Simone Badier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Simone Badier (geboren als Simone Marie Thérèse Levasseur am 5. Juni 1936 in Bar-le-Duc, Département Meuse, Frankreich; gestorben am 18. März 2022 in Chamonix)[1] war eine der führenden Bergsteigerinnen und Kletterinnen in den 1960er und 1970er Jahren.

Ausbildung und Beruf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Simone Badier studierte theoretische Kernphysik und wurde 1966 mit einer Arbeit zu schwachen Wechselwirkungen und inneren Symmetriegruppen an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Orsay in Kernphysik promoviert. In der Folge wurde sie an der Universität von Amiens zur Professorin berufen, wo sie bis zu ihrer Emeritierung in 2008 blieb.[2]

Alpinistische Karriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Klettern kam sie im Wald von Fontainebleau[3] und in Saussois in Berührung, dies hat sie so begeistert, dass sie ab 1964 auch in den Alpen zum Klettern ging. Es folgten zahlreiche Begehungen z. B. in den Dolomiten und in mehreren Gebirgen der Voralpen, wie im Vercors und der Chartreuse.[4] Mitte der 1960er Jahre galt ihr Interesse den großen Touren der Alpen, wie etwa die Hasse-Brandler an den Drei Zinnen (Dolomiten). Ein Jahrzehnt später wandte sie sich dem klassischen Alpinismus zu und wiederholte im Mont-Blanc-Gebiet viele von den großen Touren wie den Bonattipfeiler, den Freneypfeiler oder die Südwand der Aiguille du Fou,[5] die nach ihrer Erstbegehung als die schwierigste Kletterroute der Alpen galt.[6]

Bei allen ihren Besteigungen führte sie oder wurde die Führung überschlagend ausgeführt. Überschlagend heißt, dass sich die Seilpartner in der Führung abwechseln. So z. B. bestieg Badier 1969 die Philipp-Flamm in der Civetta als Seilerste; diese Route war berüchtigt als eine der schwierigsten Routen in den Dolomiten.[7] Sie wurde von Vittorio Varale (bekannter Alpinjournalist seiner Zeit) dabei beobachtet, als sie diese sehr schnell bewältigte. Bei der Rückkehr auf der Hütte wurde die Seilschaft darauf von Varale angesprochen, ob sie die Jacken gewechselt hätten – er konnte kaum glauben, dass Badier die Führung übernommen hatte.[6]

Badier war zu Beginn der 1970er Jahre eine der aktivsten Frauen im südfranzösischen Top-Klettergebiet Verdonschlucht.[8] 1976 bereiste sie die USA und kletterte zusammen mit Jean-Claude Droyer die Route The Nose am El Capitan im Yosemite-Nationalpark.[6] Sie nahm auch an Expeditionen in Peru, am Karakorum, am Ahaggar und Aïr teil.[4]

Bedeutung im Alpinismus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Reinhold Messner war Badier eine der führenden Frauen im Alpinismus, die Touren in den obersten Schwierigkeitsgraden nicht nur meisterte, sondern führte und auch als Führungspersönlichkeit die gesamte Seilschaft dominierte. Ihre Tourenliste ist ebenbürtig mit allen führenden männlichen Vertretern des Alpinismus zu ihrer Zeit.[9] Serge Mouraret konstatierte, dass Badier eine der führenden Bergsteigerinnen des 20. Jahrhunderts war.

In ihrem Buch schrieb Badier, dass sie in den Bergen das Leben zu lieben gelernt habe und nirgendwo sonst so große Freude verspüren könne.[6] Die angesichts ihrer Bedeutung relativ geringe öffentliche Wahrnehmung „Momones“, wie sie auch genannt wurde, erklärt Claude Gardien in seinem Nachruf damit, dass sie eine Amateurin im eigentlichen Sinne gewesen sei: Es sei ihr egal gewesen, dass sie eine der wichtigsten Persönlichkeiten des weiblichen Klettersports war. Sie wollte einfach nur Alpinistin und Physikerin sein, ohne dafür bekannt zu sein.[6]

Wesentliche Besteigungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Contribution à l'étude des interactions faibles et des groupes de symétrie interne. Université Paris-Sud, Paris 1966, OCLC 486347912 (französisch, 195 S., online – Thèse. Sc. phys. Orsay. 1966. N° 168).
  • La Dame de Pic. Éditions Guérin, Chamonix 2008, ISBN 978-2-35221-027-6 (französisch).
  • Gérard Bordes: Grande Encyclopédie de la montagne. Band 1. Éditions Atlas, Paris 1976.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. matchID – Moteur de recherche des décès. Abgerufen am 19. November 2022 (französisch).
  2. Bibliothèque Nationale de France: Simone Badier, abgerufen am 31. Oktober 2022 (französisch).
  3. A tribute to Simone Badier, the great french alpinist. In: Alpine Mag – International Magazine. 7. Juni 2022, abgerufen am 22. Oktober 2022 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j k Grande Encyclopédie de la montagne. Band 1. Éditions Atlas, Paris 1976, Simone Badier, S. 295 (französisch).
  5. Caroline Fink: Erste am Seil: Pionierinnen in Fels und Eis. Wenn Frauen in den Bergen ihren eigenen Weg gehen. Tyrolia, Innsbruck 2013, ISBN 978-3-7022-3252-8, S. 152.
  6. a b c d e Claude Gardien: Remembering Simone Badier, the great French alpinist. 30. Mai 2022, abgerufen am 23. Oktober 2022 (englisch, Nachruf).
  7. Frauen voraus. Neue Zürcher Zeitung, 6. März 2015, abgerufen am 22. Oktober 2022.
  8. B.Gorgeon, D.Taupin, S.Hermant: Grimper au Verdon. 1. Auflage. Lei Lagramusas, La Palud 28. April 1995, S. 31.
  9. Reinhold Messner, Domenico Rudatis, Vittorio Varale: Die Extremen: 5 Jahrzehnte 6. Grad. Vollst. Textausg. Droemer Knaur, München, Zürich 1981, ISBN 3-426-03651-7, S. 134 (Lizenzausg. d. BLV-Verlagsges., München).