Western Hemisphere Institute for Security Cooperation

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Western Hemisphere Institute for Security Cooperation
– WHINSEC –


Emblem des WHINSEC
Aufstellung 1946
Staat Vereinigte Staaten von Amerika
Streitkräfte Streitkräfte der Vereinigten Staaten
Teilstreitkraft United States Army
Truppengattung Heer
Typ Heeresschule
Stärke 215
Unterstellung Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten
Standort Columbus (Georgia)
Ehemalige Standorte Panama-Kanalzone
Motto Libertad, Paz y Fraternidad (Freiheit, Frieden und Brüderlichkeit)
Website www.benning.army.mil
Commandant
Kommandeur Colonel Glenn R. Huber Jr.

Das Western Hemisphere Institute for Security Cooperation, kurz WHINSEC, 1946 bis 2001 School of the Americas, kurz SOA, ursprünglich Escuela de las Américas, ist ein Trainingscamp der US Army in Fort Moore in Columbus (Georgia), USA. Das Trainingscamp und seine 1946 gegründete Vorgängerinstitution Escuela de las Américas wurden von mehr als 60.000 lateinamerikanischen Militärs durchlaufen. Bis 1984 befand es sich in der Panamakanalzone. Die Schule steht in Verbindung mit den schmutzigen Kriegen US-gestützter südamerikanischer Militärdiktaturen und der damit einhergehenden Unterdrückung breiter Bevölkerungsschichten vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren.

Die aufgegebenen Gebäude der Escuela de las Américas in der Kanalzone Panamas

Die School of the Americas wurde 1946 unter dem Namen Latin American Training Center – Ground Division (Lateinamerikanisches Trainingscenter) in der exterritorialen Kanalzone Panamas eingerichtet. Ihre Aufgabe war es, während des Konflikts um den Panamakanal die US-amerikanischen Interessen in Mittel- und Südamerika durch militärische Ausbildung lateinamerikanischer Militärs und Militärberater zu festigen. Während des Kalten Kriegs verlagerte sich der Aufgabenschwerpunkt dahingehend, dass die Ausbreitung des Kommunismus in Lateinamerika verhindert werden sollte (Domino-Theorie). Nach dem Panamakanal-Vertrag von 1977 und auf Druck der panamaischen Regierung wurde der Standort 1984 in der exterritorialen Kanalzone aufgegeben und nach Fort Benning verlagert. Das Ausbildungslager wurde in das Army Training and Doctrine Command eingegliedert, dem obersten Ausbildungs- und Schulungskommando der Army. Das WHINSEC erhält jährlich ein Budget von ca. zehn Millionen US-Dollar.

Unter Präsident Ronald Reagan wurde der Schulbetrieb ab 1984 ausgeweitet (Reagan-Doktrin). Im Jahr 2000 wurde die bisherige School of the Americas auf Beschluss des Kongresses geschlossen. Im Januar 2001 wurde aufgrund eines von Präsident Bill Clinton unterschriebenen Gesetzes an gleicher Stelle das WHINSEC als Nachfolgeinstitution in seiner heutigen Form eröffnet. Auf dem Lehrplan befindet sich seitdem auch das Fach Menschenrechtskunde. Ein neues Gremium, das per Gesetz mit der Gründung der WHINSEC gebildet wurde, ist das 14-köpfige Beratungskomitee mit dem Namen Board of Visitors, das seitdem mit der unabhängigen Überprüfung, Beobachtung und Empfehlungen zu den Aktivitäten der Ausbildungsstätte beauftragt ist. Das Komitee, dem außer Repräsentanten des Kongresses und der Regierung auch jeweils vom Verteidigungsminister benannte Vertreter der Bereiche Religion, Menschenrechte, Wissenschaft und Wirtschaft angehören, überprüft unter anderem sowohl Unterrichtsinhalte und -formen als auch deren Übereinstimmung mit Recht und Gesetz sowie mit den Zielen der US-Politik.[1]

Im Durchschnitt durchlaufen jährlich 1500 Studenten die Ausbildungsstätte.[2]

Nach Venezuela (2004) haben 2006 auch Argentinien, Uruguay und Bolivien angekündigt, keine Rekruten mehr in das Ausbildungslager zu schicken. Venezuelas Staatspräsident Hugo Chávez kündigte jede Zusammenarbeit mit dem Ausbildungslager auf. 2002 hatten Absolventen des Ausbildungslagers gegen ihn geputscht.

