Roquesit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Roquesit
Roquesit (grau), als Einschluss in Bornit aus der Typlokalität Charrier, Frankreich
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1962-001[1]

IMA-Symbol

Ro[2]

Chemische Formel CuInS2
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.03
II/C.03-040

2.CB.10a
02.09.01.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-skalenoedrisch; 42m[3]
Raumgruppe I42d (Nr. 122)Vorlage:Raumgruppe/122[4]
Gitterparameter a = 5,51 Å; c = 11,05 Å[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert (VHN25: 259 bis 274 kg/mm2)[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: [4,78][5]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe bläulichgrau
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Roquesit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der Zusammensetzung CuInS2 und ist damit chemisch gesehen ein Kupfer-Indium-Sulfid.

Roquesit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur mikroskopisch kleine Kristalle bis etwa 0,3 Millimeter Durchmesser von bläulichgrauer Farbe und metallischem Glanz, die meist in Form von Einschlüssen in anderen Sulfiden gefunden werden.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Roquesit in der Grube „Charrier“ bei Laprugne im französischen Département Allier und beschrieben 1963 durch P. Picot und R. Pierrot, die das Mineral nach dem französischen Geologen Maurice Roques (1911–1997) benannten.

Typmaterial des Minerals wurde in der Mines ParisTech (auch École des mines de Paris, englisch National School of Mines) in Paris und im Natural History Museum in London (Register-Nr. 1965,302) hinterlegt.[5]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Roquesit zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo er zusammen mit Chalkopyrit, Eskebornit, Gallit, Laforêtit und Lenait die „Chalkopyrit-Gruppe“ mit der System-Nr. II/C.03 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Roquesit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zink (Zn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) usw.“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Chalkopyrit, Eskebornit, Gallit, Laforêtit und Lenait die „Chalkopyrit-Gruppe“ mit der System-Nr. 2.CB.10a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Roquesit in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein und dort in die „Chalkopyritgruppe“ mit der System-Nr. 02.09.01 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Selenide und Telluride – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m n):p=1:1“ zu finden.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roquesit kristallisiert isotyp mit Chalkopyrit im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe I42d (Raumgruppen-Nr. 122)Vorlage:Raumgruppe/122 mit den Gitterparametern a = 5,51 Å und c = 11,05 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roquesit bildet sich hydrothermal in zink, wolfram-, bismut- und molybdänhaltigen, hochgradig metamorph umgewandelten Gesteinen. Als Begleitminerale treten unter anderem Arsenopyrit, gediegen Bismut, Bornit, Chalkopyrit, Covellin, Cubanit, Emplektit, Ferberit, Kassiterit, Löllingit, Magnetit, Pyrit, Sphalerit, Stannoidit, Tetraedrit und Wittichenit.[5]

Als seltene Mineralbildung konnte Roquesit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 30 Fundorte als bekannt gelten.[6] Neben seiner Typlokalität Grube „Charrier“ bei Laprugne (Auvergne) trat das Mineral in Frankreich noch bei La Telhaie im Département Morbihan (Bretagne), in der Kupfer-Lagerstätte bei Vaulry im Département Haute-Vienne und in der Grube „Les Clochettes“ bei Villar-d’Arêne im Département Hautes-Alpes auf.

Im deutsch-tschechischen Grenzgebiet Sachsen/Böhmen fand sich Roquesit bei Cínovec (deutsch Zinnwald) im Erzgebirge.

Weitere Fundorte liegen unter anderem bei San Vicente (Potosí) in Bolivien, in der brasilianischen Gemeinde Monte Alegre de Goiás, bei Bhiwani im indischen Bundesstaat Haryana, in der Grube „Toyoha“ bei Sapporo auf Hokkaidō und an mehreren Orten auf Honshū in Japan, in den Gruben „Mount Pleasant“ im Charlotte County (New Brunswick) und „Kidd Creek“ bei Timmins (Ontario) in Kanada, auf den Inseln Iturup und Kunaschir sowie bei Perwomaiski (Tscheljabinsk) im Ural in Russland, bei Gåsborn und Långban in Schweden, bei Gemerská Poloma in der Slowakei, bei Ulsan in Südkorea, bei Březové Hory (deutsch Birkenberg), Příbram in Tschechien, bei der zu St Just in Penwith (England) gehörenden Grube „Pendeen“ im Vereinigten Königreich und bei Pyramid im Washoe County im US-Bundesstaat Nevada.[7]

Roquesit hat außer als Mineralprobe keine technische Bedeutung. Zur Gewinnung des ansonsten sehr wertvollen Indiums kommt es zu selten vor.

  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 432 (Erstausgabe: 1891).
  • J. K. Sutherland, R. S. Boorman: 'A new occurrence of Roquesite at Mount Pleasant, New Brunswick. In: American Mineralogist. Band 54, 1969, S. 1202–1203 (minsocam.org [PDF; 123 kB]).
Commons: Roquesite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Webmineral – Roquesite
  4. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 77.
  5. a b c d John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Roquesite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 62,3 kB)
  6. Mindat – Anzahl der Fundorte für Roquesit
  7. Mindat – Roquesite