Südirland

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Südirland[1] (irisch Deisceart Éireann, englisch Southern Ireland) war die offizielle Bezeichnung des Staates, der durch den Government of Ireland Act 1920 geschaffen wurde und der 26 von 32 irischen Grafschaften umfasste. Die legislative Gewalt des Staates war das südirische Parlament. Das Gesetz teilte die Insel formell in Nordirland und Südirland. Beide Länder bekamen ein Parlament mit Zweikammersystem und eine getrennte Exekutive. Zwei Verbindungen gab es jedoch: den Lord Lieutenant of Ireland als Repräsentanten des Königs in beiden Ländern und den sogenannten Council of Ireland, ein politisches Organ, das die Abstimmung zwischen den beiden Regierungen übernahm, und das, so wurde es den irischen Nationalisten versprochen, den Anfang eines gesamtirischen Parlaments darstellen sollte.

Der Government of Ireland Act, auch als 4. Home Rule Bill bekannt, war dazu gedacht, eine Lösung für das Problem zu finden, das seit den 1880er Jahren die irische Politik beschäftigte: der Streit zwischen Unionisten und Nationalisten. Nationalisten strebten seit Jahrzehnten eine Form der Home Rule an, da sie Irland ohne eine britische Herrschaft erleben wollten. Unionisten hatten hingegen Angst, dass eine nationalistische Regierung in Dublin diskriminierend gegenüber Protestanten handeln und Steuern einführen würde, die sich hauptsächlich gegen die landwirtschaftlich geprägten Grafschaften im Nordosten richten. Extremistische Unionisten importierten daraufhin frühzeitig Waffen aus dem Deutschen Reich und gründeten die Ulster Volunteer Force, um die Durchsetzung der Home Rule in Ulster zu verhindern. Im Gegenzug importierten Nationalisten ebenfalls Waffen und gründeten 1913 die Irish Volunteers. Die endgültige Teilung durch den Government of Ireland Act sollte ursprünglich lediglich ein Übergangszustand sein.

In der Realität hingegen wurde Südirland niemals funktionierender Alltag – im Gegensatz zu Nordirland, wo sich ein arbeitendes Parlament bildete, das in dieser Form bis 1972 Bestand hatte. Die erste Wahl zum südirischen Unterhaus im Jahr 1921 wurde von Sinn Féin als Wahl zum Parlament der revolutionären Irischen Republik angesehen, die 1916 einseitig ausgerufen, aber nie anerkannt wurde. Sinn Féin gewann 124 von 128 Stimmen, doch bei der ersten Versammlung des südirischen Parlaments im Juni 1921 erschienen lediglich die vier gewählten Unionisten (die gewählten Sinn-Féin-Mitglieder versammelten sich stattdessen als Second Dáil), so dass von einer südirischen Regierung nicht gesprochen werden konnte.

Erst im Januar 1922 bekam das südirische Unterhaus eine tragende Rolle. Da in der britischen Politik das revolutionäre Parlament niemals anerkannt wurde, blieb in den Augen der Briten das südirische Unterhaus das einzig legale. Als 1921 der Anglo-Irische Vertrag geschaffen wurde, stellte sich die Frage, welche der beiden Staatsgewalten (südirisches Unterhaus oder das revolutionäre Parlament des Second Dáil) diesem Vertrag von irischer Seite zustimmen musste. Da keine Seite nachgeben wollte, wurde der Vertrag letztendlich von beiden Gremien (deren personelle Zusammensetzung nahezu identisch war) anerkannt.

Südirland war – rückblickend betrachtet – lediglich auf dem Papier ein eigener Staat, der im Schatten der revolutionären Irischen Republik stand und infolge des Anglo-Irischen Vertrags im Dezember 1922 im Irischen Freistaat aufging. Andererseits gilt der Mitverhandler bei der Schließung des Vertrags und darauffolgende Vorsitzende der provisorischen Regierung von Südirland, Michael Collins, als bedeutende Figur der irischen Unabhängigkeit.

  1. Die Bezeichnung Südirland wird manchmal als inoffizieller Name für die irische Republik oder den frühen irischen Freistaat verwendet – vor allem in der englischen Medienlandschaft. Dies sollte nicht mit der Bezeichnung dieses Staates verwechselt werden. Vor allem die IRA will somit einen Gegensatz zu Nordirland aufzeigen und die Teilung der Insel anklagen. Offiziell wird Südirland aber seit 1922 nicht mehr verwendet.