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Wagengrab

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Wagengrab von La Gorge-Meillet
Wagengrab von Bell

Ein Wagengrab (englisch Chariot burial; französisch Tombe à char) bezeichnet eine Bestattung, bei der dem Verstorbenen ein Wagen als Beigabe in das Grab gegeben wurde. Vermutlich sollte der (in der Regel zerlegte) Wagen dem Verstorbenen eine standesgemäße Reise im Jenseits ermöglichen.

Wagengrab von Somme-Bionne, Marne, Frankreich
Wagengrab von Châlons, Frankreich

Wagengräber kommen erstmals im kaukasisch-pontischen Raum in der Maikop-Kultur (3700–3000 v. Chr.) vor, wo besonders frühe Scheibenradfunde gemacht wurden. Diese Wagengrabtradition, die in oder unter Grabhügeln aus Erde und Steinen ihren Ausdruck findet, setzte die Nowotitarowskaja-Kultur (benannt nach dem Fundort Nowotitarowskaja) und die Spät-Jamnaja- oder Katakombengrab-Kultur der Steppe fort.

Die Wagen sind kürzer als ihre etwa 4 m lange Deichsel, die anzeigt, dass sie – zumindest im Kontext mit dem Bestattungsritual – gefahren wurden. Die Raddurchmesser von 60–80 cm sind fahrtechnisch betrachtet gute Werte. Auf der feststehenden Achse ist die Ladefläche durch Aufbauten weit hochgezogen und überkragt die Räder. Der Wagen erinnert daher sehr an heutige, nur etwa 3,5 m² große Schäfer- oder Pferchkarren.

Eine Besonderheit bildet ein auf 3000 v. Chr. datiertes Grab mit vier Wagenrädern aus „Plachi Dol“ in Nordbulgarien, weitab von der zeitgenössischen Steppentradition. Während der Sintashta-Kultur entstehen um 2000 v. Chr. erste Streitwagen; am Kriwoje-See südöstlich von Magnitogorsk, nahe der Grenze zu Kasachstan, wurde ein Wagengrab aus dieser Zeit gefunden, mit einem Streitwagen vom „klassischen“ Typ mit großen hölzernen Speichenrädern. Diese Tradition greifen die Kulturen im alten China und viele Jahrhunderte später auch die Kelten und Germanen auf.

Spätere Wagengräber sind aus dem Verbreitungsraum der Kelten, der Hallstatt- und La-Tène-Kultur bekannt. Mehr als 300 wurden im Nord- und Mittelosten von Frankreich (Champagne-Ardenne, Picardie, Nord-Pas-de-Calais, Bourgogne-Franche-Comté, Berry) und in den Ardennen in Belgien gefunden. Auch aus England (Arras-Kultur) und Deutschland (über 100) stammen Wagengräber. In geringerem Maßen wurden sie auch in Norditalien, Österreich, der Schweiz und Böhmen dokumentiert. Insgesamt scheint mit Ausnahme der westlichen Gebiete Galliens fast das ganze keltische Kulturgebiet betroffen zu sein. Diese Art der Bestattung für die Eliten erscheint in der Eisenzeit und bleibt in La Tene bis zum Beginn der gallo-römischen Zeit erhalten.

Bekannt sind Wagengräber u. a. aus:

In England kommen Wagengräber nur in der Arras-Kultur von Yorkshire England vor (Wagengrab von Wetwang). Eine andere Art von Wagengräbern ist vom Ende der Wikingerzeit bekannt. Im Westen von Schonen wurden Gräber gefunden, in denen die Leichen „für die Reise ins Jenseits“ statt in Kisten in Wagen gelegt worden waren.[4]

  • Fritz Eckart Barth et al.: Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit – Untersuchungen zur Geschichte und Technik. Monographien Band 12, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 1987.
  • Markus Egg, Albert France-Lanord: Le char de Vix: Monographien. Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Bonn 1987. ISBN 3-88467-017-4
  • Markus Egg: Hallstattzeitliche Wagen. Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 1989.
  • Markus Egg, Franco Cecchi et al.: Zeremonialwagen: Statussymbol eisenzeitlicher Eliten. Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2000.
  • Dorothea van Endert: Die Wagenbestattungen der späten Hallstattzeit und der Latènezeit im Gebiet westlich des Rheins. (= BAR. International series, Band 355), Oxford 1987. ISBN 0-86054-459-1
  • Attila Kiss: Das römerzeitliche Wagengrab von Kozármisleny (Ungarn, Kom. Baranya). (= Régészeti füzetek: Ser. 2, Band 25), Budapest 1989.
  • C. F. E. Pare: Wagons and wagon graves of the early Iron Age in Central Europe. Oxford University Committee for Archaeology, monograph no. 35, Oxford 1992. ISBN 0-947816-35-6
  • Manfred Pertlwieser: Prunkwagen und Hügelgrab. Kultur der frühen Eisenzeit von Hallstatt bis Mitterkirchen. (= Kataloge des OÖ. Landesmuseums, N.F. 13), Linz 1987. ISBN 3-900746-05-2
  • Klaus Raddatz: Das Wagengrab der jüngeren vorrömischen Eisenzeit von Husby, Kreis Flensburg. (= Untersuchungen aus dem Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Schleswig, dem Landesamt für Vor- und Frühgeschichte von Schleswig-Holstein in Schleswig und dem Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Kiel, N.F. 20), Neumünster 1967.
  • Martin Schönfelder: Das spätkeltische Wagengrab von Boé (Dép. Lot-et-Garonne): Studien zu Wagen und Wagengräbern der jüngeren Latènezeit. Römisch-Germanisches Zentralmuseum in Zusammenarbeit mit Ministère de la Culture et de la Communication, (= Monographien/Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte, Band 54), Bonn 2002. ISBN 3-88467-067-0.
  • Ludwig Wamser: Wagengräber der Hallstattzeit in Franken. Sonderdruck aus: Frankenland. Neue Folge. Band 33, 1981.

Einzelnachweise

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  1. Vgl. hierzu: Julia Katharina Koch: Die drei neolithischen Kollektivgräber von Großeibstadt, Lkr. Rhön-Grabfeld. Archäologische Informationen 18/1, 1995, S. 113–117; Hans Peter Uenze: Der Hallstattwagen von Großeibstadt. In: Vierrädrige Wagen der Hallstattzeit. Untersuchungen zu Geschichte und Technik. Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 1987, S. 69–75; ein kompletter Nachbau des „Hallstattwagens von Großeibstadt“ findet sich im Archäologischen Museum Bad Königshofen (einem Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München). Vgl. hierzu: P. Haller: Das Vorgeschichtsmuseum im Grabfeldgau. Ein neues Zweigmuseum der Prähistorischen Staatssammlung München. Mitteilungen der Freunde der bayerischen Vor- und Frühgeschichte, 50, 1989.
  2. Hermann Müller-Karpe: Das späthallstattzeitliche Wagengrab von Oberleinach, Ldkr. Würzburg. In: Germania. Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Jahrgang 31, 1953 doi:10.11588/ger.1953.44850; auch abgedruckt in: Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 40–43.
  3. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Auflage 2, 2003, Band 23 S. 69, ISBN 3-11-017535-5
  4. Fredrik Svanberg: Vikingatiden i Skåne. Lund 2000, S. 49.