Die School of the Americas wurde von Menschenrechtsorganisationen wegen der Ausbildung vorwiegend rechts gerichteter Militärs und Paramilitärs auch in Foltertechniken und der massiven Unterstützung rechtsgerichteter Militärdiktaturen in Lateinamerika kritisiert. Viele der Absolventen waren später maßgeblich an so genannten schmutzigen Kriegen in ihren Heimatländern beteiligt.

Zu den Absolventen gehören lateinamerikanische Soldaten, Offiziere und spätere Junta-Generäle wie Leopoldo Galtieri, Roberto Viola, der bolivianische Diktator Hugo Banzer Suárez, der panamaische General, Ex-CIA-Mitarbeiter und Rauschgifthändler Manuel Noriega sowie der peruanische Geheimdienstmitarbeiter Vladimiro Montesinos, weiter Efraín Ríos Montt, Guillermo Rodríguez Lara und Omar Torrijos. Auch Roberto D’Aubuisson, der Auftraggeber des Mordes an Oscar Romero, dem Erzbischof von San Salvador, wurde in der SOA ausgebildet. Weil zahlreiche an Putschversuchen gegen lateinamerikanische Regierungen beteiligte Militärs Absolventen der Ausbildungsstätte waren, wurde sie auch als „Putschistenschule“ bezeichnet. „Zu ihren Absolventen zählen die meisten der schlimmsten Folterknechte in Lateinamerika“, sagte der ehemalige CIA-Agent Philip Agee 1999.

1996 wurden Ergebnisse einer internen Untersuchung des Verteidigungsministeriums von 1992 veröffentlicht, wonach von der School of the Americas zwischen 1982 und 1991 genutzte Geheimdiensthandbücher Anleitungen zu Folter, Hinrichtungen, Erpressung und andere Zwangsmethoden im Kampf gegen Aufständische enthielten. Das Verteidigungsministerium äußerte damals gleichzeitig, die Unterrichtsmaterialien seien infolge der Untersuchung geändert worden und die Kurse enthielten seitdem verpflichtende Aufklärung in Menschenrechtsfragen.[3]

Auch im US-Kongress wurde die School of the Americas kritisiert. So meinte der Abgeordnete im Repräsentantenhaus Joe Moakley (Demokratische Partei/Massachusetts), der führende Kritiker im Kongress Ende der 1990er-Jahre,[4] die Schule habe „einige der brutalsten Mörder, einige der grausamsten Diktatoren und einige der schlimmsten Verletzer von Menschenrechten“ hervorgebracht, die die westliche Welt je gesehen habe.[5] Ein weiterer Befürworter der Schließung der SOA war der Abgeordnete Joseph Kennedy (Demokratische Partei/Massachusetts).[3] Für die Schließung des 2001 neu eröffneten WHINSEC setzte sich auch der Abgeordnete Jim McGovern (Demokratische Partei/Massachusetts) ein, der wiederholt Gesetzesinitiativen zur Beendigung der Aktivitäten der Ausbildungsstätte einbrachte.[6]

Die amerikanische Punk-Band Anti-Flag veröffentlichte 2004 ein Lied mit dem Titel The School of Assassins als Teil des Albums Rock Against Bush.

Organisation „School of the Americas Watch“

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Seit 1980, als Schwestern seines damaligen Ordens in El Salvador von Soldaten ermordet wurden, widmet sich der ehemalige katholische Priester, Menschenrechtler und Vietnam-Veteran Roy Bourgeois schwerpunktmäßig der Kritik an der Ausbildung lateinamerikanischer Militärs durch die USA.[7] Er nennt die School of the Americas, zu deren Absolventen die Befehlshaber der Täter von 1980 gehören, eine „Schule der Mörder“.[5] Er gründete 1990 die Organisation School of the Americas Watch (SOAW), die die dauerhafte Schließung der Einrichtung fordert und seitdem alljährlich im November Demonstrationen vor dem Militärlager Fort Benning organisiert, wo sich das Ausbildungslager heute befindet. 2005, in dem Jahr, in dem SOAW-Gründer Bourgeois für sein Engagement mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet wurde, sollen 19.000 Personen an der Protestdemonstration teilgenommen haben. Im November 2013 kamen noch rund 1.750 Teilnehmer.[8] Das Datum der Demonstration (um den 16. November) erinnert an das Massaker in der salvadorianischen Universidad Centroamericana von 1989.

