Walsdorf (Idstein)
Walsdorf Stadt Idstein
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Koordinaten: | 50° 16′ N, 8° 17′ O |
Höhe: | 237 (231–253) m ü. NHN |
Fläche: | 8,62 km²[1] |
Einwohner: | 1512 (31. Dez. 2021)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 175 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Oktober 1971 |
Postleitzahl: | 65510 |
Vorwahl: | 06434 |
Walsdorf ist ein Stadtteil von Idstein im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Walsdorf liegt im Taunus, einem deutschen Mittelgebirge, und ist der nördlichste Stadtteil der Stadt Idstein. Er grenzt an Würges, den südlichsten Stadtteil der Stadt Bad Camberg.
Östlich des Ortes verläuft die Bundesstraße 8, westlich die Bundesautobahn 3. Durch den Ort führen die Landesstraße 3026 und der hessische Radfernweg R8.
Von Süd nach Nord fließt durch Walsdorf der Knallbach, ca. 100 Meter östlich der Bebauungsgrenze fließt der Emsbach, in welchen der Knallbach noch vor Erreichen von Würges mündet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chronik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die älteste bekannten schriftliche Erwähnungen von Walsdorf erfolgten im Jahr 774 unter dem Namen Walehestorpher und 788 in einer Schenkung an das Kloster Lorsch als Walehesheimer Marca.[1]
1156 gründete Gottfried von Beselich in Walsdorf ein Benediktiner-Kloster für Mönche, das in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in ein Nonnenkloster umgewandelt wurde und bis zu seiner Plünderung durch spanische Truppen im Jahre 1634 bestand.
Um 1200 ging die Herrschaft über Walsdorf an die Nassauer als Vögte von Limburg. 1355 fiel Walsdorf bei der Teilung des Walramschen Besitzes an die Grafschaft Nassau-Idstein.
Im 14. Jahrhundert erhielt Walsdorf durch Graf Adolf I. von Nassau-Idstein stadtähnliche Rechte. Die Siedlung wurde vom Tal auf einen Hügel verlegt und durch eine Stadtmauer mit Türmen umgeben. Die beiden Stadttore aus dieser Befestigungsanlage wurden erst 1822 abgebrochen.
Die erste Kirche wurde 1396 als Marienkapelle erwähnt. Am Anfang des 16. Jahrhunderts entstand die spätgotische Pfarrkirche, die allerdings zusammen mit dem Ort 1644 von bayerischen Truppen niedergebrannt wurde. Die heutige evangelische Kirche ist daher ein Wiederaufbau aus den Jahren 1652 bis 1663.
Auch nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort noch mehrmals durch Großbrände zerstört. 1692 vernichtet ein Großbrand nahezu das ganze Dorf. Beim Neuaufbau wurden der ehemalige Klosterbezirk einbezogen und die heutige Straßenführung im alten Dorf angelegt. Nach dem letzten Brand von 1831 errichtete man die Scheunen weiter außen auf der ehemaligen Stadtmauer, wodurch die heutige charakteristische Ortsansicht aus einer geschlossenen Front von Fachwerkhäusern entstand.
1730 wird das erste Haus außerhalb der Stadtmauer errichtet.
