Bark (Schiffstyp)
Die Bark ist ein Segelschiffstyp mit mindestens drei Masten. An den beiden vorderen Masten trägt die Bark Rahsegel, am letzten Mast dagegen nur Schratsegel.[1] Die Bark war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Hochseefrachtschiff weit verbreitet.
Im Vergleich zu den an allen Masten mit Rahsegeln getakelten Vollschiffen hat die Bark ein deutlich günstigeres Verhältnis zwischen Segelfläche und damit Geschwindigkeit einerseits und der zur sicheren Bedienung notwendigen Größe der Schiffsbesatzung andererseits.
Sprachgebrauch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff „Bark“ benennt einen Dreimaster. Eine Bark mit einer größeren Anzahl an Masten heißt der Anzahl der Masten entsprechend Viermastbark oder Fünfmastbark. Eine zweimastige Variante bezeichnet man dagegen als Schonerbrigg oder Brigantine. Nicht zu verwechseln ist die Bark mit der Barke, insbesondere, da der Plural beider Wörter identisch ist.
Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Dreimastbark heißen die Masten vom Bug zum Heck: Fockmast, Großmast und zuletzt Besanmast. Die Viermastbark hat an dritter Position den Kreuzmast. Bei der Fünfmastbark gibt es verschiedene Systeme:
- Fockmast, Großmast, Mittelmast, Kreuzmast, Besanmast; (z. B. bei der København)
- Fockmast, Großmast, Mittelmast, Achtermast, Besanmast; (z. B. bei der Maria Rickmers).
Bei der Potosi, einem frachtfahrenden Segelschiff der Reederei F. Laeisz, wurde die Bezeichnung Laeisz-Mast für den vierten Mast verwendet. Barken mit mehr als fünf Masten gibt es nicht, wohl aber Schonerbarken.
Entwicklung der Viermastbarken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gab circa 440 Viermastrahsegler in der Welthandelsflotte, von denen um die 130 als Vollschiffe bei Lloyds registriert waren. Ein Großteil davon wurde von Beginn an als Viermastbark geführt, da Lloyds bis 1887 nicht generell zwischen den beiden Viermast-Besegelungsarten unterschied. 40 bis 50 Viermaster fuhren bis zu ihrem Ende als Viermastvollschiffe, die übrigen 390 bis 400 waren Viermastbarken, sei es von Anbeginn an oder als umgebaute Vollschiffe. Acht von ihnen waren aus Holz und fuhren anfänglich ausnahmslos unter US-amerikanischer oder Britisch-Nordamerikanischer beziehungsweise kanadischer Flagge.
Das erste Schiff mit dem Rigg einer Viermastbark lief am 28. Juli 1824 auf der Werft von Charles Wood in Anse-du-Fort (Île d’Orléans) in der kanadischen Provinz Québec vom Stapel. Das auf den Namen Columbus getaufte, 3690 Bruttoregistertonnen (BRT) große Schiff war ein grob gezimmertes (englisch log ship = „Holzschiff“ oder „Klotzschiff“), nicht kalfatertes Holzschiff, das bei Ankunft zerlegt und wie die Ladung (6300 tons) als Bauholz verkauft werden sollte. Entgegen der ursprünglichen Pläne wurde es nach Kanada zurückbeordert und ging verloren.
Inzwischen wurde mit der Baron of Renfrew ein weiteres, deutlich größeres Exemplar gebaut (5250 BRT) und 1825 nach Europa geschickt. Es strandete im Ärmelkanal und zerbrach. Das nächste Exemplar einer Viermastbark war die Great Republic, eine Klipperbark von vorher nicht erreichten 4555 BRT.
Neben einer kleinen hölzernen Viermastbark aus Frankreich, dem einzigen Holzschiff dieses Typs aus Europa, wurden bis in die 1860er Jahre einige Dampfer in Viermastbarken umgebaut. Erst 1874 erfolgte wieder ein Holzneubau einer Viermastbark, der Ocean King. In den darauf folgenden Jahren wurden zunächst eiserne Viermastvollschiffe, dann 1877 die erste eiserne Viermastbark Tweedsdale gebaut. Sie war die kleinste je gebaute Einheit mit diesem Rigg (1460 BRT). Die ersten Eisen- und Stahlschiffe kamen zunächst ausnahmslos von britischen, meist schottischen Werften. Rekordhalter ist Russell & Co. in Port Glasgow und Greenock (Schottland).
1882 wurden die ersten Eisenschiffe dieser Größe in Deutschland gebaut. Die Schiffsgröße stieg von anfänglich unter 2000 BRT auf über 3000 BRT. So waren alle für die Reederei F. Laeisz gebauten Viermastbarken über 3000 BRT groß, bis auf die beiden ersten von knapp unter 3000 BRT. Die größten Exemplare des Typs Viermastbark waren die Brilliant (3765 BRT, 1901) und das fast baugleiche Schwesterschiff Daylight (3756 BRT, 1902). Erstere fuhr als Perkeo auch für F. Laeisz.