In Südamerika wurden vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren fast alle Staaten längere Zeit von politisch rechtsgerichteten, von den USA unterstützten Militärdiktaturen regiert. Diese unterdrückten fast durchweg mit Gewalt die meist links stehende Opposition in so genannten Schmutzigen Kriegen. Den USA wird teilweise vorgeworfen, massive Menschenrechtsverletzungen durch die School of the Americas und ihre Beteiligung an der Operation Condor und andere Maßnahmen gefördert zu haben.[9][10][11]

Zu den bekanntesten Absolventen der Schule gehören:

Staat Beispiele
Argentinien Argentinien Emilio Massera[12], Leopoldo Galtieri[13], Roberto Eduardo Viola[14]
Bolivien Bolivien Hugo Banzer Suárez[15]
Chile Chile Manuel Contreras[16][17] Augusto Pinochet[18]
El Salvador El Salvador Roberto D’Aubuisson[19]
Gambia Gambia Yahya Jammeh
Guatemala Guatemala Marco Antonio Yon Sosa[20]
Efraín Ríos Montt[21]
Otto Pérez Molina[22]
Panama Panama Manuel Noriega[19]
Peru Peru Juan Velasco Alvarado[23]
Venezuela Venezuela Vladimir Padrino López
  • Lesley Gill: The School of the Americas. Military training and Political violence in the Americas. Duke University Press, Durham NC/London 2004, ISBN 0-8223-3392-9 (Studie einer Anthropologin)
  • James Hodge, Linda Cooper: Disturbing the Peace. The Story of Father Roy Bourgeois and the Movement to Close the School of the Americas. Orbis Books, Maryknoll NY 2004, ISBN 1-57075-434-9.
  • Jack Nelson-Pallmeyer: School of Assassins. The Case for Closing the School of the Americas and for Fundamentally Changing U.S. Foreign Policy. 2nd printing. Orbis Books, Maryknoll NY 1997, ISBN 1-57075-134-X.

Einzelnachweise

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  1. WHINSEC Board of Visitors. auf der offiziellen Webseite der WHINSEC, abgerufen am 26. November 2013 (englisch)
  2. FAQ auf der offiziellen Webseite der WHINSEC, abgerufen am 26. November 2013 (englisch)
  3. a b Dana Priest: U.S. Instructed Latins on Executions, Torture. (Memento vom 7. Januar 2014 im Internet Archive) In: Washington Post vom 21. September 1996, abgerufen von der SOAW-Webseite am 26. November 2013 (englisch)
  4. Controversial 'School of the Americas’ Closes. In: ABC News vom 15. Dezember 2000, abgerufen am 26. November 2013 (englisch)
  5. a b Christoph Schult: Militärschule Fort Benning: Terrortraining im Auftrag der US-Regierung. Spiegel Online, 5. November 2001
  6. Congressman McGovern’s statements on limiting funding for the Western Hemisphere Institute for Security Cooperation. (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive) Auf der offiziellen Webseite Jim McGoverns vom 23. Juli 2007, abgerufen am 26. November 2013 (englisch)
  7. Benedikt Kaleß: Roy Bourgeois (USA) und Hanne Hiob † – Aachener Friedenspreis. 19. November 2015, abgerufen am 22. Juni 2023 (deutsch).
  8. Crowd of 1,750 calls for closing institute at Fort Benning. In: Ledger-Enquirer vom 23. November 2013, abgerufen am 26. November 2013 (englisch)
  9. Christopher Hitchens: The Case Against Henry Kissinger. In: Harper’s Magazine. Februar 2001, S. 37 (icai-online.org (Memento vom 2. Februar 2012 im Internet Archive) [PDF; 295 kB]).
  10. National Security Archive: Chile: 16,000 Secret Documents Declassified. CIA Forced to Release Hundreds of Records of Covert Operations, 13. November 2000
  11. Telegramm des US-Botschafters in Panama zur Nutzung von US-Einrichtungen durch Condor-Agenten (PDF; 48 kB), 20. Oktober 1978, Quelle: George Washington University
  12. [Christine Legrand: Emilio Massera. Le Monde, 12. November 2010, S. 23]
  13. Artikel im Daily Telegraph (englisch)
  14. Artikel in der New York Times (englisch)
  15. Artikel im Telegraph (englisch)
  16. "CIA Activities in Chile", nachgewiesen in freigegebenen CIA-Dokumenten, veröffentlicht vom National Security Archive am 24. Mai 2007
  17. Christopher Marquis: C.I.A. Says Chilean General in '76 Bombing Was Informer, New York Times, 19. September 2000
  18. DER SPIEGEL Dokument des Grauens, abgerufen am 13. April 2020
  19. a b The New York Times (englisch)
  20. The New Strategy. In: Time Magazine. 23. April 1965
  21. Artikel Huffingtonpost (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) (englisch)
  22. SOA Grads. SOA Watch, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. September 2012; abgerufen am 12. August 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.soaw.org
  23. http://www.soaw.org/about-us/faq