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ADB:Ehinger, Elias

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Artikel „Ehinger, Elias“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 697–698, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ehinger,_Elias&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 15:47 Uhr UTC)
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Ehinger: Elias E., Philolog und Theolog, geb. am 7. Sept. 1573 zu Christgarten in der Grafschaft Oetingen, wo damals sein Vater Pfarrer war, † am 28. Novbr. 1653. Nachdem E. eine gute Schulbildung auf dem Gymnasium zu St. Anna in Augsburg erhalten hatte, bezog er 1593 die Universität zu Wittenberg, wo er sich 1596 die Magisterwürde erwarb, hierauf die zu Tübingen, wo ihm seine vielseitigen theologischen und philologischen Kenntnisse warme Gönner gewannen. Von dort empfohlen wurde er 1597 Prediger bei [698] dem Baron David v. Enenkel auf Schloß Albertsburg in Niederösterreich und nach dessen 1602 erfolgten Tode Prediger bei Baron v. Zelcking zu Kefermark in Oberösterreich. Von dort 1605 durch die gewaltsame Ausrottung der evangelischen Lehre in den österreichischen Landen vertrieben, mußte E. mit Weib und Kind den Wanderstab ergreifen, fand aber noch in demselben Jahre eine neue Versorgung, indem er zum Rector des Gymnasiums in der Reichsstadt Rotenburg an der Tauber ernannt wurde. In dieser Stellung verblieb er unter Ablehnung mehrerer Berufungen 12 Jahre, bis er einem Rufe als Professor nach Augsburg folgte, wo er kurz darauf 1618 nach dem Ableben des berühmten Hellenisten D. Höschel zum Rector und Bibliothekar ernannt wurde. Als bei der von Kaiser Ferdinand II. 1629 versuchten Gegenreformation den Lehrern des Gymnasiums zu St. Anna zugemuthet wurde, der augsburgischen Confession abzuschwören, wurde E., der seine und seiner Collegen Ueberzeugung vor den kaiserl. Commissären mit festem Muthe vertrat, seiner Stelle entsetzt und gerieth, von neuem Flüchtling, in arge Noth, bis er wieder eine Stelle als Rector in Schulpforte 1630 erlangte, doch kehrte er schon nach zwei Jahren nach Augsburg in sein früheres Amt zurück, als nach Einnahme der Stadt durch Gustav Adolf den Evangelischen die freie Religionsübung und die verlassenen Kirchen und Schulen zurückerstattet wurden. Aber nochmals sollte er Amt und Heimath einbüßen, indem nach der Besetzung der Stadt durch die Kaiserlichen 1635 das Gymnasium mit der Bibliothek den Jesuiten überantwortet ward. Doch was er in Augsburg verlor, erhielt er durch den Magistrat der Reichsstadt Regensburg zurück, wo durch glücklichen Zufall das Rectorat des Gymnasium poeticum so eben ledig geworden war. Nach längerer Wirksamkeit daselbst wurde er 1649 wegen Altersschwäche in den Ruhestand versetzt, blieb aber noch immer litterarisch thätig. Außer zahlreichen Gedichten, deren Abfassung mit zur Erhaltung der starken Familie dienen mußte, stammt aus dieser Zeit ein größeres handschriftlich erhaltenes Werk: „Interpretatio S. Athanasii in psalterium ex Augustana bibl. Latinam edidit et vertit E. E. scholae Ratisbon. rector emeritus“; vgl. Catal. codd. mss. Monacensium IV, 1, p. 168 u. IV, 2, p. 108. Trotz seines bewegten Lebens fand E. Muße, zahlreiche Schriften abzufassen, philologische, theologische, philosophische, auch astrologische, wie denn das Kalendermachen zu seinen Nebenverdiensten gehörte. Vollständig sind sie bei Brucker S. 105 ff. und Croph S. 216 verzeichnet (s. u.); hier genüge es folgende, großentheils noch jetzt werthvolle anzuführen: „Synopsis Organi Aristotelici auctore Mich. Psello, gr. et lat. nunc primum edita“, (Aug. Vind.) 1597. „Apostolorum et SS. Conciliorum decreta gr. et lat. edita“, Witebergae 1604. „Kometen-Historia“, Augsb. 1618 u. 1619. „Chrysostomi oratio in Pentecosten gr. et lat.“, 1624. „Caesarii quaestiones theologicae et philosophicae, gr. et lat. nunc primum editae“, 1626. „Themistoclis epistolae, graeco-latinae“, 1629. „Catalogus bibliothecae Augustanae“, 1633. „Rettung des Lebens, Lehr und Ehr, auch seeligen Ableiben D. Martini Lutheri“, Regensburg 1639. „Thesaurus antiquitatum (ecclesiasticarum)“, Francof. 1662. 4°.

Jac. Bruckeri De vita et scriptis E. Ehingeri commentatio. Aug. Vind. 1724. Phil. Jac. Crophius, Historische Erzehlung von dem Ursprung etc. des Gymnasiums zu St. Anna, Augsburg 1740, S. 200–226.