Richard Aßmann (Betriebsrat)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Porträtbüste Richard Aßmanns von Wolfgang Eckardt (1978) in Graal-Müritz

Richard Julius Karl Aßmann (* 16. Dezember 1875 in Berlin; † 20. Juni 1933 in Berlin-Köpenick) war ein von den Nationalsozialisten ermordeter deutscher sozialdemokratischer Arbeiterfunktionär.

Gedenktafel am Haus Aßmannstraße 46, in Berlin-Friedrichshagen

Der Angestellte Richard Aßmann war Mitglied der SPD. In den Jahren der Weimarer Republik wurde er von den Angestellten der AOK Berlin zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Aufgrund seiner Hitler-kritischen und antifaschistischen Haltung als Kreisleiter des Reichsbanners wurde er von der SA am 20. Juni 1933 aus der Straßenbahn gezerrt, in einem SA-Lokal gefoltert und ermordet. Er gilt damit als erstes Opfer der Köpenicker Blutwoche. Einer seiner Mörder war Fritz Liebenhagen, wie ein Prozess im Jahr 1950 zeigte.[1] Sein Leichnam wurde am 11. Juli 1933 an der Dahme gefunden.[2][3][4] „Nie mehr zurückkehrte dagegen unser Genosse Richard Aßmann, Köpenicks Reichsbannerführer. Dessen unkenntlich gemachten Leichnam fand man in einem Sack verschnürt in der Dahme. Da seine Witwe[5] nicht in der Lage war, die Leiche zu identifizieren, begleitete mein Vater die Tochter, Hilde Aßmann, auf diesem schweren Weg. Der Tote konnte lediglich noch an der Uhr identifiziert werden.“[6] Er wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beerdigt.[7]

Aßmanns Tochter Hildegard (10. Oktober 1907 bis 19. August 1989) war mit dem KPD- und späteren SED-Funktionär Alexander Abusch seit dem Jahr 1931 verheiratet. Richard Aßmann war verheiratet mit Selma und hatte zwei Kinder: Hildegard und Kurt.

Stolperstein Richard Aßmann
  • Bartholomäusnacht in Köpenick. In: Braunbuch über Reichstagsbrand und Hitlerterror. Zuerst erschienen unter dem Titel Livre Brun sur l’incendie du Reichstag et le terreur hitlerìenne. Mit einem Vorwort von Lord Marley. Edition Carrefour Paris 1933, S. 330–331. Gleichzeitig erschienen Ausgaben in Deutsch bei der Universum-Bücherei in Basel und Übersetzungen in die wichtigsten Sprachen der Welt. (Lord Marley war ein einflussreicher Labourpolitiker) Digitalisat
  • Kurt Werner, Karl Heinz Biernat: Die Köpenicker Blutwoche Juni 1933. Dietz Verlag, Berlin 1958. (47 S.)
    • Kurt Werner, Karl Heinz Biernat: Die Köpenicker Blutwoche Juni 1933 mit einem Anhang der Opfer. Dietz Verlag, Berlin 1960. (103 S.)
  • Richard Aßmann zum Gedenken. (Köpenicker Blutwoche 1933.). In: Köpenicker Heimatblatt, 1961, Nr. 1.
  • RICHARD ASSMANN. In: Luise Kraushaar (Hrsg.): Deutsche Widerstandskämpfer 1933–1945. Biographien und Briefe. Band 2. Dietz, Berlin 1970, S. 464–465, Fotografie S. 467.
  • Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in Köpenick und Treptow. Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1995, S. 35, 54, 55, 62, 300. (=Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945. Band 9) ISBN 3-926082-03-8. Digitalisat
  • Christiane Hoss, Martin Schönfeld, Marion Neumann (Hrsg.): Gedenktafeln in Berlin. Orte der Erinnerung an Verfolgte des Nationalsozialismus 1991–2001. Verein Aktives Museum, Berlin 2002, S. 251.
  • Aßmann, Richard. In: Hans-Joachim Fieber (Hrsg.): Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Band 1. Trafo, Berlin 2004, S. 51.
Commons: Richard Aßmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Rudolf Hirsch 8. Juli 1950.
  2. Laut Angabe in seiner Sterbeurkunde „zu Berlin-Schmöckwitz am Oder-Spree-Kanal in der Nähe der Gosener Brücke“. Vgl. Richard Aßmann Sterbeurkunde (VVN)
  3. „Bei Schmöckwitz fanden Fischer den Leichnam des Angestellten Assmann“. (Kurt Werner, Karl Heinz Biernat (1960), S. 88.)
  4. „Zwei Reichsbannerleute, Richard Aßmann und Paul Pohle, hatte die SA im Walde bei Köpenick aufgehängt.“ (Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus, Hannover 1960, S. 303.)
  5. Selma Aßmann, geb. Haupt.
  6. Zeugenaussage von Hildegard Feil 1992. (Heinrich-Wilhelm Wörmann, S. 55.)
  7. Joachim Hoffmann: Berlin-Friedrichsfelde. Ein deutscher Nationalfriedhof – Kulturhistorischer Reiseführer. Das Neue Berlin, Berlin 2001, S. 115. ISBN 3-360-00959-2
  8. Die im Jahr 1925 von den Berliner Verkehrsbetrieben in Graal-Müritz errichtete Erholungsstätte wurde nach 1945 als Krankenhaus und Rehabilitionseinrichtung von der sowjetischen Armee genutzt. Sie wurde im Jahr 1951 nach Richard Aßmann benannt und in ein Sanatorium umgewandelt.
  9. SPD Berlin: Gedenktage der Berliner SPD 2005 (Memento vom 7. März 2017 im Internet Archive)