Nach dem Ersten Weltkrieg war Walsdorf von 1918 bis 1930 Teil des französisch besetzten Brückenkopfs Mainz und zugleich Grenzübergang zum freien Gebiet.[3]
Gebietsreform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum 1. Oktober 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Walsdorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Idstein eingegliedert.[4] Für den Stadtteil Walsdorf wurde, wie für die übrigen Stadtteile von Idstein, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Walsdorf lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]
- vor 1721: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Nassau-Idstein, Amt Idstein
- ab 1721: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Nassau-Ottweiler, Amt Idstein
- ab 1728: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Usingen, Amt Idstein
- 1787: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Usingen, Oberamt oder Herrschaft Idstein
- ab 1806: Herzogtum Nassau, Amt Idstein
- 1812: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Amt Idstein
- ab 1816: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Idstein
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisamt Langen-Schwalbach (Justizamt Idstein)
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Justiz- und Verwaltungsamt Idstein
- ab 1867/68: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Untertaunuskreis (Trennung von Justiz (Amtsgericht Idstein) und Verwaltung)
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Untertaunuskreis
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Untertaunuskreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Untertaunuskreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Untertaunuskreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (ab 1946), Untertaunuskreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Regierungsbezirk Darmstadt, Untertaunuskreis
- am 1. Oktober 1971 als Stadtteil zu Idstein
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einwohnerzahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1566: | 45 Haushaltungen |
• 1622: | 88 Haushaltungen |
• 1676: | 48 Haushaltungen |
• 1738: | 78 Haushaltungen |
• 1771: | 93 Haushaltungen |
Walsdorf: Einwohnerzahlen von 1821 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1821 | 623 | |||
1834 | 744 | |||
1840 | 774 | |||
1846 | 805 | |||
1852 | 795 | |||
1858 | 774 | |||
1864 | 836 | |||
1871 | 812 | |||
1875 | 839 | |||
1885 | 764 | |||
1895 | 805 | |||
1905 | 797 | |||
1910 | 832 | |||
1925 | 831 | |||
1939 | 796 | |||
1946 | 1.094 | |||
1950 | 1.123 | |||
1956 | 1.035 | |||
1961 | 1.024 | |||
1967 | 1.197 | |||
1970 | 1.230 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 1.350 | |||
2014 | 1.550 | |||
2020 | 1.518 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Idstein:[8]; Zensus 2011[9] |
Einwohnerstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Walsdorf 1350 Einwohner. Darunter waren 75 (5,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 201 Einwohner unter 18 Jahren, 564 zwischen 18 und 49, 336 zwischen 50 und 64 und 249 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 609 Haushalten. Davon waren 162 Singlehaushalte, 198 Paare ohne Kinder und 177 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 105 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 426 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Religionszugehörigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]• 1895: | 749 evangelische (= 98,04 %), 9 katholischer (= 1,18 %), ein anderes christliche-konfessioneller (= 0,13 %), 5 jüdische (= 0,65 %) Einwohner[1] |
• 1961: | 875 evangelische (= 85,45 %), 132 katholische (= 12,89 %) Einwohner[1] |
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsbeirat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsvorsteher ist seit September 2020 Karl-Heinz Massier (Bürgerliche Wählergruppe Walsdorf), nachdem Ellen Maurer-Genc (SPD) das Amt im Juni 2020 niederlegte. Weitere Ortsbeiratsmitglieder sind: Stellv. Ortsvorsteherin Cindy Hartmann (SPD), Schriftführer Lars Hockstra (CDU), Stellv. Schriftführerin Tamara Lehmann (Bürgerliche Wählergruppe Walsdorf), Dargmar Kraus (SPD), André Hartmann (CDU) und Andrik Abramenco (FDP).[10]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Silber ein roter Turm, über dem offenen Tor belegt mit einem freistehenden goldenen Löwen.“[11] | |
Das Wappen wurde am 10. Januar 1967 der Gemeinde Walsdorf im damaligen Untertaunuskreis verliehen. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Kirche mit Decken- und Wandmalereien aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind heute Reste der ehemaligen Stadtmauer, aber vor allem der 24 Meter hohe Hutturm aus dem 14. Jahrhundert sowie zwei weitere Türme erhalten. Vom Kloster gibt es keine Überreste mehr.
Die geschlossene Scheunenfront aus dem 19. Jahrhundert stellt sich dem Besucher aus Richtung der östlich verlaufenden Bundesstraße 8 als auffälligstes Merkmal des Ortes dar. Zum Teil sind die Scheunen heute zu Wohnhäusern umgebaut.
