Walter Rossow
Walter Rossow (* 28. Januar 1910 in Rixdorf bei Berlin; † 2. Januar 1992 in Berlin) war ein deutscher Landschaftsarchitekt und Hochschullehrer. Er gilt als einer der bekanntesten Wegbereiter der Grünen Nachkriegsmoderne in der Bundesrepublik.[2]
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Walter Rossow wurde 1910 in Rixdorf (seit 1913 Neukölln, seit 1920 Stadtbezirk von Berlin) geboren. Während der Schulzeit wurde sein Interesse auf die Gärtnerei gelenkt. Gegen den Wunsch des Vaters absolvierte er von 1926 bis 1928 eine Ausbildung zum Gärtner in der Berliner Stadtgärtnerei.[3] Ab 1930 studierte er an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau (LuFA) in Berlin-Dahlem. Ab 1932 war er Gasthörer an der Kunsthochschule Berlin. 1932 schloss er seine Studien mit der Prüfung zum Gartentechniker ab.
Ab Frühjahr 1933 arbeitete er bei Martha Willings-Göhre, einer bekannten Gartentechnikerin in Berlin. 1934 entstand daraus das Büro Willings & Rossow. 1940 wurde Rossow Inhaber und Geschäftsführer des Büro Willings & Rossow.
In der Zeit des Nationalsozialismus beschränkte sich das Büro v. a. auf ausführende Arbeiten. Walter Rossow lehnte den Nationalsozialismus kategorisch ab. Dies hing auch mit seinem privaten Umfeld zusammen, da seine Frau KPD-Mitglied[3] war. Auch waren zwei Brüder seiner Frau in das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 eingeweiht.[3]
Von 1945 bis 1948 leitete er die Dienststelle für Grünanlagen bei der US-amerikanischen Besatzungsmacht in Berlin. Er arbeitete eng mit Hans Scharoun zusammen. 1948 nahm er eine Tätigkeit als Dozent an der Berliner Hochschule für bildende Künste an. 1950–1951 übte er die Bauleitung für den Wiederaufbau des Großen Tiergartens aus.
Rossow war damals hauptsächlich in Berlin tätig. Zusammen mit den Architekten Max Taut und Hans Hoffmann nahm er an zahlreichen Wettbewerben teil und war auch sehr erfolgreich. Mit diesem Team gestaltete er auch die Siedlung Schillerpark in Berlin-Wedding, die heute Weltkulturerbe ist.
1958 schuf er den Außenraum um den von Egon Eiermann und Sep Ruf entworfenen Deutschen Pavillon zur Weltausstellung Brüssel 1958, 1960 die Grünanlagen für die Akademie der Künste Berlin am Hanseatenweg von Werner Düttmann.
1962–1967 entwarf er den Deutschen Soldatenfriedhof am Futapass (ital. Cimitero Militare Germanico della Futa) in Italien in Zusammenarbeit mit den Architekten Dieter Oesterlen, dem Landschaftsarchitekten Ernst Cramer sowie dem Bildhauer Helmut Lander. Die Anlage gilt als eines der bedeutendsten Beispiele der mitteleuropäischen Landschaftsarchitektur dieser Zeit.
Zwischen 1973 und 1984 gestaltete er die Ronnebypromenade an der Schiffsanlegestelle Wannsee.[4]
Rossow war ab Oktober 1966 bis 1975 Professor und Direktor des Instituts für Landschaftsplanung der Fakultät für Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart. Von 1976 bis 1986 war er Direktor der Abteilung Baukunst der Akademie der Künste Berlin.
Rossow starb im Alter von fast 82 Jahren 1992 in Berlin.
Privates
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rossow war seit Juni 1939 mit Helga von Hammerstein-Equord (1913–2005) verheiratet, einer Tochter des Generals Kurt von Hammerstein.[3] Ein Sohn wurde von dem Paar 1945 adoptiert.[3]
Mitgliedschaften und Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rossow war Mitglied im Deutschen Werkbund Berlin und gehörte zu den Unterzeichnern der Grünen Charta von der Mainau.
Von 1965 bis 1979 war Rossow außerordentliches Mitglied und bis 1992 Mitglied der Akademie der Künste. 1976–1986 übte er in der Akademie die Funktion des Direktors der Abteilung Baukunst aus.[5][6]
- 1958: Kritikerpreis Berlin für bildende Künste
- 1963: Paul Bonatz-Architekturpreis (Stuttgart)[6]
- 1966: Berliner Kunstpreis, Sparte Baukunst[6]
- 1971: Fritz Schumacher-Preis (Hannover)[6]
- 1972: Wahl in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste[6]
- 1974: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland[7]
- 1975: Friedrich-Ludwig-von-Sckell-Ehrenring der Bayerischen Akademie der Schönen Künste[6][8]
- 1985: Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Darmstadt[6]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es existiert nach Aussage der Neuen Deutschen Biographie (2005) bisher kein zusammengestelltes Werkverzeichnis (Dissertation seit 2023 in Arbeit[2]).
