St. Martin (Ypern)

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St. Martin (Ypern)

Die römisch-katholische Kirche St. Martin (niederländisch Sint-Maartenskerk), allgemein bekannt als St. Martinskathedrale, ist eine Kirche in der belgischen Stadt Ypern (niederländisch Ieper). Diese Kirche war die Kathedrale der ehemaligen Diözese Ypern, die von 1561 bis 1801 bestand.[1] Sie gehört zur Pastorale Eenheid O.L.V.-van-Vrede Regio Ieper im Bistum Brügge und steht als flämisches Kulturerbe unter Denkmalschutz.[2]

Zerstörte Kathedrale von Ypern
Innenansicht
Seitenfassade der St. Martinskirche

Ursprünglich stand an dieser Stelle eine romanische Kirche, wahrscheinlich aus dem 10. oder 11. Jahrhundert. Im achten Jahrhundert entstand die Diözese Terwaan (heute Thérouanne, an der Lys und südlich von Saint-Omer). Kaiser Karl V. zerstörte die Abteien von Terwaan, weil die Äbte dem französischen König gegenüber zu loyal waren. 1561 wurde die Diözese Terwaan in drei Diözesen aufgelöst: Boulogne-sur-Mer, St.-Omer und Ypern. Die Kirche des St.-Martinsklosters (Regularkanoniker von St.-Augustinus) wurde dann zur Kathedrale erhoben. Cornelius Jansenius ist der bekannteste Bischof der Diözese Ypern gewesen. Durch das Konkordat zwischen Napoleon Bonaparte und Papst Pius VII. von 1801 wurde das Bistum Ypern aufgehoben und die Pfarreien gehörten fortan zum Bistum Gent. Im Jahr 1833 wurde die Diözese Brügge wiedererrichtet, zu der Ypern seitdem gehört.

Die Martinskirche wurde im Ersten Weltkrieg völlig zerstört und danach wieder aufgebaut (1922–1930).[3] Die Fotos der zerstörten Tuchhallen und der Kirche St. Martin von Ypern wurden zum Sinnbild für die Schrecken der neuzeitlichen Kriege.

Architektur und Ausstattung

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Das Bauwerk ist eine kreuzförmige gotische Basilika mit Querschiff, mit polygonalem, zweizonigem Chorschluss im Hauptschiff und flankierenden Kapellen in den Seitenschiffen (ähnlich wie bei St. Yved in Braine).

Im 102 Meter hohen Turm hängt ein sechsstimmiges Glockengeläut.[4]

Glocke Name Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser Masse Schlagton
1 Martinus 1928 Marcel Michiels Jr., Doornik 1665 mm 2970 kg
2 Onze-Lieve-Vrouw van Thuyne 1930 Slégers-Causard, Tellin 1473 mm 2150 kg cis′
3 Andreas 1930 Slégers-Causard, Tellin 1320 mm 1524 kg dis′
4 Jan van Waasten 1930 Slégers-Causard, Tellin 1236 mm 1228 kg e′
5 Margaretha van Ieper 1929 Marcel Michiels Jr., Doornik 1074 mm 0875 kg g′
6 Angelusglocke 1911 Omer Michaux, Leuven es″


Belagerung von Ypern

Mehr als zwanzig Gemälde hängen in der Kirche. Das bekannteste ist eine große Leinwand von Joris Liebaert aus dem Jahr 1657 über die Belagerung von Ypern (1383). Es gibt auch Arbeiten von:

  • Jozef Beke (Der Tod der Maria, 1768)
  • Joseph-Benoît Suvée (drei Gemälde von 1772–1777)
  • Matthijs De Visch: Jesus und die Samariterin
  • Victor Boucquet: Maria, Königin der Jungfrauen
  • Niklaas van de Velde (Heilige Familie in der St. Anna-Kirche, Taufe von Chlodwig und Kreuztragung)
  • Ernest Wante (Das letzte Abendmahl, 1931)

Unter den Skulpturen fallen besonders die Grabdenkmäler auf, vor allem die der Ypern-Bischöfe aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Grabstätte von Jansenius († 1638) im zweiten Chorjoch ist bescheiden mit einem namenlosen Fußbodenstein gekennzeichnet, der das Jahr seines Todes angibt. Louise de Laye († 1506), Witwe des Kanzlers William Hugonet, hat ein Grab aus schwarzem Marmor. Für das Grabmal des Dekans Camille Delaere, der während des Ersten Weltkriegs rettete, was zu retten war, wurden Skulpturen von Artus Quellinus dem Jüngeren aus dem 17. Jahrhundert verwendet. Auch Robrecht III. von Bethune ist in der Kirche begraben.

Orgel von St. Martin

Die nachromantische Orgel von 1931 ist ein Werk von Jules Anneessens mit 43 Registern auf drei Manualen und Pedal. Sie wurde 2021/22 von Paul Andriessen und Stefan Claessens nach Originalvorgabe restauriert und am 16. September 2022 mit einem Konzert wieder in Betrieb genommen.[5]

Eine neue Orgel war notwendig geworden, da mit der Zerstörung der Kirche im Jahr 1914 auch deren Orgel unterging. Das war ein Instrument von Pieter Van Peteghem aus dem Jahr 1832 mit 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal.[6]

Commons: St. Martin (Ypern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. J. Termote: De Sint-Maartenskerk en de vroegste stadsontwikkeling van Ieper, - Masure D. De Lille K., De Sint-Maartenskathedraal te Ieper, 60 jaar kerkwijding 1930–1990, Ieper 1990, S. 81–94.
  2. Flämisches Kulturerbe ID 30539
  3. De route "Via Yprensis" vanuit Nieuwpoort, De Zusters van O.L.V.-ten-Bunderen
  4. youtube.com: Ieper, Sint-Maartenskathedraal, klokken
  5. Informationen zur Orgel auf orgbase.nl. Abgerufen am 29. Januar 2021.; hier auch die Disposition
  6. Orgel Databank: Ieper, België (West-Vlaanderen) - Sint Maartenkathedraal, Ehemalige Orgel

Koordinaten: 50° 51′ 6,5″ N, 2° 53′ 6″ O