Steinkohlensage
Die Steinkohlensage ist die Sage über die Entdeckung der Steinkohle im Ruhrgebiet.[1] Die Sage berichtet, wie ein Hirtenjunge durch Zufall die Steinkohle entdeckt haben soll und so erst den Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet möglich gemacht haben soll.[2] Diese Sage wird immer wieder[3] in unterschiedlicher Form zitiert,[1] wenn über den Anfänge der Entdeckung der Steinkohle erzählt wird.[3]
Inhalt der Sage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Anfang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Held in dieser Sage ist ein Hirtenjunge, der in einem Tal in der Nähe der Stadt Witten Schweine hütete.[4] Da er mit den Schweinen bis spät abends draußen bleiben musste,[5] suchte er nach einer geeigneten Stelle, um sich ein Feuer zu machen.[3] Dabei fand er ein Loch, das zuvor von einer Muttersau gegraben worden war, als sie am Fuß eines Baumes[1] im Boden nach Wurzeln gerüsselt hatte.[2]
Wörtlich heißt es in der Sage:
„Ein Junge der hier einst seine Schweine hütete,
sah sich nach einer geeigneten Stelle um,
wo er Feuer machen könnte.
Er bemerkte, dass ein Mutterschwein (eine Mutte)
am Fuße eines Baumes ein Loch gewühlt hatte,
das ihm als Feuerstelle passend erschien.“[5]
Die Entdeckung der brennenden Steine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem er sich Reisig als Brennmaterial für das Feuer gesucht und passend aufgeschichtet hatte, entzündete er dieses und genoss das wärmende Feuer.[3] Er verließ den Ort am Abend, ohne dass das Feuer erloschen war.[1] Am anderen Morgen machte er eine wundersame Entdeckung, denn das Feuer war noch nicht erloschen.[4] Die Glut hatte sich über Nacht in die schwarze Erde, die die Muttersau Tags zuvor freigelegt hatte, hineingebrannt.[3]
Wörtlich heißt es in der Sage:
„Er trieb die Sau weg und machte Feuer,
das sich merkwürdigerweise lange hielt.
Selbst am Abend, als er seine Schweine eintrieb,
war das Feuer noch nicht erloschen
und am anderen Tag, als er wieder zu der Stelle kam,
fand er zu seiner Verwunderung eine große Glut,
die sich nicht nur durch das Holz, sondern durch schwarze Erde hielt.“[5]
Die Weitergabe der Entdeckung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hirtenjunge erzählt zu Hause seinem Vater von seiner wundersamen Entdeckung.[5] Dieser untersucht den Fundort und begann an der Stelle als Erster im sogenannten Muttental nach Steinkohle zu graben.[4]
Wörtlich heißt es in der Sage:
„Zu Hause erzählte er seinem Vater,
wie er im Walde schwarze Steine gefunden hätte,
die eine viel größere Glut gäben, als das bloße Holz.
Der Vater untersuchte die Stelle,
die nun „Op de Mutte“ genannt wurde
und begann die erste Steinkohle zu fördern.“[5]
Diese Nachricht von den „brennende Steinen“ verbreitete sich vermutlich sehr schnell in der näheren und weiteren Umgebung.[3]
Bewertung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ob sich das Geschilderte wirklich so zugetragen hat, lässt sich heute nicht mit Gewissheit sagen.[2] Auch der Ort der Entdeckung ist nicht eindeutig zuzuordnen, denn diese Sage wird auch in anderen Bergrevieren erzählt.[6] In den Steinkohlenrevieren von Sprockhövel sowie in Essen-Werden oder im Mülheimischen Steinkohlerevier wird diese Geschichte[ANM 1] gerne erzählt. So beansprucht das jeweilige Bergrevier, Ursprung der Steinkohlenentdeckung zu sein.[3] Weiter ruhrabwärts streichen die Kohlenflöze in Essen ebenfalls nach über Tage aus.[2] Auch zeitlich lässt sich diese Geschichte nicht eindeutig dem Beginn des Steinkohlenbergbaus in und um Witten zuordnen.[3] Bekannt ist, dass für den Zeitraum von 1113 bis 1125 über Kohlengruben im Aachener Revier berichtet wird.[7] Für das Ruhrgebiet wird das 12. Jahrhundert als Beginn des Steinkohlenbergbaus datiert, wo vermutlich von Jägern und Hirten nach Steinkohlen gegraben wurde,[ANM 2] um ihre Feuer im Freien zu betreiben.[3]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Walter Gantenberg, Rolf Köhling, Wilhelm Spieker: Kohle und Stahl bestimmten ihr Leben. 1. Auflage. Klartext-Verlag, Essen 2000, ISBN 3-88474-281-7, S. 19.
- ↑ a b c d Günter Streich, Corneel Voigt: Zechen, Dominanten im Revier. Geschichte, Gegenwart, Zukunft. Mit den Revieren Ruhr, Saar, Ibbenbüren, Nobel-Verlag 1999, ISBN 3-922785-58-1, S. 14.
- ↑ a b c d e f g h i Joachim Huske: Der Steinkohlenbergbau im Ruhrrevier von seinen Anfängen bis zum Jahr 2000. 2. Auflage, Regio-Verlag Peter Voß, Werne, 2001, ISBN 3-929158-12-4, S. 9, 10.
- ↑ a b c Wolfgang Viehweger: Spur der Kohle: Europa in Herne und Wanne-Eickel. Frischtexte Verlag, Herne 2000, ISBN 3-933059-03-8; S. 12.
- ↑ a b c d e Wie das Ruhrgebiet entstand und sich entwickelte. In: Gesamtverband Steinkohle e.V. (Hrsg.): Unsere Steinkohle und das Revier, 3. Auflage, Druck B.o.s.s. Druck (Goch), Herne 2010, S. 38, 39.
- ↑ Ralf Volkert, Stadt Witten (Hrsg.): Geschichte des märkischen Steinkohlenbergbaus. Von den Anfängen bis zur Bergrechtsreform 1865. Druck Stadt Witten, Witten 1986, S. 4.
- ↑ Erik Zimmermann: Schwarzes Gold im Tal der Ruhr. Die Geschichte des Werdener Bergbaues, Verlagsgruppe Beleke, Nobel Verlag GmbH, Essen 1999, ISBN 3-922785-57-3, S. 7.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Georg Theodor Grässe: Die Entdeckung des Potschappeler Steinkohlenlagers. in: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1, Schönfeld, Dresden 1874, S. 239–240
- Louis Oeser (Hrsg.): Der Zwickauer Steinkohlenbau. in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Louis Oeser, Neusalza 1856. S. 101–112
- Pädagogisches Kreiskabinett Zwickau-Stadt (Hrsg.): Ein Hirtenknabe findet die Steinkohle auf. in: Sagen aus dem Kreis Zwickau (= Heimatkundliche Lesebogen für den Stadt- und Landkreis Zwickau, Heft 1) Zwickau 1957. S. 14–15
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Wahrheitsgehalt dieser Sage kann aufgrund dieser vielen Örtlichkeiten, an denen sie sich zugetragen haben soll, bezweifelt werden. (Quelle: Ralf Volkert, Stadt Witten (Hrsg.): Geschichte des märkischen Steinkohlenbergbaus.)
- ↑ Es gibt auch andere Quellen (z. B. Spethmann), wonach die Steinkohle von Bergleuten aus dem Harz, die im 12. Jahrhundert ihre Heimat wegen der Pest verlassen hatten, im Ruhrgebiet gefunden wurde. (Quelle: Joachim Huske: Der Steinkohlenbergbau im Ruhrrevier von seinen Anfängen bis zum Jahr 2000.)