Werner Kyrieleis

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Als Student der Universität Göttingen
Grab von Werner Kyrieleis auf dem Marburger Hauptfriedhof (2017)

Werner Kyrieleis (* 20. September 1898 in Hameln; † 4. Januar 1961 in Marburg) war ein deutscher Augenarzt und Hochschullehrer.

Kyrieleis war der Sohn eines Augenarztes. Nach dem 1916 abgelegten Abitur trat er als Fahnenjunker ins deutsche Heer ein und nahm noch im gleichen Jahr am Ersten Weltkrieg teil, ab 1917 als Leutnant. Mehrfach ausgezeichnet nach Kriegsende aus der Armee entlassen absolvierte er ein Medizinstudium an den Universitäten Göttingen, Gießen und Freiburg im Breisgau. 1919 wurde er im Corps Hercynia Göttingen aktiv.[1] Nach Studienende wurde er 1924 in Freiburg zum Dr. med. promoviert.[2] Anschließend war er Assistent an der Universitätsaugenklinik in Halle bei Franz Schieck, dem er Anfang April 1925 an die Universität Würzburg folgte. In Würzburg habilitierte er sich 1929 für Augenheilkunde und wirkte dort als Privatdozent.[3] Er ließ sich 1932 an die Universität Hamburg umhabilitieren, wo er am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf als Oberarzt wirkte sowie 1934 zum außerordentlichen Professor berufen wurde und Luftfahrtmedizin lehrte.[4][5]

Kyrieleis, der am Kapp-Putsch teilgenommen hatte, hatte sich in der Weimarer Republik 1924 dem Stahlhelm angeschlossen. Zur Zeit des Nationalsozialismus war er 1933/34 Anwärter bei der Reiter-SS und ab 1937 Mitglied der SS, wo er den Rang eines Oberscharführers erreichte. Für die Waffen-SS wurde er schließlich als Augenarzt tätig.[6] Des Weiteren war er Mitglied der NSV, des NS-Dozentenbundes, des NS-Ärztebundes sowie des NS-Fliegerkorps. Der NSDAP trat er 1937 bei (Mitgliedsnummer 4.956.427).[7][4]

Kyrieleis bekleidete ab 1941 zunächst als Extraordinarius und ab 1944 als ordentlicher Professor den Lehrstuhl für Augenheilkunde an der Universität Gießen und wurde Direktor der Augenklinik.[8] Während des Zweiten Weltkrieges war er im Rang eines Oberstabsarztes auch Beratender Facharzt für Augenkrankheiten beim Chef des Sanitätswesens der Luftwaffe.[4]

Nach Kriegsende befand er sich bis 1947 in alliierter Internierung. Nach seiner Entlassung konnte er nicht auf seinen Lehrstuhl zurückkehren und praktizierte als Augenarzt in Gießen.[9] Infolge eines Spruchkammerverfahrens wurde er als Mitläufer (Gruppe 4) entnazifiziert.[10]

Kyrieleis wurde 1951 auf den Lehrstuhl für Augenheilkunde an die Universität Marburg berufen, wo er bis zu seinem Tod lehrte und die Universitätsaugenklinik leitete.[6] Er forschte zu „Augensymptomen bei Nervenkrankheiten und Netzhauterkrankungen bei Allgemeinleiden“. Von Kyrieleis stammt der Ausdruck „Hirndruckpapille“ zur genaueren Charakterisierung eines Entstehungsmechanismus von Papillenschwellung.[2]

Schriften (Auswahl)

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  • Über das Vorkommen und die Entstehung streifiger Pigmentablagerungen auf der Pleura Pulmonalis, Springer, Berlin 1923 (zugleich Med. Dissertation an der Universität Freiburg 1924)
  • Über Stauungspapille: Klinische, anatomische und experimentelle Untersuchungen, Springer, Berlin 1929. In: Archiv für Ophthalmologie. Bd. 121 (zugleich Med. Habilitationsschrift, Universität Würzburg 1929)
  • Pupillotonie und Adie-Syndrom (= Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Augenheilkunde. N. F., Heft 2). Marhold, Halle/Saale 1951.
  • Klinik der Augensymptome bei Nervenkrankheiten (Ein Leitfaden für die Praxis), de Gruyter, Berlin 1954
  • Geschichte der Augenheilkunde und der Universitäts-Augenklinik in Marburg a.d. Lahn (= Schriftenreihe der Philipps-Universität Marburg. Band 4 [vielmehr 5]). Elwert, Marburg 1958.

Einzelnachweise

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  1. Kösener Corpslisten 1996, 72, 166.
  2. a b Deutsche Biographische Enzyklopädie: Band 6: Kraatz – Menges., München 2006, S. 179
  3. Wissenschaftliche Zeitschrift: Mathematisch-naturwissenschaftliche Reihe, Band 19, Ausgabe 2, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1970, S. 153
  4. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 353
  5. Wer ist wer?, Band 13, 1958, S. 727
  6. a b Kornelia Grundmann: Die Entwicklung der Hochschulmedizin in Hessen unter amerikanischer Besatzung am Beispiel der Medizinischen Fakultät Marburg. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte (ZHG), Band 110 (2005), S. 292
  7. Bundesarchiv R 9361-II/607176
  8. Sigrid Oehler-Klein (Hrsg.): Die Medizinische Fakultät der Universität Gießen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit. Personen und Institutionen, Umbrüche und Kontinuitäten (= Die Medizinische Fakultät der Universität Gießen, Band 2). Steiner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-515-09043-8, S. 617
  9. Hans Joachim Küchle: Augenkliniken deutschsprachiger Hochschulen und ihre Lehrstuhlinhaber im 19. und 20. Jahrhundert, Zülpich 2005, S. 251
  10. Kornelia Grundmann: Die Entwicklung der Hochschulmedizin in Hessen unter amerikanischer Besatzung am Beispiel der Medizinischen Fakultät Marburg. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte (ZHG), Band 110 (2005), S. 282