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ADB:Blechen, Karl

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Artikel „Blechen, Karl Eduard Ferdinand“ von Robert Dohme in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 700–701, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blechen,_Karl&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 23:32 Uhr UTC)
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Blechen: Karl Eduard Ferdinand B., Landschaftsmaler, geb. 29. Juli 1798 zu Kottbus. 1812 kam er nach Berlin und als Lehrling in ein Bankgeschäft; erst zehn Jahre später wählte er die Kunst, mit der er sich aus Neigung schon lange beschäftigt, zu seinem Lebensberuf. Er besuchte nunmehr die Akademie, bildete sich aber hauptsächlich als sein eigener Lehrer nach der Natur und nach guten Vorbildern. Zunächst fand er eine Stellung als Decorationsmaler an dem neuen Königstädtischen Theater in Berlin. Im J. 1827 ging er dann nach Italien, welche Reise einen Wendepunkt in seinem Bildungsgang herbeiführte; während derselben bildete sich sein späterer Stil, unter dem er hauptsächlich bekannt, aus. Seine früheren Bilder zeigen bei einem gewissen Anschluß an die Holländer eine ernste, etwas trübe Auffassung der nordischen Natur, vorgetragen in dunklen Farbtönen. Seit der italienischen Reise malte er vornehmlich Landschaften jenes Landes, und seine Zeichnung wird außerordentlich scharf und klar; er ist darin als ein Vorläufer K. Graeb’s anzusehen. – B. ist Idealist in der Landschaftsmalerei. Alle seine Gemälde haben etwas Eigenthümliches, Hochpoetisches in Auffassung, Beleuchtung und Färbung. Er besitzt die Gabe, besondere meist elegische und rührende Wirkungen in der Naturscenerie zu entdecken; seine Werke, die nichts vom akademischen Herkommen an sich haben, fesseln daher ungemein. Nicht das Freundliche der Natur oder das formal Schöne reizt ihn, sondern die Einsamkeit, das Trübe und Verlassene, dem auch oft die Staffage entspricht; aber fast immer sind seine Bilder außerordentlich naturwahr in ihrer Besonderheit. Dabei hat er eine eminent malerische Begabung. Das Bild gestaltete sich ihm fertig im Kopfe, und die erste Anlage trug daher schon ihren jedesmaligen besonderen Charakter. Dies gibt namentlich seinen Skizzen einen außergewöhnlichen Reiz. – Zu seinen frühesten Arbeiten gehört das „Semnonenlager in der Gegend des Müggelsee’s bei Berlin“, ein Werk, in dem sich ein bedeutendes Talent, aber auch ein Hang zum Seltsamen, Außergewöhnlichen verräth, der in der späteren Zeit doch nur noch hie und da so schroff durchbricht; so etwa in der „Villa Este in Tivoli“ im Stadtschloß zu Potsdam. Anderes wie seine „Landschaft bei Narni in der Abenddämmerung“ oder die „badenden Nymphen“ zeigt ihn auf der ganzen Höhe seines reichen Talentes; ebenso ein kleines, sehr feines Bildchen „Villa Borghese vom Monte Pincio aus gesehen“ (alle drei im Besitz des Herrn Banquier Brose in Berlin). 1831 wurde er zum Lehrer an der Landschaftsclasse der Berliner Akademie berufen und 1835 zum ordentlichen Mitgliede dieses Institutes ernannt. Er starb am 23. Juli 1840, nachdem eine Gemüthskrankheit schon längere Zeit seine Thätigkeit unterbrochen hatte. Man findet seine Arbeiten nur selten in öffentlichen Sammlungen. Unter den [701] Privatgalerien sind besonders reich an seinen Werken die der Herren Brose und v. Decker in Berlin. Die königlichen Schlösser besitzen außer dem genannten Bilde das „Innere des Palmenhauses bei Potsdam“ und eine Reihe kleinerer Arbeiten, namentlich Skizzen der italienischen Reise. Das k. Kupferstichcabinet bewahrt in acht Mappen seinen Nachlaß an Oel-, Tusch-, und Bleistiftskizzen, sowie an Entwürfen zu Theaterdecorationen.

Raczynski übers. von v. d. Hagen: Neuere deutsche Kunst. Bd. III. – Katalog d. Kunstausst. d. Berliner Akademie 1840.