Menge zu gefallen, für sie Merkwürdigkeiten aus allen Weltgegenden zusammen zu schleppen und diese geschmacklos durch breite moralische Gespräche oder einen fortlaufenden Geschichtsfaden, so gut es eben gehen wollte, mit einander zu verbinden. So schrieb er eine Novelle: „Ost- und West-Indianischer und Sinesischer Lust- und Staats-Garten“, welche zwei dicke Foliobände einnimmt und worin er nach der Manier des Decamerone von Boccaccio gesprächsweise die Wunder der neuen Welt, die tropische Natur und alle Märchen beschreibt, die damals über sie im Schwange gingen. In seinen geistlichen Schriften offenbart sich dieselbe Geschmacklosigkeit, welche noch obendrein durch eine süßliche Ziererei und Gespreiztheit fast unerträglich wird. Zu seinen besseren Schriften gehören: „Geistliche Goldkammer der bußfertigen Seelen“, 1675; „Germania, d. i. Bericht von Austrasien, Lotharingen etc.“, 1708; „Höllischer Proteus“, 1725; „Lustige Schaubühne“, 3 Theile, 1702; „Lorbeerkranz der christlichen Ritterleute“, 1680.

Plitz, Neu eröffnete Schaubühne nach dem Leben Er. Francisci. Leipzig 1702. 4. Wetz, Analecta S 32 ff. Zeltner, Theatr. erud. correct. p. 194. Jöcher II. S. 703–705. Will, Nürnb. Gelehrten-Lexikon I. S. 462–467 (woselbst auch in chronologischer Ordnung seine sämmtlichen Schriften) und Nopitsch in den Zusätzen V. S. 346–47.