Von 1907 bis 1951 belieferte die Walkmühle, heute ein beliebtes Ausflugsziel, den Ort mit 110 V Gleichstrom.
Dolles Dorf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Im Jahr 2013 konnte Walsdorf beim Wettbewerb Dolles Dorf, der jedes Jahr vom Hessischen Rundfunk ausgetragen wird, gewinnen. Hierbei wird jeden Donnerstag in der Hessenschau ein Dorf gezogen, das am folgenden Samstag vorgestellt wird. Vier Dörfer kommen ins Finale und treten auf dem Hessentag im hr-Treff an. Walsdorf gewann am 16. Juni 2013 in Kassel gegen Nonnenroth, Röhrenfurth und Neukirchen und bekam von hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier den goldenen Onkel Otto überreicht[12].
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Den öffentlichen Personennahverkehr stellen die Buslinien 226 und 230 der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft sicher.
- Im Ort gibt es einen städtischen Kindergarten und ein Dorfgemeinschaftshaus.
In Walsdorf geboren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig David Ochs (1779–1857), Oberschultheiß und Mitglied des Nassauischen Landtags
- Dietmar Bücher (1944–2021), Bauunternehmer in Idstein, Begründer der Firma Dietmar Bücher Schlüsselfertiges Bauen[13]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur über Walsdorf nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie.
- Archivalien zum Kloster Walsdorf im Hessischen Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden.
- Adolf Deißmann: Geschichte des Benedictinerklosters Walsdorf nebst einem Anhang über die Geschichte des Freifleckens Walsdorf nach urkundlichen Quellen. Hrsg. von dem Verein für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung. W. Roth, Wiesbaden 1863, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10029697-4 (Scan der Bayerischen Staatsbibliothek).
- Gerhard Buck: Der Bauer als Bürger – der Freiflecken Walsdorf. In: Gerhard Honekamp u. a (Hrsg.).: Alltag zwischen Mächtigen und Müßiggängern. Historischen Erkundungen in Wiesbaden und Umgebung. Eine Publikation der Wiesbadener Geschichtswerkstatt e. V., 2. Auflage. Breuer, Wiesbaden-Erbenheim 1995, DNB 961048158, S. 135–142.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walsdorf. In: Porträt des Stadtteils im Webauftritt der Stadt Idstein
- Walsdorf. Infos. In: walsdorf-taunus.de. Verein walsdorf-taunus.de e. V. (private Website).
- Walsdorf, Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g Walsdorf, Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Zahlen-Daten-Fakten. In: Stadtporträt. Zahlen, Daten, Fakten. Stadt Idtein, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. Mai 2021; abgerufen im Dezember 2020.
- ↑ Peter Faust: Alt Idstein: Nach dem I. Weltkrieg
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 377 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Idstein (in der Fassung der 16. Änderungssatzung vom 10. Mai 2021). (PDF; 90 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Idstein, abgerufen am 29. März 2023.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Zahlen-Daten-Fakten (aus Webarchiv). In: Webauftritt. Stadt Idtein, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. April 2016; abgerufen im Dezember 2020.
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,9 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 44 und 98, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021; abgerufen im Dezember 2021.
- ↑ Hompepage. Ortsbeirat von Walsdorf, abgerufen am 28. März 2023.
- ↑ Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Walsdorf, Untertaunuskreis, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 10. Januar 1967. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1967 Nr. 5, S. 154, Punkt 108 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,4 MB]).
- ↑ Walsdorf ist dolles Dorf 2013. In: walsdorf-taunus.de, 30. September 2013, abgerufen am 20. Juni 2019.
- ↑ Volker Stavenow: „Ich arbeite bis zum letzten Atemzug“. Der Walsdorfer Dietmar Bücher gründete vor 50 Jahren seine Firma „Schlüsselfertiges Bauen“. In: Wiesbadener Kurier. 6. Juli 2019, abgerufen am 29. März 2023.