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Walter Rossow stammen mehrere Dutzend Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen.[9][10]
- Die Landschaft muss das Gesetz werden. (hrsg. von Monika Daldrop-Weidmann) DVA, Stuttgart 1991, ISBN 3-421-03001-4.
Nachlass
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der private und berufliche Nachlass von Walter Rossow umfasst 26 laufende Meter Dokumente, Akten und 224 Planrollen und wird als „Walter-Rossow-Archiv“ im Archiv der Akademie der Künste (Berlin) aufbewahrt.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andrea Koenecke: Walter Rossow (1910–1992). „Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“ (= Reihe CGL-Studies, Band-Nr. 21) Akademische Verlagsgemeinschaft München, München 2014, ISBN 978-3-95477-037-3.[11] (Digitalisat auf books.google.de, abgerufen am 21. März 2023)
- Monique van Rijn, Vladimir Voracek (Hrsg.): Festschrift zum 70. Geburtstag von Herrn Professor Walter Rossow. Selbstverlag Monique van Rijn, Stuttgart 1980.
- Wienfried Richard: Immer einen Schritt voraus. In: Garten Landschaft, Heft 3/2003, S. 23–25. (Digitalisat auf bgmr.de, abgerufen am 21. März 2023)
- Donata Valentien, Christoph Valentien: Rossow, Walter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 97 f. (Digitalisat).
- Sarah Wiesner: Walter Rossows planerischer Beitrag zu den Weltausstellungen 1958 und 1970. In: Die Gartenkunst 2022/1, S. 77–86.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Walter Rossow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Walter Rossow, auf Deutsche Digitale Bibliothek (mit 562 Objekten, Stand 21. März 2023)
- Sarah Wiesner: Walter Rossow (1910–1992) - Leben und Werk, auf igt.uni-hannover.de
- Walter Rossow, auf orden-pourlemerite.de (mit Porträtfoto sowie Dokumenten als PDFs)
- Prof. Walter Rossow. In: archINFORM.
- Walter Rossow (1910–1992), auf hufeisensiedlung.info
- Walter Rossow, auf welterbe-siedlungen-berlin.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Walter Rossow „Die Landschaft im Bewusstsein der Öffentlichkeit“. Buchpräsentation. In: adk.de. November 2014, abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ a b Sarah Wiesner: Walter Rossow (1910–1992) - Leben und Werk. In: igt.uni-hannover.de. Leibniz Universität Hannover, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, 28. Februar 2023, abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ a b c d e Donata Valentien, Christoph Valentien: Rossow, Walter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 97.
- ↑ Boris Buchholz: „Uferpark am Berliner Meer“ wird teurer. An der Dampferanlegestelle am Wannsee wird endlich gebaut. In: Tagesspiegel. 4. Februar 2024 (tagesspiegel.de).
- ↑ a b Walter-Rossow-Archiv. In: archiv.adk.de. Akademie der Künste [AdK], Berlin, abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ a b c d e f g Donata Valentien, Christoph Valentien: Rossow, Walter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 98.
- ↑ Andrea Koenecke: Walter Rossow (1910–1992). „Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit“ (= Reihe CGL-Studies, Band-Nr. 21) Akademische Verlagsgemeinschaft München, München 2014, ISBN 978-3-95477-037-3, S. 494.
- ↑ Skell-Ehrenring. Bayerische Akademie der Schönen Künste, abgerufen am 21. März 2023.
- ↑ Stolberg-Wernigerode, Otto zu: Neue deutsche Biographie, Bd.: 22, Rohmer - Schinkel, Berlin, 2005, S. 98
- ↑ Andrea Koenecke: Walter Rossow (1910-1992): "Die Landschaft im Bewußtsein der Öffentlichkeit. Akademische Verlagsgemeinschaft München AVM, München 2015, ISBN 978-3-95477-029-8, S. 415 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Hinweis zur Dissertation auf architektur.tu-darmstadt.de, abgerufen am 21. März 2023.
Personendaten | |
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NAME | Rossow, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Landschaftsarchitekt |
GEBURTSDATUM | 28. Januar 1910 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 2. Januar 1992 |
STERBEORT | Berlin |