Bekannte Barken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dreimastbark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gorch Fock (I), Baujahr 1933, Segelschulschiff, mit ihren Schwesterschiffen
- Eagle, ex Horst Wessel, Baujahr 1936, heute Segelschulschiff der United States Coast Guard
- Sagres, ex Albert Leo Schlageter, Baujahr 1937, heute Segelschulschiff der Marinha Portuguesa
- Mircea, Segelschulschiff der Rumänischen Marine, Baujahr 1938/39
- Gorch Fock (II), Baujahr 1958, Segelschulschiff der Deutschen Marine, Heimathafen: Kiel
- Statsraad Lehmkuhl, 1914 als Segelschulschiff Großherzog Friedrich August gebaut, Heimathafen: Bergen, Norwegen
- Alexander von Humboldt, Heimathafen: Bremerhaven, Deutschland, auf dem Rumpf des Feuerschiffes Reserve Sonderburg (Baujahr 1906) neu aufgebaut
- Rickmer Rickmers, 1896 als Vollschiff gebaut, 1904 nach Kreuzmastbruch zur Bark umgetakelt, war als Sagres portugiesisches Segelschulschiff, heute Museumsschiff in Hamburg, Deutschland
- Seute Deern, Heimathafen: Bremerhaven, Deutschland, ehemaliges Segelschulschiff, ehemaliges Museumsschiff, 2020–2021 abgewrackt
- Alexander von Humboldt II, Baujahr: 2011, Rufzeichen: DDKK2, Segelnummer: TSG 404, Heimathafen: Bremerhaven, betrieben durch die Deutsche Stiftung Sail Training (DSST).[2]
Viermastbark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Omega, 1887 im schottischen Greenock mit Stahlrumpf als Frachtsegler Drumcliff gebaut, ab 1898 als Omega nach Hamburg, ab 1920 Peru, 1958 als letzter Großsegler mit Fracht vor der peruanischen Küste leck und gesunken
- Pamir, Flying P-Liner, 1957 im Hurrikan auf dem Nordatlantik gekentert und gesunken
- Passat, Flying P-Liner, Heimathafen: Travemünde, heute: Museumsschiff
- Peking, Flying P-Liner, Heimathafen: Hamburg, heute: Museumsschiff
- Kruzenshtern, 1926 als frachtfahrendes Schulschiff Padua gebaut, Flying P-Liner, ab 1945 Sowjetunion, ab 1991 Russische Föderation, Heimathafen: Kaliningrad
- Pommern, Flying P-Liner, Museumsschiff in Mariehamn
- Sedov, (russ. СЕДОВ), 1921 als Magdalene Vinnen II gebaut, ab 1945 Sowjetunion, ab 1991 Russische Föderation, Heimathafen: Murmansk
- Sea Cloud, 1931 auf der Krupp Germaniawerft, Kiel, für Marjorie Merriweather Post als private Hochseeyacht (Hochzeitsgeschenk) unter dem Namen Hussar II gebaut.
Fünfmastbark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gab nur sieben Schiffe dieses Typs:
- France, 3784 BRT, 1890 in Glasgow für A.-D. Bordes & Fils gebaut, erste Fünfmastbark, 1901 gesunken
- Maria Rickmers, 3822 BRT, Auxiliarbark, 1891/92 bei Russell & Co., in Glasgow, gebaut, auf der Jungfernheimreise verschollen
- Potosi, 4.027 BRT, Flying P-Liner (F. Laeisz), 1895 gebaut, 1925 nach Brand versenkt
- R. C. Rickmers, 5548 BRT, Auxiliarbark, 1906 gebaut, 1917 unter britischer Flagge versenkt
- France, 5633 BRT, 1911 gebaut, 1922 gestrandet
- København, 3901 BRT, 1921 gebaut, dänisches Auxiliarsegelschulschiff, seit dem 22. Dezember 1928 verschollen
- Golden Horizon, 8784 BRZ, 2021 fertiggestellt, kroatisches Kreuzfahrtschiff nach dem Vorbild der France II
Takelage einer Bark
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1 Vor-Royalstag |
56 Vor-Obermarsrah |
113 Groß-Bramstag |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jens Kusk Jensen: Handbuch der praktischen Seemannschaft auf traditionellen Segelschiffen. Heel, Königswinter 1998, ISBN 3-89365-722-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ulrich Scharnow: Lexikon Seefahrt. 5. Auflage. Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, ISBN 3-344-00190-6, S. 55.
- ↑ Schiff – Alexander von Humboldt II. Abgerufen am 14. April 2021 (deutsch).